Terroristen des Pop


Sachen gibt's, die ergeben keinen Sinn und folgen keinem Plan. Ein Genie des Chaos ist zum Beispiel Bill Drummond, Mastermind von KLF. Er macht Musik, Filme, Fürze, Fiaskos. Er hat Hits, aber keiner weiß, warum.

Das Desaster begann Mitte der Achtziger, nach Drumonds Managertätigkeit für Echo & The Bunnymen. Auszug aus seinen verqueren Projekten: The Jams („Whitney Joins The Jams“ — Acid House mit Sample-Tribut an Whitney Houston), The Justified Ancient Of Mu Mu (veröffentlichten drei LPs, wovon sie eine demonstrativ auf einem Acker verbrannten, nachdem Abba ihnen den „Dancing Queen“-Sample

untersagten. Der Gag: Sie behielten fünf Scheiben und inserierten sie für 3000 Pfund das Stück. Sie verkauften drei.), The Timelords (das erste Auto, das Popstar wurde), Deep Shit Part 3 (von dem nur 6 Exemplare gepreßt wurden) und das Buch „The Manual“ — wie man auf dem schnellsten Weg einen Nr.-1-Hit landet.

Bill Drummond hat es vorgemacht, zuletzt mit KLF. Der Mann ist ein genialer Pop-Terrorist, lebt aber bieder in einem typisch englischen Einfamilienhaus mit Frau und Kind, und grübelt darüber, wie er das eingefahrene Popbusiness und Establishment untergräbt. „Ha, KLF ist erfolgreich, jetzt erwartet die Plattenfirma eine LP von mir. Hmm, sollen sie haben. Wir bringen ein Album mit sieben Versionen von ,What Time Is Love‘ raus.“ Ätsch — das Stück ist schon drei Jahre alt, war in ganz Europa ein Underground-Hit auf Acid- und Warehouse-Parties. Jja, jetzt bringen wir einfach all die ganzen Versionen von dem alten Schinken raus“, lacht Drummond und dröhnt: „Pop braucht entweder weniger Seriosität oder mehr Chaos.“

Wenn das die Firma nicht mitmacht, hat er als Ersatz noch eine KLF-LP in petto: Acht Versionen vom anderen KLF-Kulthit „3am — Eternal“. „Aber ich will nicht mit dem Namen KLF weiter machen, das langweilt doch.“