Style Council
Ich weiß wirklich nicht, warum so viele Interviews mit Musikern gemacht werden. Die meisten haben doch sowieso nichts zu sagen, was über ihr Lieblingsfrühstück hinausgeht.“
Und was hat uns der junge Mann mit dem zeitlosen Mode-Appeal mitzuteilen? Ich gebe Paul Weller ein Stichwort: The Jam.
„Ich habe die Jam Ende 1982 aufgelöst, weil ich nicht wollte, daß wir die Rolling Stones der Punkära werden. Es war der richtige Zeitpunkt, um einen Schlußstrich zu ziehen, wenn wir unsere Glaubwürdigkeit nicht verlieren wollten.“
Glaubwürdigkeit bedeutet für Weller heute, daß er einen Großteil seiner finanziellen Mittel dazu verwendet, Leuten unter die Arme zu greifen, die Begeisterung und Enthusiasmus für eine Sache mitbringen, denen aber eines fehlt, um ihr Talent zu beweisen: Verbindungen und Geld. Darum gründete er ein eigenes Plattenlabel, kaufte im letzten Winter ein Studio, unterhält einen Verlag für junge Autoren und Dichter und ist seit ein paar Wochen an einer Kopieranstalt beteiligt, die Fanzines herausbringt.
Daß er sich seine Schützlinge nach seinem persönlichen Geschmack aussucht und darauf pfeift, ob „die Presse“ sie für vielversprechend hält, spricht für ihn.
Er fühlt sich der Labour Party verbunden, auch wenn er selbst inzwischen auf die andere Seite gehört und zudem meint, daß die Partei zu schwach geworden ist, um
den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden; er beneidet uns um Petra Kelly und die Grünen, die er für eine politische Alternative hält. Daß er auch noch ein Privatleben und eine langjährige Freundin hat, scheint kaum vorstellbar.
Stichwort Zwei lautet: die Musik von Style Council. „Ich mache die Musik, die mir gefällt. Ich will sie nicht mit einem Etikett versehen und in eine Schublade stecken. In meinen und Micks Ohren ist es gute Musik. Das reicht als Bezeichnung aus.“
Schule: „Ich war auf einer stinknormalen Arbeiterkinderschule. Als ich sie verließ, hatte ich das Gefühl, wir würden noch im feudalistischen Mittelalter leben, denn das war das Bild der Gesellschaft, das die dort vermittelten. Der Lehrer ist die absolute Autorität. Du paukst stur, was er dir vorsetzt und lernst nie, die Dinge in Frage zu stellen. Später habe ich dann Unmengen von Büchern gelesen. Ich mag zwar immer noch nicht besonders helle sein, aber ich blicke durch.“
Letzte Frage: Möchte er mit seiner Musik und seinen diversen Projekten Meilensteine seines Lebens hinterlassen? Weller grinst wie jene Cheshirekatze, die einst Alice begegnete: „Ich glaube, daß ich noch weitaus bedeutendere Dinge leisten kann als Musik, aber ich habe keine Ahnung, was das sein wird. Vor den Houses of Parliament steht eine Statue von Churchill, und mein Traum ist, daß da eines Tages mein Denkmal steht.“