The Boy Looked At Johnny – Ein Nachruf auf den Rock’n’Roll
Julie Burchill/Tony Parsons Hannibal Verlag, Wien
Dieses überaus wichtige Buch war 1978 im Original genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Jetzt gibt es endlich auch eine deutschsprachige Ausgabe, in schwacher Übersetzung allerdings. Julie Burchill und Tony Parsons gehören zu den härtesten und umfassendsten Kritikern der .Neuen Welle“. Wer die einschlägigen englischen Publikationen verfolgt, weiß, daß dieses Journalisten-Ehepaar nicht zur Garde ewig gestriger Stänkerer zählt, sondern zu den Aktiven der frühen Punk-Szene. Auf der Basis dieser Hintergrundinformationen (kann man denen immer trauen?) präsentieren sie scharf umrissen ihre Einstellung; meistens witzig, originell, oft treffend, auf den Punkt, hin und wieder jedoch auch ziemlich hämisch. In diesem Geiste erinnert THE BOY LOOKED AT JOHNNY an Nik Cohns klassisches AWOPBOPALOOPBOPA-LOPBAMBOOM? nur daß Burchili/ Parsons nicht die Outlaw- und Unrierdog-Mentalität des Rock’n’Roll zum Nonplusultra erheben. Denn dieses Buch ist – wie gesagt – ein Nachruf. Die Autoren durchleuchten Punkstars der ersten Stunden, um hier und da die falschen Fuffziger zu entlarven. (Gewinner: Poly Styrene, Tom Robinson, J. Rotten/]. Lydon). Und sie nahmen voraus, was heute mittlerweile nicht nur in der englischen Musikpresse enrsthaft diskutiert wird: nämlich das Ende der Rock’n’Roll-Epoche und den Beginn eines neuen Pop-(Schlager?)Zeitalters. Verursacht durch die Punkbewegung, nach der es keinen Rock’n’Roll, keine ernstzunehmende Weiterführung seiner verschwitzten Tier-im-Manne-Mythologie geben konnte. (Tip der Redaktion: Tony Parson’s PLATI-NUM LOGIC, die definitive Abrechnung mit dem Business, hier zu beziehen über Tradis, Raderthaler Str. 29/31, 5000 Köln 51). Kai Falke