The Kooks
Blues hören, Pop sein: Diese Spinner grenzen sich ab vom heißen Britrock.
Junge Männer, die in Rockbands spielen, scheinen heutzutage vor allem ein Problem zuhaben: Erektionsstörungen. Nach „Soft“ (Kings Of Leon) und „Rusted Guns Of Milan“ (Art Brut) ist „Eddie’s Gun“ von The Kooks schon der dritte Song zum Thema in kurzer Zeit. Das Lied spielt allerdings nicht auf Brut-Dichter Eddie Argos an, sondern soll von Sex mit Katie Melua handeln, mit der Kooks-Sänger Luke Pritchard zusammen war. Weil er aber nicht gern darüber spricht, fragen wir nicht weiter nach, als wir ihn in einem Hinterzimmer der geschmackvollen Londoner Konzertstätte „Koko“ treffen, wo die Band aus Brighton am Abend ein Konzert geben wird. Pritchard redet 25 Minuten am Stück: „Im Moment läuft es einfach großartigfür uns. Wir arbeiten mit genau den Leuten zusammen, mit denen wir zusammenarbeiten wollen: keine Business-Typen, sondern Menschen, die Fans von uns sind und unsere Leidenschaft teilen!“ Spricht so ein 2ojähriger? Schwer zu sagen, ein 2ojähriger hört ja eigentlich auch keinen alten Blues oder den gesamten Backkatalog von Neil Young. Schon greift Luke sich die Akustikgitarre und spielt „Pink Moon“ von Nick Drake an. Toll! Da hat Katie wenigstens ein paar gute Platten gehört. „Mit den angesagten Bands haben wir eigentlich wenig zu tun“, sagt Pritchard, „unsere Einflüsse gehen weiter: Reggae, Funk, Soul, Jazz, Blues. Und natürlich Pop. Wir sind eine Pop-Band‘.“ Kaiser Chiefs und Maxi’mo Park lassen den hübschen Lockenmann kalt. Und sonst so? Hier ein paar Eckdaten: Die Kooks (= die Spinner; ein Bowie-Song auf HUNKY DORY) sind zu viert, man errechnet ein Durchschnittsalter von gerade einmal 20 Jahren. Das DebütiNSiDE in/inside out ging in die UK-Top-10; jene Ingredienzen, die auf den ersten Blick erkennbar sind, wurden gut gewählt: XTC, Beatles, Kinks, Supergrass. Es herrscht Basisdemokratie: Alle dürfen Texte schreiben, man komponiert meist zusammen. „Die Musik muß im Vordergrund stehen. Es geht nur um die Musik“, meint Luke und referiert über die Libertines, denn die liebt er. Am nächsten Abend treffen wir den gefallenen Engel Pete Doherty, erst auf einer Kreuzung, dann im Pub. Sein Hemd ist bierbesudelt, er läßt sich weggetreten feiern und verschwindet mit einer blonden Schönheit in der Nacht. Hoffentlich schaffen die Kooks das Genie ohne den Wahnsinn.