The Cult: New York, Roseland


Fünf Jahre nach dem letzten Album und vier nach dem offiziellen Split steht sie jetzt also ins Haus – die Cult-Reunion. Die Zeiten, als sie mit epischen Hardrock-Alben wie „Electric“ oder „Sonic Temple“ Millionen scheffelten, sind für Ian Astbury und Billy Duffy natürlich lange vorbei, statt durch die Sportarenen der Mitt-Achtziger geht die Reise durch kleinere Clubs. Doch zumindest zeigen sie dabei Würde: Statt sofort ein schwächliches Reunion-Album auf den Markt zu werfen, machen sich Astbury und Duffy, unterstützt von Drummer Matt Sorum (Ex-Guns’N Roses) und Neuzugang Martyn Le Noble (Ex-Porno For Pyros), auf Ochsentour: 28 Konzerte zur Selbstfindung, Bestandsaufnahme und Wiedervereinigung mit dem verbliebenen harten Kern der Fanbase. Und siehe da, man ist erstaunlich fit dabei: Astbury ist immer noch der geborene Performer, der mit Sonnenbrille, Tambourine und laszivem Hüftschwung jede Gothic-Mutti in Ekstase versetzt – und trifft neuerdings jeden Ton, Billy Duffy glänzt durch wilde Gitarrengott-Posen und greift nicht mehr ganz so oft daneben. Eine positive Überraschung – aber im Gegensatz zu früher haben The Cult ja auch keinen visuellen Schnickschnack, hinter dem sie sich verstecken könnten. Im Gegenteil: Die Show ist spektakulär unspektakulär, der Vortrag dafür um so fesselnder. Aber schließlich konzentriert man sich auch auf Hits, sprich: Das Beste aus „Love“, „Electric“, „Sonic Temple“, ein wenig „Ceremony“ und sogar ein paar Kostproben vom ’84er-Debüt „Dreamtime“. Die Rechnung scheint aufzugehen: in Los Angeles mußten The Cult gleich sechs (!) Zusatzkonzerte spielen. Und weil sich damit mehr verdienen läßt, als mit kostspieligen Europa-Tourneen, steht Deutschland erst Anfang 2000 auf dem Tourplan. Dann ja vielleicht schon mit dem – also doch! – neuen Album, das die Vier in den nächsten Wochen angehen wollen.