„The Creator“: Ein Sci-Fi-Thriller voller Bombast und Langeweile
Regisseur Gareth Edwards liefert einen bildgewaltigen Film ab, der leider nichts Neues zu sagen hat.
Als Science-Fiction-Fan sehnt man sich nach endlich wieder neuen und originellen Ideen im (Heim-)Kino. Der 100. „Star Wars“-Aufguss hat mittlerweile ausgedient. Umso mehr stieg die Vorfreude, als Regisseur Gareth Edwards („Rogue One: A Star Wars Story“) seinen ersten Film nach sieben Jahren ankündigte: „The Creator“. Ein Sci-Fi-Thriller, der auch nicht auf einem Buch, Comic oder einer anderen Vorlage basiert.
So originell wie der Trailer andeutete, ist der Film aber nicht. Viel mehr bedienen sich Edwards und sein Co-Drehbuchautor Chris Weitz („About A Boy“) bei allerlei Genre-Klassikern und vergessen dabei, eine eigene Story zu erzählen. Wenig Tiefgang wäre ja nicht schlimm, wenn wenigstens die Action überzeugen würde. Aber selbst die bleibt „The Creator“ auf der Strecke.
Und täglich grüßt der Mensch-Maschinen-Krieg
Zur Handlung: In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft gehören intelligente Maschinen zum Alltag. Bis jedoch eine Künstliche Intelligenz mutmaßlich eine Atombombe über Los Angeles zündet und damit einen Krieg zwischen „dem Westen“ und der KI entfacht. Nur auf dem Kontinent „New Asia“ sind die Maschinen noch erlaubt. Dort entwickeln diese wohl eine Geheimwaffe, die den Mensch-Maschinen-Krieg endgültig entscheiden soll. Der ehemalige Special-Forces-Soldat Joshua Taylor (John David Washington) wird nach Asien geschickt, um die Waffe zu neutralisieren. Die entpuppt sich allerdings als ein Hybrid aus menschlichem Kind und Roboter, das über spezielle Fähigkeiten verfügt.
Schon alleine die Prämisse des Films, die sich anfangs in Überkomplexität verheddert, ist nicht wirklich originell. Maschinen, die als Arbeitskräfte den Menschen das Leben erleichtern sollen, aber nach Autonomie streben, kennen wir bereits seit dem „Matrix“-Spin-off „Animatrix: The New Renaissance“. Bilder, wie die Androiden in der Müllpresse um Gnade winseln, finden wir ebenso in dem animierten Kurzfilm wieder. Eine Atombombe auf Los Angeles, gezündet durch eine KI – so ein Schreckensszenario hatte schon in den 80er-Jahren James Cameron mit dem großartigen „Terminator“ aufgebaut.
Sicherlich ist das Thema Künstliche Intelligenz momentan in aller Munde und eine neue Story über das Thema zu verfilmen, ist durchaus schwer. Allerdings gäbe es hier so viele Perspektiven und neue Blickwinkel, die eingebracht werden können. Jedoch machen Edwards und Weitz genau das nicht. Stattdessen verlassen sich die beiden zu sehr auf altbackene Themen und Symbole, die wir aus allerhand anderen Filmen schon kennen. Dazu gibt es noch etwas „Star Wars“ hier, etwas „District 9“ bzw. „Elysium“ dort, und dann wird alles noch mit Skript-Klischees von verlorener Liebe, „Maschinen sind auch Menschen“ und der Trope vom auserwählten Kind garniert. Selbst wenn Edwards und Weitz vielleicht auch etwas über den Vietnamkrieg oder Ost-West-Konflikt erzählen möchten, sagen sie zumindest nichts Neues.
Wo bleibt die Action?
Für actionreiche Science-Fiction muss das Rad natürlich nicht neu erfunden werden. Mit einem simplen Aufhänger und guten Set-Pieces lässt sich ein unterhaltsames Spektakel inszenieren, das die Vorteile der fiktiven Welt voll ausnutzt. Und selbst das macht „The Creator“ nur bedingt.
