The Elwins
Wenn Ricky Gervais es nicht weiß, wer bitte dann? Der brillante Komiker („The Office“) beschwört in einem Essay alle, die kreativ arbeiten: „Verspielt bleiben wie Kinder!“ So gesehen machen The Elwins alles richtig. Auf offiziellen Fotos schneiden sie Grimassen, springen in die Luft oder verstecken sich hinter Bäumen. Ihr Album-Artwork hat den naiven Charme eines Comics: Es zeigt einen Typ, der Vögel füttert. Die Elwins stellen ihr Merch größtenteils selbst her – Buttons, Stoffb eutel, auch Sonnenbrillen, Tassen und Unterhosen. Und als wäre all das nicht schon silly enough, bezeichnen die vier Kanadier ihre Musik ganz ironiefrei als „a happy rock kind of thing“.
Nachfrage bei Feurd, dem zwirbelbärtigen, Zappa-liebenden Gitarristen und Keyboarder der Band: Wie darf man sich bei so viel offensivem Unernst die Aufnahmen zum Debüt AND I THANK YOU vorstellen? „Im Studio habe ich mich gefühlt wie ein kleiner Junge im Süßwarenladen“, sagt der 25-Jährige und erklärt, was den inneren Fünfjährigen zum Toben brachte: „Da gab es so viel coole, alte Technik: Mikrofone, Amps, Gitarren, wohin man auch schaute!“ Der ehemalige Jazzmusikstudent fand im Bear Creek Studio nahe Seattle ein kleines Paradies vor.
Dorthin waren die vier aus Keswick, Ontario stammenden Jungs mit über 40 Songs angereist. Heraus kam etwa die erste Single „Forgetful Assistance“, die anfängt wie „Stand By Me“ von Sam Cooke, um dann in eine ziemlich coole Mischung aus Vampire Weekend und Darwin Deez überzugehen. Bei anderen Songs schimmern deutliche Surf-Pop-Anleihen durch. Überhaupt haben die Elwins nur bei den Guten geklaut. Fragen Sie mal They Might Be Giants! Angefangen hat aber alles mit der Liebe zu den Flaming Lips. „Matt (der Sänger – Anm. d. Red.) und Travis (der Drummer) waren große Fans, besonders von YOSHIMI BATTLES THE PINK ROBOTS“, erzählt Feurd. Statt sich nach der Schule echte Jobs zu suchen, setzten sie alles auf die Band. Ihre erste EP gefiel 2010 Kritikern und Publikum. Supportshows für Tokyo Police Club und Born Ruffians und ein Auftritt bei South by Southwest folgten.
Nun also AND I THANK YOU. Der Titel: eigentlich auch ein Witz: „Matt und Travis hatten einen Fahrlehrer, der das mit seinem sehr starken Akzent sagte. Das wurde ein running gag unter uns. Irgendwann dachten wir:’Warum nennen wir nicht das Album so?‘ Alle Freunde fanden es cool, dachten allerdings, es wäre ein ernst gemeintes Dankeschön. Und in der Tat: Wir sind so vielen Leuten dankbar für ihre Unterstützung. So ist aus dem einstigen joke irgendwann Ernst geworden.“
CD im ME S. 5, Albumkritik S. 81
Der Bandname geht zurück auf den Film „Willow“. Dort gibt es Hobbit-artige Wesen, die Nelwyns heißen. „Wir haben aber immer Elwins verstanden“, so Feurd.
Die Bandmitglieder sind nicht miteinander verwandt, auch wenn dies ob des angeblichen Familiennamens oft vermutet wird.
Klingt wie: The Shins, Darwin Deez, Vampire Weekend