Streaming-Tipps: 6 Serien auf Sky, die sich lohnen
Von „Landscapers“ bis „White Lotus“: Wer trotz zahlreicher neuer Serien bei Marktführer Netflix aktuell nicht fündig wird, kann ruhigen Gewissens mal das aktuelle Angebot von Sky Ticket auschecken.
Sky war mal das schwarze Schaf der in Deutschlands aktiven großen Streamingdienste. Als vorläufiger Tiefpunkt galt das verkackte Serienfinale von „Game of Thrones“: Wegen Serverüberlastungen und anderer technischer Probleme verzweifelten sehr viele der Kund*innen, die letzte Staffel, mindestens aber die allerletzte Folge „The Iron Throne“ im Mai 2019 noch am Tag ihrer Veröffentlichung zu sehen. „Im Vergleich zu den gängigen Streaminganbietern ist Sky der absolute Loser“, befand ME-Redakteurin Hella Wittenberg im selben Monat. Warum das so ist und was der Pay-TV-Sender dagegen tun kann, schrieb sie auch auf.
SUCCESSION
US-Medienmogul Logan Roy ist stein- und einflussreich. Trotz seines hohen Alters, den Umwälzungen in der Newsbranche und durch jahrzehntelange patriarchale Führung provozierter Skandale will er den Chefsessel nicht abgeben. Seine vier erwachsenen Kinder, die von Papa stets Druck und nie Liebe abkriegten, buhlen trotzdem darum. Mal mit-, mal gegeneinander.
„Succession“ ist in seiner Mischung aus Drama, Kapitalismuskritik, Gesellschafts- und Medienkommentar sowie Humor eine der sehenswerteren Serien unserer an sehenswerten Serien nicht armen Zeit. Weil Drehbuch und Regie aus den Familienfehden aber kaum herauszoomen, stellt sich nach bisher drei Staffeln eine gewisse Müdigkeit beim Bingewatchen ein: Im Grunde geht es seit bisher 29 Folgen um kaum mehr als sehr viel Geld und darum, wer wem gerade warum das Erbe streitig machen will. Und wieviel Ehrgeiz, Egoismus und Taktik und wie wenig Work-Life-Balance nötig ist, um eine so genannte Karriere zu erreichen und zu halten.
WHITE LOTUS
Herrlich kurzweilige und schwarzhumorige Satire über reiche Amerikaner*innen auf Hawaii: In einem Edel-Ressort namens „White Lotus“ treffen verschiedene Reisegruppen – darunter eine Familie, ein Paar in Flitterwochen und eine alleinreisende, todtraurige Drama Queen, die die Asche ihrer Mutter im Pazifik verstreuen will – auf die fast immer lächelnden, innerlich aber maßlos genervten Mitarbeiter*innen des Hotels, darunter eine Masseurin, ein heimlich schwuler Personalchef und ein Nachfahre hawaiianischer Ureinwohner, der zur Unterhaltung der Gäste Stammestänze aufführt. In den sechs Folgen der ersten Staffel geht es innerhalb dieses Kammerspiel-Settings unter anderem um Machtmissbrauch, Selbsteinschätzung, (fehlende) Wokeness und Urlaub als Teilzeit-Kolonialismus. Eine zweite Staffel, in der eine neue Gruppe von Gästen in das Ressort herniederfällt, ist bereits in Planung.
EUPHORIA
Sei es der grandiose Soundtrack, die geschickten Genrewechsel oder der sensible Umgang mit Themen wie Sucht, Sexualität und Gender: Schon 2019 erklärten wir Euch, warum „Euphoria“ absolut sehenswert ist. Nun startete die zweite Staffel. Paula Irmschler schrieb über „Euphoria“ in ihrer Popkolumne:
„Die Serie über Teenies, Drogen und Psyche ist das „Skins“ der Generation Z und vielleicht noch etwas schlauer, weil es hier nicht so stark ums Edgysein geht, sondern die Figuren komplexer sind. Depression, Sucht, Sexualität, Missbrauch und Identitätssuche werden ziemlich explizit dargestellt und das ohne mit dem Holzhammer pädagogisch sein zu wollen. Deswegen ist die Serie vielleicht auch gar nicht unbedingt oder ausschließlich was für Jugendliche (ähnlich wie „13 Reasons Why“), sondern vielleicht eher was für Leute, die schon raus aus dieser wahnsinnigen Zeit sind.“
GIRLS5EVA
Ende der Neunziger war die fiktive Girlgroup Girls5Eva als One-Hit-Wonder kurz berühmt. Nun, rund 20 Jahre später, samplet ein angesagter Rapper einen ihrer Songs – und die Band sieht ihre Chance auf ein Comeback. Ihre alten und neuen Texte übertreffen sich in Sinnlosigkeit, Ekel, Fäkalhumor und Fremdscham. Jede Szene ist mindestens absurd. „Girls5Eva“ Serienschöpferin Meredith Scardino schrieb schon bei der hyperaktiven und knallbunten Comedy-Serie „Unbreakable Kimmy Schmidt“ mit, deren Macherin Tina Fey produziert nun auch das hier mit.
LANDSCAPERS
Noch mal schwarzer Humor, diesmal nach einer wahren Geschichte: Susan und Christopher Edwards, erwartungsgemäß grandios gespielt von Olivia Colman („The Crown“, „Broadchurch“) und David Thewlis („Fargo“), flüchteten vor 15 Jahren nach Frankreich, weil sie damals, im britischen Mansfield, einen Doppelmord begingen. Seitdem leben sie von der Hand in den Mund und in einer Scheinwelt zwischen Frank Sinatra, Gerard Depardieu und Cary Grant. In vier Folgen erzählt die Miniserie, erschaffen von Colmans Mann Ed Sinclair, nicht nur dramaturgisch hervorragend von dieser wahnwitzigen Geschichte zwischen Rückkehr, Verhör, Verdacht und Urteil, sondern auch cinematografisch: Figuren durchbrechen mal die vierte Wand, sprechen in Theater-Kulissen über ihre Rollen, erklären sich den Ermittler*innen, reisen mit ihnen vor ihrem inneren Auge in einen Hollywood-Western. Ja, „Landscapers“ ist eine True-Crime-Serie, irgendwie – vor allem ist dieses Kunstwerk eine Liebesgeschichte eines aus armen Verhältnissen stammenden Paar, in dem jede*r für sein Gegenüber alles tun würde.
YELLOWJACKETS
Die erste Staffel von „Yellowjackets“ bietet einen unerwartet launigen Mix aus 90er-Flair, Survival-Drama, Okkult-Horror und Mystery – und beschreitet trotz erzählerischen Parallelen zu „Überleben!“ und „Herr der Fliegen“ ganz eigene Wege. Lest hier unsere Rezension zur Serie.