The Sparks
Sie posieren auf Bühnen, lächeln von TV-Schirmen und polieren in Interviews ihr Image. Doch wie sind „unsere Stars“ denn wirklich? So ganz privat, versteht sich. Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, dringt ME/Sounds fortan in die Wohnstuben illustrer Lichtgestalten aus Funk und Fernsehen vor und bittet zur erhellenden Führung durchs traute Eigenheim.
Haushalt des Monats:
Wer die Sparks schon immer für skurrile Zeitgenossen gehalten hat, der wird die beiden Brüder Ron und Russell Mael nach Einblick in ihr Hollywood-Hills-Refugium erst recht in die Kategorie „Wunderlinge“ einordnen: Neben einem hochmodernen Aufnahmestudio fangen dort vor allem Zeugen ihrer gemeinsamen Sammelleidenschaft Staub, allerdings kaum museumsreife Kollektionen, sondern vorwiegend Krimskrams und Nippes der blödsinnigeren Art. Aber wie Ron zu Recht fragt: „Was soll man schon in einem Haus sammeln, das früher einmal Harpo Marx als Liebesnest diente? Doch wohl kaum Picassos…“
PLATTEN UND VIDEOS
„Eine zufällige Auswahl von Zeug, das wir uns in den letzten Tagen angehört und angesehen haben. Etwa hier, „Pleasant Dreams“ von den Ramones, von ’81. Die Ramones sind Freunde von uns, und Russell singt darauf auf zwei Songs mit: „It’s not my place in a ’95 world“ und „The KKK took my baby away“. Auch schön: Eine frühe Prodigy-Maxi, „Charlie“, aus der Zeit, bevor jeder meinte, sie gut finden zu müssen. Und ein Box-Set mit Surf-Musik. Wir haben früher selber gesurft, allerdings nie gut. Und nachdem sie uns die Bretter geklaut haben, war’s eh aus mit der Karriere. Hier der eigentliche Schatz der Sammlung: Das „Edward Penishand“-Video. Wir arbeiten an einem Musical, „Mai,The Psychic Girl“, basierend auf einem japanischen Comic-Roman. Tim Burton sollte dabei ursprünglich Regie führen, verkrachte sich aber mit dem Drehbuchschreiber. Zum Abschied hat er uns dieses Video geschenkt. Ein Typ mit Pimmelfingern, grandios. Besser als das Original. Vor allem der Hauptdarsteller: Sikki Nixx, hmpfff…“
trautes heim
BILLIGE MEXIKANISCHE NIPPESFIGUREN Russell: „Ich habe eine Schwäche für dieses Zeug. Wann immer ich nach Tijuana komme, kaufe ich mir einen Schwung solcher Figuren. Inzwischen habe ich eine Sammlung, die gut und gerne… na, zwei Dollar wert ist. Alles Pop-Ikonen aus Keramik: Von Ronnie McDonald und dem Budweiser-Maskottchen Spud McKenzie über ET. und Batman bis hin zu Frankenstein und Elvis – so scheußlich findet man die alle nur in Tijuana. Ansonsten ist diese Stadt ja nur noch für zwei weitere Dinge gut: sich Hepatitis und gleich darauf die Medizin dagegen zu holen…“
RAKETEN. NUDELN UND DER KING „Die Rakete ist eine Lava-Lampe. Die hat uns der deutsche WDR, die Sendung heißt „Hit Clip“, als Preis für unser „When do I get to sing ‚My Way'“-Video verliehen. Das unhandliche Ding stand eine Zeitlang bei unserem Manager in Deutschland, und gerade, als der sich dran gewöhnt hatte, nahmen wir es ihm wieder weg. Jetzt müssen wir es nur noch von 220 auf 110 Volt umrüsten. Die Nudeln auf dem Fernseher sind Rons Abendessen von vor drei Jahren – so al dente, daß sie die Eßstäbchen tragen. Nein, Quatsch, das ist natürlich eine sündhaft teure Fälschung aus Tokyo, ursprünglich zum Ausstellen im Restaurantschaufenster gedacht. Im Hintergrund zwei unserer musikalischen Vorbilder: Elvis und die Beatles.“
MICHAEL JORDAN-RELIQUIEN „Wir sind die beiden größten Michael Jordan-Fans. Er ist unser Idol. Ich weiß, wir sind Verräter, weil wir nicht unser Heim-Team, die L.A. Lakers, sondern die Chicago Bulls unterstützen. Aber Jordan spielt nun mal bei den Bulls – und die gewinnen wenigstens. Unsere liebsten Michael Jordan-Stücke: ein Golfball, handsigniert von Michael, noch in der Klarsichtbox verschweißt. Ron hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt, obwohl ich gar kein Golfer bin. Das heb‘ ich mir für kurz vor der Rente auf. Daneben stehen Nike „Air Jordans“ aus den 8oern. Die Originale bringen in Japan mittlerweile 1.500 Dollar. Die hier sind allerdings Neuauflagen Lind haben schlappe 80 Dollar gekostet. Im Hintergrund: Weitere Zeugen unserer Jordan-Mania. Alle jemals mit Michaels Bild drauf erschienenen „Wheaties“-Frühstücksflocken-Schachteln. Bis heute immerhin 20 verschiedene. Dabei mögen wir „Wheaties“ nicht mal besonders. Aber sie müssen gesund sein. Wir behalten nämlich nur die Schachteln und geben den Inhalt unseren Eltern – und die sind steinalt und wohlauf.“