Studienunterlagen
Die Platten
Über die Diskographie von Frank Sinatra, dem wichtigsten und einflussreichsten Sänger des 20. Jahrhunderts, sind bereits Dissertationen geschrieben worden. Seine Karriere teilt sich in drei Abschnitte: Aufstieg In den 40ern bei Columbia, Star-Status in den soern bei Capitol und wahre Größe ab 1961 mit dem eigenen Label Reprise: Überragend ist „September of My Years“ von 196;, das den 50-Jährigen auf der Höhe seines Schaffens zeigt. „It Was A Very Good Year“ ist unübertroffen! Seine schönsten Aufnahmen macht Sinatra aber nicht mit Hauskapellmeister Nelson Riddle, sondern dem brasilianischen Bossa-Magier Jobim: Auf „Francis Albert Sinatra and Antonio Carlos Jobim“ (und einer Plattenseite von „Sinatra & Company“) swingt sich Ol‘ Blue Eyes durch alle samtenen Jobim-Klassiker, dass Steine erweichen mögen. Tipp! Dean Martin Ist ein weniger starker Album-Sänger-deshalb fährt man mit Kompilationen bestens („That’s Amore“, „Aln’t That A Kick In The Head“ und „Volare“ sollten mit drauf sein). Ansonsten bereitet sein Soundtrack zu „The Silencers“ allein schon wegen des Covers Freude, „Hey Brother, Pour The Wine“ gefällt wegen des Nomen-est-omen-Titels und „Dino“ wegen der Mütze (Vorsicht, Platte ist grottig). Sammy Davis Jr. feiert seine ersten großen Erfolge – wie Martin – in den Fünfzigern. Unter seinen Alben ragen aber zunächst die sensationelle Live-Auf nähme „At the Coconut Grove“ und „Our Shining Hour“ hervor. Ab den späten Sixties ist Sammy ein Fall für die Beatheads: Auf „Now!“ findet sich neben seinem Charttopper „The Candy Man“ beispielsweise eine furiose Gesangsversion von „Shaft“, die an das Original von Isaac Hayes heranragt. Und „Something For Everyone“ hat ein Cover, das nicht zu schlagen ist!
Die Filme
Nachdem Frank Sinatra dafür gesorgt hatte, dass Dean Martin und Shirley MacLaine mit ihm in Vicente Minnellis „Verdammt sind sie alle“ (1958) vor der Kamera stehen durften (unvergessen: Martin nimmt am Grab von MacLaine erstmals seinen Hut ab), kommt es in „Frankie und seine Spießgesellen“ (i960) zum ersten Rat-Pack-Gipfeltreffen (Foto). Regisseur Lewis Milestone wird in die Ecke gestellt, und die Herren Sinatra, Martin, Davis Jr., Lawford und Bishop tun, was sie wollen. Weil’s so schön war, übernimmt das Quintett zwei Jahre später auch in John Sturges‘ Western „Die siegreichen Drei“ alle Hauptrollen – der beste, gewohnt entspannte Pack-Movie. In „Sieben gegen Chicago“ (1964), einem Gangster-Musical nach Robin-Hood-Motiven, nur noch mit Sinatra, Martin und Davis Jr., ist der Lack dann ab. Ein wirklich albernes Filmchen.
Die Bücher
Absolut unerlässlich ist Nick Tosches „Dino“, eine Martin-Biographie so gewaltig und umfassend wie Amerika. Näher ran kann man an diesen rätselhaften, widersprüchlichen Menschen nicht kommen. Gleichzeitig ein ausgezeichneter Geschichtskurs über die USA des 20. Jahrhunderts, der nun endlich auch auf Deutsch zu haben ist. Schnellleser greifen zur launig runtergeschriebenen Martin-Bio von Michael Althen. Sinatra-Afficionados haben die Wahl unter knapp 30 Veröffentlichungen. „Sinatra: An American Classic“ von J. Rockwell erledigt den Job zufriedenstellend. Ins Kuriositätenkabinett gehören Nancy Sinatras „My Father“ und Richard Gehmans „Sinatra and his Rat Pack“ – von 1961!