The Faint München. Atomic Cafe
Diese Band ist eine Rockmaschine, sie läuft mit Blut und Strom, versetzt uns elektronische Beats und echte Schläge, beides punktgenau.
Getaktet werden The Faint auch live von einem Sequencer. Doch weil sich die Band nicht knechtend-rechtschaffen vom Tempomaten durchs Programm schleifen lässt, sondern als Kapeüe gewordene Pumpstation pumpt und pulsiert, als wolle sie die Belastungsgrenzen des programmierten Vierviertel-Diktators neu ausbrutzeln, entfaltet sich in einem überaus knackigen Konzert eine Dynamik, von der Depeche-Mode-Konzertgänger dann vielleicht lieber doch nicht träumen, weil: Den Sex, den macht dort ja schon Gahans Body und Gores Fummel. Und genug ist’s. Umgekehrte Verhältnisse bei The Faint, die als nonstop vom Projektor mit Zeichentrick, Collagen und aus Nachrichtlichem zusammengeschnittenen, vermeintlich politisch motivierten Filmchen bebilderter Livekörper sich fast ausschließlich dem kollektiven Drücken und Schieben und Feuer-unterm-Arsch-Machen verschrieben haben, dem Sexbeat also. Da mag sich Todd Baechle mit dem Kajal etwas Ausdruck ins Gesicht gemalt haben und auch in Tanz und striktem Gestus dem New Wave Respekt erweisen – den Frontmann gibt er nicht. Er ist nur der (leidende, quengelnde, bald Klage spuckende] Sänger wie seine in jedem Moment konzentriert auf den Punkt spielenden Mitstreiter Schlagzeuger. Bassist. Gitarrist sind, und vor allem der fies farzende, schneidende Synthesizer bekommt mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit. Weil: Da kommen genau die Riffs her, von denen die auf Handwerk und Hendrix konditionierten Rocktypen von Anfang an behauptet hatten, dass es sie gar nicht gibt: Synthesizer-Riffs. Und man selbst hat sich über die Jahre natürlich auch gefragt: Warum nur fand man Visage und Human League oder auch PIL für ein paar Monate nur so großartig? The Faint geben live mehr als eine Antwort darauf. Sie musizieren in der Gewissheit, dass sie mit ihren Songs, die ausnahmslos Hits sind, weil sie die richtigen, die sexy, die geilsten Parts nicht nur wiederholen, sondern immer weiter intensivieren, dass sie mit diesen Hits 1981 alle die anderen weggeblasen hätten. Das darf man von solchen Revivalern im besten Fall ja auch erwarten: Dass sie mit ein paar Jahren Abstand wissen, wie man es noch besser machen kann. Und das dann auch tun.