The Charlatans


SCHARLATANE IN DER DIASPORA: DAHEIM IN ENGLAND SIND DIE RAVE-PIONIERE CHARTstammgäste, zieren die Titelbilder aller Musikmagazine und füllen jedes Stadion. In Deutschland hingegen ist es einmal mehr ein Rudel Unverbesserlicher, das zu den raren Gastspielen der Fünf aus Northwich pilgert. Die letzten liegen inzwischen fast vier Jahre zurück. Folglich ist es auch nicht die jugendliche Brit-Popgemeinde, die an diesem nasskalten Sonntag-Abend den Prime Club füllt, es sind gestandene Thirtysomethings.die die Geschichte der Chariatans schon seit neun Jahren mitverfolgen. Die werden zunächst auf eine harte Geduldsprobe gestellt-und zwar von einem DJ, der das Vorprogramm ersetzt und mit endlosen Beats aus der Konserve nervt, bis erster Unmut aufkommt. Zum Glück sind die oftmals so muffigen Briten an diesem Abend in absoluter Bestform und machen das heißersehnte Live-Comeback zur echten Sternstunde. Ohne Show, ohne viel Bewegung, ohne alles – hier regiert Musik pur. Und davon haben die Chariatans zur Genüge. Neben der neuen Platte „Us & Us Only“ liegt der Schwerpunkt auf den Highlights ihrer bisherigen fünf Alben: „North Country Boy“, „Teilin’Stories“, „Just Lookin'“, „Weirdo“, und, und, und. Eine beeindruckende Werkschau, die mit einer Extra-Portion psychedelischen Grooves und tollen Hammond-Soli angereichert wird. Dabei sieht Sänger Tim Burgess inzwischen aus, wie der junge Jim Morrison: ganz in schwarz, mit wildem Zottel-Haar und beschwörenden Posen. Auch der Rest der Band ist ultra-cool, vor allem Bassist Martin Blunt, der selbst in Lederjacke und bei Sauna-Temperaturen nicht einen Schweißtropfen vergießt. So viel Contenance beeindruckt. Das einzige, was fehlt, sind die ganz großen Hits vom Kaliber „Indian Rope“ oder „The Only One I Know“. Die sparen die Fünf geflissentlich aus und setzen statt dessen lieberauf ein Finale aus „How High“ und „My Beautiful Friend“. Nicht ganz das Erwartete, aber trotzdem schön,