The Cult: Neustart
Nach eher ruhmlosen Zeiten wird wieder heftig gerockt.
Es gibt drei Dinge, die ihn richtig ärgern: Als Relikt der 80er belächelt zu werden, seinen Backkatalog ohne Gewinnbeteiligung auf immer neuen Box-Sets verbraten zu sehen und von der Presse durch den verbalen Kakao gezogen zu werden. All dies kam in der Vergangenheit nicht selten vor. Sei es wegen seines Indianer-Looks, lyrischer Ergüsse wie „Love Removal Machine“ oder missglückter Soloausflüge – Ian Astbury fühlt sich unverstanden und unterschätzt. Dabei hat der heute 38-Jährige alles erreicht, was das Rockbiz zu bieten hat: goldene Schallplatten, protzige Harleys und mehr Groupies und Koks, als ein Körper vertragen kann. Genau deshalb waren The Cult Anfang der 90er leer und ausgepowert – und brauchten eine achtjährige Pause von sich selbst. Gitarrist Billy Duffy spielte mit alten Freunden wie Mike Peters (The Alarm) und Miles Hunt (Wonderstuff), Astbury gründete die Holy Barbarians und flirtete mit Techno und Dance. Ohne nennenswerten Erfolg. Und wenn man erst einmal ganz oben war, tut das gleich doppelt so weh. Genau wie die Erkenntnis, nur gemeinsam und mit einem bestimmten Sound auf Gehör zu stoßen: Mit erdigem Powerrock – Led-Zep-Riffs, simple Melodien und naive Texte inklusive.
Diesen Mix zelebrieren The Cult auf ihrem Comeback-Album „Between Good And Evil“ (Veröffentlichung: 5.6.), das an die metallische Härte ihrer Klassiker „Ceremony“ und „Electric“ anknüpft. „Es ist der bewährte Cult-Sound, aber auf eine moderne, frische Art“, protzt Duffy und verweist auf eine Reihe frontaler Gitarrensalven, die auch von Korn oder Pantera stammen könnten. „Wir haben kein Problem mit diesen Bands – die spielen wir immer noch an die Wand.“ Was nicht nur schamlos übertrieben ist, sondern auch im krassen Gegensatz zu Astburys künstlerischen Ambitionen steht. Denn eigentlich will sich der Wahl-Kalifornier als Maler profilieren („Ich liebe Van Gogh und Pollack“), die Chinesen aus Tibet vertreiben („Mein größter Wunsch“) und zu Jim Morrisons 30. Todestag mit den verbliebenen Doors auftreten. „Ich kenne Ray Manzarek schon seit Jahren. Er ist so etwas wie mein Mentor. Als er mich fragte, ob ich einspringen wolle, sagte ich sofort zu.“ Seine Feuertaufe hat er bereits auf der Tribut-CD „Stoned Immaculate“ bestanden. Laut Astbury ein „durchschnittliches Album, wobei unser Song noch am besten war“. Die Presse in Amerika nannte seinen Gesang hysterisch und aufgesetzt. „Die haben keinen Respekt“, so der gekränkte Musiker. Daran hat sich auch nach einer Dekade noch nichts geändert.
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