AM PLACE DE LA CONCORDE IN PARIS, MIT BLICK AUF EIFFELTURM LIND den Obelisken, liegt das Hotel de Crillon. An exponierter Stelle, für exponierte Kreise und mit exponierten Preisen. Geri Ilalliwell steigt hier gerne ab, für näch- ste Woche hat sich Tina Turner angekündigt. I leute parkt davor ein silberner Por- sche 911 mit LIS-Kennzeichen: Paris ist neben Long Island Roger Waters' zweite Heimat, hier hat er unlängst seine Oper „Ca Ira" fertiggestellt. Für die Interviews wurde kein Zimmer, keine Suite, sondern der „Salon Citronniere" angemietet - ein ganzer Gebäudeflügel mit lugendstilfenstern, ausladenden Bücherregalen zwi- schen Marmorsäulen, Sitzecken und einem überbordenden Büffet. LImso deplat- zierter wirkt Waters, wie er da in leansklamotten und braunen Slippern mit Bommeln dran auf einer bordeauxroten Antiquität sitzt. Dem lournalisten be- gegnet er höflich und mit abwartender Langeweile. Der Händedruck ist warm und weich, der Blick wandert beim Nachdenken hinauf zum Lüster. F.r lächelt selten. Seine angegrauten Haare sind stümperhaft gestutzt. Waters scheint das zu wissen und rauft sie sich fortwährend. Heute abend sei er mit Marianne Faithfull zum Essen verabredet, meint er entschuldigend, bis dahin wolle er sidi noch „in Form" bringen. Ansonsten wirkt er selbstsicher, erlaubt sich beim Sprechen luxuriöse Denkpausen und vollendet jeden Satz mit einem kleinen Kopfnicken, während seine manikürten Hände auf den Knien ruhen. Nur wenn es um die ehemaligen Kollegen geht, lässt er sich zu gemäßigtem Groll hinreißen und stochert mit dem Zeigefinger in der Luft hemm. Lind über sein zu Verhältnis David Gilmour spricht er wie über eine lange geschiedene Ehe: Abgeklärt und erleichtert, dass es vorbei ist.