Sziget 2013 – so war das Wochenende mit Franz Ferdinand und den Editors
Das Sziget-Festival 2013 ist vorbei und es ist Zeit, ein wenig Ordnung in die unendlichen Eindrücke zu bringen. Unser Nachbericht und die Bilder vom Wochenende.
Das Sziget-Festival ist ein Ort außerhalb aller Orte – so hat es zumindest der Philosoph Michel Foucault zu einem anderen Anlass formuliert – und Sonntagnacht verließen die Besucher die Óbudai-Insel in Budapest zum letzten Mal in diesem Jahr. 2013 waren es 362.000 Besucher. So langsam kann man nun die unendlichen Eindrücke sortieren, die man über die Tage im Traumland gesammelt hat. Wir präsentieren nach unseren Berichten und Fotos von Mittwoch, Donnerstag und Freitag den Nachbericht vom Wochenende, unter anderem mit Franz Ferdiand, Mika, den Editors und Tame Impala.
Der Samstag beim Sziget Festival 2013
From the low peaks to the high peaks – so beschreibt ein Sziget-Gänger die Spannbreite des Programms auf der Hauptbühne am Samstag. Das bewegt sich zwischen dem Bariton-Pathos der Editors und dem grellen Falsett von Mika. Dass das aktuelle Album der Editors, THE WEIGHT OF YOUR LOVE, nicht ihr bestes ist, scheint common sense zu sein. Aber auch, dass einem Tom Smith und seine Band zugleich in den Sinn kommen, wenn man an das Indie-Goth-Genre denkt (der größte hipste Vertreter immer noch: The xx). Freilich verglühen immer noch alle Funken („All Sparks“) und ist der Genuss dem Tod nie so nahe wie beim Rauchen vor dem Krankenhaus („Sommers outside the hospital doors“); mit den neuen Stücken, die nicht mehr so Synthie-lastig wie auf dem Vorgänger IN THIS LIGHT AND ON THIS EVENING sind und sich eher epischen Gitarrenentwürfen nähern, schielen die Editors aber auch mehr als offensichtlich Richtung U2-Stadionformat.
Mika knüpft im Anschluss an die vom Holi-Fest farberfüllte Atmosphäre vor der Hauptbühne an. Auf seinen Indie-Glam und die sympathische Art kann sich das Festival einlassen. Das Falsett und der Hut sitzen, über Schwächen im Fingersatz am Klavier sieht man hinweg.
Bei Parov Stelar und Band wird spätabends im Zelt das gefeiert, was sich durch Musiker wie dem österreichischen DJ in vielen Städten längst als Party-Reihe etabliert hat, nämlich der Elektroswing; als Jazzfan lässt man als Gedankenspiel den Beat weg und freut sich, dass sich Saxophon und Trompete mit dieser Basis freier austoben können als bei so manch schwer zugänglichem Jazz-Konzert.
Der Sonntag beim Sziget Festival 2013
Nie fühlte sich das Festival voller an als am letzten Sziget-Tag. Im Abschlusstaumel zog es die Festivalgänger besonders zum Abschlussact David Guetta und den Spruchband-Schotten Franz Ferdinand. Diese stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums RIGHT THOUGHTS, RIGHT WORDS, RIGHT ACTION. Das Set eröffnet „No You Girls“, bevor mit dem funkig-geschmeidigen „Right Action“ einer von drei neuen Songs auf das Publikum trifft. Zackige Klassiker wie „The Dark of the Matinée“ und „This Fire“ ziehen am meisten, aber das Gesamtpaket Franz Ferdinand ist stilvoll, präsent und vor allem gesund: Allergiker Alex Kapranos wäre kurz vor dem Auftritt beinahe von einer Erdnuss niedergestreckt worden.
Dass neben der Hauptbühne am meisten Crowdsurfing ausgerechnet bei den Australiern Tame Impala stattfindet, hätte wohl keiner gedacht: Nachdem sich die Band, die mit Stücken wie „Feels Like We Only Go Backwards“ an die psychedelische Beatles-Ära und an Proto- und Spacerock andockt, durch etwas matschigen Sound gekämpft hat, ist sie zur Mitte des Sets auf dem Höhepunkt. Sänger Kevin Parker, stets im Halbdunkeln verborgen, fordert nun dazu auf, sich durchs Publikum tragen zu lassen, denn das sei einfach die schönste Sache auf einem Festival, sagt er. Dem kommen auch viele nach – manch einer mit, manch einer ohne Kleidung.
„Köszönöm“: Danke, Sziget.