Die meiste Zeit wechselt Protagonist Josh auf seiner Flucht mit dem Roboter-Kind Alphie (Madeleine Yuna Voyles) von einem Ort zum nächsten. Wirklich denkwürdige Momente gibt es dabei nicht. Nur etwas erzwungenen Humor und das Gefühl, dass die Autoren nicht genau wussten, wie sie ihre Figuren durch die zugegeben wunderschön eingefangene Szenerie schieben. Action entsteht es hauptsächlich durch übliche Schießereien zwischen Menschen und Maschinen. Das ist zwar alles übersichtlich gedreht und geschnitten, aber wirkt nach dem ersten Mal so spannend wie Farbe beim Trocknen zu zusehen.
Im letzten Drittel kommt dann in einer größeren Schlachtszene doch etwas Spannung auf, wobei die doch sehr an das Finale von „Rogue One“ erinnert, inklusive Pseudo-Todesstern. Als uns der Film zum Schluss in eine völlig neue Umgebung mitnimmt, die mal nicht nach „Blade Runner“ in Südostasien aussieht, kommt doch fast so etwas wie Spannung auf. Leider verlässt „The Creator“ diese Umgebung wieder so abrupt, wie er dort anlangt. Und letztendlich geht hier auch nur darum, Dinge in die Luft zu sprengen, um eine andere Superwaffe auszuschalten.
„Ob Mensch oder Maschine, am Ende sind wir doch alle gleich“
Es ist äußerst schade, dass Gareth Edwards und Chris Weitz keine interessantere Art eingefallen ist, ihre Story zu erzählen. Sicher tut eine simple Geschichte der gepflegten Sci-Fi-Action ganz gut, aber ein wenig mehr Einfallsreichtum hätte „The Creator“ gut getan. Vor allem ein andere Sichtweise auf das Thema wie Künstliche Intelligenz wäre wünschenswert gewesen.
Stattdessen kommt die Moral daher wie aus einem zweitklassigen Kinderbuch: Egal, ob Menschen oder Maschinen, irgendwie sind wir doch alle gleich. Und: Sind nicht wir Menschen die eigentlichen Monster? Kann man so erzählen, wenn natürlich die richtige Perspektive eingenommen wird, was bei „The Creator“ jedoch nicht passiert. Merkwürdigerweise ist der Streifen in der Hinsicht weder übermoralisch noch neutral, sondern bezieht Stellung, ohne genaue Gründe zu vermitteln. Die Maschinen sind am Ende doch die Guten, weil …?
Was bedeutet überhaupt die fortschreitende Maschinisierung der Menschheit? Können Maschinen gar fühlen? All das schneidet „The Creator“ an, ohne sich damit richtig befassen zu wollen. Die Moral von „gute KI, böse Menschen“ wirkt in Zeiten, in denen nicht nur Hollywood-Autor:innen deswegen um ihre Jobs fürchten müssen, auch etwas fehl am Platz. Ein differenzierterer Ansatz, der sich beide Seiten ansieht und zum Nachdenken anregt, hätte gut getan. Das Thema rückt eher in den Hintergrund für schöne Landschaftsaufnahmen und durchaus überzeugende Spezialeffekte – die Spezialitäten von Gareth Edwards.
Was bleibt, ist eine zu naiv erzählte Parabel über eine zukünftige Welt, in der Mensch und Maschinen zusammenleben. Wenn es denn wenigstens mit der Spannung geklappt hätte, gäbe es darüber nichts zu meckern. Aber da „The Creator“ viel zu viel Zeit vergeudet und keine unterhaltsame Action bietet, entpuppt sich der Film leider als ein unorigineller Abklatsch altbackener Hollywood-Klischees.
„The Creator“ kann ab jetzt bei Disney+ gestreamt werden.