The Church


Heimspiel für The Church; Pilotkonzert und letzte Prüfung, bevor es nach Deutschland geht. Seit einem Jahr sind die Kirchenmusiker nicht gemeinsam aufgetreten. Lediglich Steve Kilbey gab ein vielbeachtetes Solokonzert in Los Angeles. Ansonsten stand die Produktion des jetzt erschienenen Church-Albums GOLD AFTERNOON FIX auf dem Terminplan.

Das Licht geht aus. 1500 Australier johlen, als seltsame Geräusche den alten, riesigen Kinosaal erschüttern: Heultöne, ein wummernder Baß. Trokkeneisnebel wabert über die Bühne, die allmählich in tiefblaues Licht getaucht wird. Dann erscheinen vier schwarzgekleidete Gestalten und dreschen an Schlagzeug und drei Gitarren gleich mächtig los. „Is There Someone There“ mit konstantem Beat und klaren Gitarrenriffs bestimmt den Sound für die nächste Viertelstunde, während verwaschene Farbpaletten auf der Leinwand schimmern. Die Atmosphäre wird mystisch und unwirklich – wie die folgenden Songs vom Album STARFISH. dieser musikalischen Spinnwebe mit ihren verwischenden Klängen und versponnenen Texten. Verschleiert schweben sie durch den Raum: „Hotel Womb“. „Destination“ und schließlich das verträumte „Under The Milky Way“ mit akustischem Gitarren-Intro. aber leider ohne Dudelsack-Solo. Wo soll man in Australien auch einen Dudelsack herbekommen?

Danach hält sich Sänger und Bassist Steve Kilbey zurück und überläßt den beiden Gitarristen Peter Koppes und Marty Willson-Piper die Front. Schließlich arbeiteten alle drei gleichberechtigt am neuen Album, und sie schrieben erstmals gemeinsam Songs – die Band ist nicht länger ein Ein-Mann-Unternehmen. Die aktuelle Single „Metropolis“ bringt das junge Publikum dann in Fahrt – kein Wunder: Die Midtempo-Nummer mit der eingängigen Gitarrenlinie wird in Sydney in jedem Radiosender dreimal täglich gespielt.

Doch auch hier zeigt sich mal wieder, daß die Mädchen bei The Church nicht kreischend auf den Stühlen toben. Obwohl die Fans in Sydney jeden Ton. jedes Wort ihrer Band kennen, hören sie eher gespannt zu und wippen lediglich von einem Fuß auf den anderen.

Anschließend begrüßen Kilbey & Co. den stadtbekannten Sänger Damian Lovelack von den Celibate Rifles zu einer recht mäßigen Einlage. Für dieses „Dancing Barefoot“ kann sich keiner richtig erwärmen, obwohl der neue Church-Drummer Jay Dee Daugherty das Stück recht gut kennt – er trommelte zuletzt in der Patti Smith Group.

In den Zugaben drücken die Musiker noch einmal aufs Tempo. Das gibt einen beinahe ekstatischen Erguß in „Tantalized“ mit Zerhacker und einem wilden Solo von Marty Willson-Piper. Auch „You Took“ vom zweiten Album BLURRED CRUSADE dehnen sie auf fast zehn Minuten aus. Mit diesem furiosen Finale beenden sie ihren angenehmen Zweistunden-Set.