The Crusaders


Kaum zu glauben: Da gibt es eine Gruppe, deren drei Gründungsmitglieder nun schon seit über 25 (in Worten: fünfundzwanzig) Jahren zusammenspielen - The Crusaders.

Kaum zu glauben: Da gibt es eine Gruppe, deren drei Gründungsmitglieder nun schon seit über 25 (in Worten: fünfundzwanzig) Jahren zusammenspielen – The Crusaders.

Nesbert Hooper „Stix“, Joe Sample und Wilton Lewis Felder kennen sich von klein auf. Joe spielte Klarinette, Wilton Saxophon und „Stix“ trommelte dazu den Marschrhythmus in der Schülerkappelle der Wheatley High School in Texas. Doch damit wollten sich die drei nicht zufriedengeben und riefen Anfang der 50er Jahre ihre eigene „Wir sind mit Gospel-Songs, schwarzem Blues und Rhythm & Blues aufgewachsen“, erinnert sich Joe, „haben dann aber unsere Liebe zu spontanen Jazz-Improvisationen entdeckt und unseren eigenen Stil entwickelt.“ Mit dem neuen Gruppennamen „Modern Jazz Sextett“ gliederten sich die Schulfreunde zusammen mit einigen Begleitern in die Jazz-Szenerie ein. „Aber wir wollten unsere musikalische Herkunft niemals verleugnen“, meint Joe, „selbst wenn wir altbekannte Jazz-Standards spielen, bleiben unsere R&B-Einflüsse spürbar. So hatte die Band mit dem eigenwilligen „Gulf Coast Texas Rhythm & Blues-Jazz“-Stil in Texas bald eine gewisse Anhängerschaft und ging 1958 nach Los Angeles.

Zwei Jahre tingelten sie als „Night Hawkes“ durch R&B-Schuppen und Nightclubs. Doch so hatten sie sich ihre Zukunft als Profi-Musiker nicht vorgestellt. Da beschlossen sie, sich erst einmal zu trennen, damit jeder seine eigenen Erfahrungen – beispielsweise als Sessionmusiker – machen kann.

Beinahe hätte das das Ende der vielversprechenden Musikerverbindung bedeutet. Durch die Studioarbeit mit den verschiedenen Jazz-Größen kehrte jedoch das alte Selbstbewußtsein zurück, und durch die neuen Kontakte kam auch ein Plattenvertrag für die alten Freunde zustande. 1961 einigten sie sich auf den neuen Namen „Jazz Crusaders“ und produzierten ihr erstes gemeinsames Album. Gleichzeitig verpflichteten sich die verschiedenen Bandmitglieder als Studiomusiker bei LP-Aufzeichnungen von Joan Baez, Joni Mitchell, Seals & Crofts, Jackson Five und Marvin Gaye – und avancierten binnen kürzester Zeit zu den gefragtesten Session-Leuten der ganzen Szene. Dabei haben die „Jazz Crusaders“ jedoch ihre eigenen Projekte niemals vernachlässigt.

In der Zeit von 1961 bis 1969 veröffentlichten sie die „Kleinigkeit“ von zwanzig Alben und Hessen neben all ihren Tourneen kaum ein wichtiges Jazz-Festival in den Staaten aus. Bei ihren Kritikern stießen die Jazz Crusaders allerdings nicht selten auf Unverständnis. Die eingefleischten Jazz-Anhänger störten sich an den unverkennbaren Soul- und Blues-Elementen, und das Rock-Publikum wollte bei dem Namen „Jazz“ oft erst gar nicht hinhören. Letzteres bedauerten die Jazz Crusaders besonders, denn schließlich waren sie schon immer weit davon entfernt, ihr technisches Können zum intellektuellen Hörerlebnis für die Jazz-Puristen hochzuspielen, „Wir verstehen uns nicht als fingerfertige Avantgardisten, die beweisen wollen, dass sie schwere schnelle Tonfolgen und komplizierte Rhythmuswechsel spielen können“, erklärte Wilton, „wir versuchen vielmehr, eine gute Musik zu entwickeln, mit der man auch mitgehen kann.“ Deshalb auch die Skepsis der Jazz-Kritiker, was die Jazz Crusaders zwar anfangs sehr enttäuscht hat, womit sie später aber dann doch ganz gut fertiggeworden sind. „Zum Teufel“, sagt ,Stix‘, „wenn ich das Schlagzeug mit dem Schmiedehammer spielen will – dann tue ich’s!“

Trotzdem wurden die rebellischen Musiker bis Ende der 60er Jahre ins Jazz-Programm eingeordnet und im Rundfunk nur vereinzelt in den Jazz-Sendungen gespielt. „Selbst wenn unser Stil auch den Rockfans gefallen hätte, konnten sie uns in ihren Sendungen nie hören“, bedauert ,Stix‘, „denn wir waren ja die J-a-z-z Crusaders!“

Sie hatten sich mit dem Zusatz „Jazz“ in ihrem Namen viel zu sehr stilistisch festgelegt, und deshalb beschlossen sie 1970: Das Wörtchen „Jazz“ kommt weg! Seitdem schießt jedes neue Album der Crusaders nicht nur auf Platz 1 der Jazz- und Soul-Hitlisten, sondern kommt immerhin auch in die Pop-Chaits, Für die LP „Crusaders I“, die mehrere Kompositionen von Carol King beinhaltet, erhielt die Gruppe wie auch für ihr zweites Album bereits hohe Auszeichnungen, und auch der vierte Longplayer „Scratch“ und das 1974 veröffentlichte Doppelalbum „Southern Comfort“ stehen kurz vor ihrer Vergoldung.

Anfang 1975 nahmen die Crusaders einen Musiker, der sie schon oft im Studio begleitet hatte, als festes Bandmitglied in ihre Mitte: Larry Carlton, ein Gitarrist mit weißer Hautfarbe. Nach der Herausgabe der LP „Chain Reaction“ Ende vergangenen Jahres haben Joe Sample (Tasteninstrumente), Wilton Lewis Felder (Gitarre), Nesbert ,Stix‘ Hooper (Schlagzeug) und Larry Carlton (Gitarre) mit dem neuen Bassisten Robert ,Pops‘ Popwell nun ein weiteres Album veröffentlicht: „Those Southern Nights“. Das vergangene Viertel-Jahrhundert brachte für sie so manche stilistische Veränderung, und durch den Einfluß von Larry Carlton and ,Pops‘ Popwell zuletzt wieder eine Fülle neuer musikalischer Elemente. Aber geblieben ist die außergewöhnliche Verbindung von Jazz, Blues und schwarzgetöntem Soul mit teils rockigem Rhythmus.