STYLE COUNCIL
Feinste Soul-Musik tönt verheißungsvoll aus den Boxen, als wir im historischen Reiter-Rund Platz nehmen. Und schon tippelt eine knöchellang berockte Tracie auf hohen Hacken ans Mikro und singt voller Freude und Spaß an der Sache los – eine Freude, die sich dem Publikum unmittelbar mitteilt. Selbstbewußt ist sie geworden und samt ihrer Soul-Squad dem Weller-Schatten wohl endlich entwachsen. Man nimmt ihr auch nicht übel, wenn sie von „The House That Jack Built“ plötzlich eine Zeile vergißt sie hat einfach zu viel Charme. Von Tracie ist sicher noch einiges zu erwarten.
Pause. Dann, frenetisch umjubelt, erscheint das Style Council. Die mit Glanz-Anzügen befrackten Herren Weller und Talbot bestimmen das Bühnengeschehen, stimmstark und attraktiv in vorderster Linie durch Dee C. Lee unterstützt. Trommler Steve hat noch einen quirligen Percussionisten zur Seite, auch das neue Bläser-Trio beeindruckt lautstark. Zunächst.
Doch dann nervt der Sound. Unbegreiflicherweise. Denn man sollte doch annehmen, daß ein Paul Weller sich durchaus einen Profi-Mixer leisten kann.
Aber auch musikalisch wirkt das Konzept streckenweise etwas verkrampft. Die Latin-Funk-Jazz-Mixtur, die auf Vinyl doch meist mitreißend und in sich stimmig ist, wirkt auf der Bühne manchmal bemüht und aufgesetzt. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß hier weiße Middleclass-Kids am Werke sind, die Soul zwar lieben, aber letztlich nicht haben. Ein kaltes Feuer.
Das kompakte Programm wird nahtlos und manchmal auch etwas gehetzt dargeboten; man kommt kaum zum Luftholen oder klatschen. Zwischendurch entsteht auch der Eindruck, das nicht gerade stilvoll agierende und gekleidete Council spiele in der Hauptsache für sich.
Erst bei „You’re The Best Thing“ bricht das Eis, da freut sich die Band hemmungslos mit dem Publikum und bei „Shout To The Top“ tobt das ganze ehrwürdige Gemäuer. Trommler Steve läßt es sich am Ende nicht nehmen, diesen Song dem nagelneuen Prinzen Harry zu widmen, „ehrlich Leute, auch wenn ich Labour wähle“. Englischer Stil.