The Communards – London, Hammersmith Odeon


Die Eunuchenstimme ist zurück. Kaum hatten Jimi Sommerville und sein Keyboard-Kollege Richard Coles letzte Hand an ihr neues Album RED gelegt, ging’s schon wieder ab auf die Bühne.

Der Auftakt für die drei Londoner Konzerte findet im Hammersmith Odeon statt, das wie immer eine leicht puffige Atmosphäre vermittelt. Dazu paßt die mit riesigen dunkelroten und grünen Blumen bemalte Kulisse natürlich bestens. Die Stimmung ist prächtig, alle tanzen. Ein paar hartgesottene Fans machen gar den Versuch, Jimis laszive Bewegungen zu kopieren. Aber an Jim kommt keiner ran. Geschmeidig hüpft er zum Beat, rotiert anzüglich mit dem knackigen Hintern und wirft ab und an Richard einen anzüglichen Blick zu. Ein weiterer Eyecatcher ist das weibliche Streichquartett. Hier machte mittlerweile Annie Stevenson Platz für Sonia Flainey. Audrey Riley, Joss Pook und Sally Herbert sind noch dabei.

Der zweite Platz am Mikro wurde neu besetzt: Weil Sarah-Jayne Morris sich für eine Solo-Karriere entschied, nahm Jimi eine alte Freundin aus Glasgow mit in die Live-Riege auf. Caroline Bucklev reicht allerdings sowohl stimmlich als auch in der Ausstrahlung nicht an Sarah heran.

Des weiteren mit von der Partie: June Miles-Kinston an den Drums, Jo Pretzel am Saxophon und Dave Renwick am Baß.

Auf Gitarren hat Jimi aus gutem Grund verzichtet: „Wir sind wohl zur Zeit die einzige Band, die ohne Gitarren auftritt,“ erklärt er. „Ich hasse dieses Instrument, weil es das Instrument der Machos ist. Die Gitarre ist der Penis der Popmusik.“ Die Communards kommen auch ohne das verhaßte Instrument bestens aus. Der Sound ist dicht und — durch die Geigen — sehr emotionsgeladen.

Leider hat Jimi ab und zu mit stimmlichen Ausbrechern zu kämpfen; ausgerechnet die hohen Stimmlagen bereiten ihm Schwierigkeiten. „Don’t Leave Me This Way“ z.B. ist anfangs kaum zu erkennen. Aber das stört eh niemanden: Der Zuschauerchor funktioniert prächtig.

Wie hatte Jimi vor dem Konzert noch so schön gesagt? „Wenn ich während der Proken durch die Halle laufe und mir die Band von hinten ansehe, dann erinnert mich das immer an die Zeiten, als Mädchenbands wie Diana Ross und die Supremes von der Bühne aus gute Laune verbreiteten. Ich sehe die Communards als eine Art Sixties- Revival-Band.“