Stray Cats


Gemeinsam ist ihnen das Faible für die amerikanische Musik der 50er Jahre: Rhythm & Blues und Rockabilly. So geschah es fast zwangsläufig, daß sich ihre Wege kreuzten: Dave Edmunds aus Wales produziert heute mit Erfolg die Stray Cats aus New York.

Bevor sie sich gemeinsam auf den Weg zur Loreley machten, holte ME/Sounds sie zu einem Interview ans Telefon.

Diejenigen, die die Geschichte nicht verstanden haben, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Was für die Geschichte gilt, hat auch in der Rockmusik seine Berechtigung: Der Flirt mit vergangenen Epochen der Rockmusik endet oft mit Vergewaltigung; dröges Nostalgieren maß dann für fehlende Originalität herhalten.

Entscheidend bei der Traditions-Pflege ist die Vorgehensweise Und die stimmt einfach bei den Stray Cats; Für ihre Songs verwenden sie Rockabilly- und Rhythm ’n‘ Blues-Strukturen und verarbeiten diese zu einer Musik, die eindeutig in die 80er Jahre gehört.

Die Stray Cats verirren sich nicht in verstaubten Musikarchiven; sie streunen mit offenen Ohren durch die Straßen der Großstadt. Sänger und Gitarrist Brian Setzer: „In Amerika war die große Zeit des Rockabilly in den 50er-Jahren; danach verschwand sie von der Bildflache. Heule kommen zu unseren Auftritten viele 14jährige. Für sie ist diese Musik eine völlig neue Sache. Die denken, wir seien die ersten, die so etwas spielen. „

„I go cat class and I got cat style“, singt die Band in ihrer Hymne „Stray Cat Strut“ Klasse und Stil beweist man etwa auch in Details So gibt das Cover der ersten LP Auskunft über die Tätowierungen der Musiker: Sie stammen von Dennis Cockell in London und von Bob Roberts in New York.

Im Rampenlicht steht Sänger, Komponist und Produzent Brian Setzer. Wie die anderen Cats wuchs er in New York auf, wo zu Hause die Rock ’n‘ Roll-Standards der 50er auf dem Plattenteller rotierten. Die Spuren einer solchen Erziehung ließen sich kaum verwischen. Gleichzeitig aber hing er gegen Ende der Siebziger auch im „CBGBs“ und „Max‘ Kansas City“ herum, zwei ehemaligen Keimzellen einer neuen New Yorker Musik.

Brians erste Band, die Bloodless Pharaos, spielten modernen Rock. Zu hören auf dem Sampler 2×5 NEW YORK NEW WAVE. Aus der Pharaos-Zeit stammt eines der besten Stray Cats-Stücke: „Rumble In Brighton“.

Als die Stray Cats aber feststellten, daß sie 1980 in New York nur wenige offene Ohren fanden, bestiegen sie kurzerhand ein Flugzeug nach London und nahmen alle Auftritts-Möglichkeiten wahr, die sich ihnen boten. Mit dem Ergebnis, daß binnen kürzester Zeit in England das Katzenfieber ausbrach, um sich anschließend auch auf dem Kontinent auszudehnen. Ende 1981 wurde überhastet die LP GONNA BALL veröffentlicht. Sie mußte sich an einem grandiosen Debütalbum messen lassen und fiel bei der Kritik durch. Die Songs waren blues-orientierter und ließen den unverwechselbaren „Cat-Style“ ihres Vorgängers vermissen. In Europa wurde es ruhig um die Stray Cats.

Schauplatz-Wechsel. USA 1983: BUILT FOR SPEED, ein Zusammenschnitt der ersten beiden Stray Cats-LPs, verkauft sich über zwei Millionen mal und liegt wochenlang an der Spitze der US-Hitparade. Eine erfolgreiche Tournee zeigt, daß Amerika mit zweijähriger Verspätung die Stray Cats entdeckt hat.

Lee: „Hier passierte dasselbe wie in Europa. Die Leute haben erkannt, daß wir gute Tanzmusik spielen.“

Brian: Jede Stadt hat inzwischen sogar ihre Rockabilly-Band, von Wisconsin bis Texas.“

Den Stray Cats gelang der Einbruch in diese eher konservative Umgebung als Teen-Idole. Sie präsentieren ihre Musik mit unverwechselbarem Image.

Brian. „Ich glaube, das Aussehen macht einen Teil unseres Erfolges aus. Rock ’n‘ Roll ist viel mehr als nur Musik. Die Einstellung und die Optik spielen eine entscheidende Rolle. Klasse und Stil gehören einfach dazu.“

Wenn die Stray Cats jetzt zum „Rumble“ auf der Loreley ansetzen, haben sie die LP RANT AND RAVE WITH THE STRAY CATS im Gepäck: „Für GONNA BALL hatten wir nicht viel Zeit. Dieses Jahr hat Brian viel geschrieben. Ich glaube, die neue LP erreicht wieder die Qualität der ersten. „