The Teardrop Explodes – London, Hammersmith Odeon


Das Hammersmith Odeon ist ein für Konzertveranstaltungen recht merkwürdiger Ort: Ein umfunktioniertes Kino mit Sitzreihen und Empore, das als solches mit einer Horde undisziplinierter Kids natürlich schlechter zurechtkommt als mit gesitteten Kinobesuchern. Folglich gibt es einen geschäftigen Ordnungsdienst mit Platzanweiserfunktion, die leere Bühne (damit auch die Anlage) wird von einem stabilen Safety Curtain gesichert, in der Pause nach den Delmontes (gute Band) sind Foyer und Bar hoffnungslos übervölkert.

Der von allen Seiten bedrängte T-Shirt-, Button- und Poster-Stand kündet von der neuen Popularität des Julian Cope und seiner Band. Sein „Reward“ hatte ihm den ersehnten Top-Ten-Hit gebracht und damit den Zugang zu jenem Ort, wo er schon lange liebend gerne sein wollte: im Herzen der Massen.

The Teardrop Explodes 1981 ist die Show des Julian Cope. Von der Formation, die „Reward“ einspielte, ist außer Cope nur noch Drummer Gary Dwyer übriggeblieben. Und die Trompeter natürlich. Beide Bläser tragen Militäranzüge und sehen aus wie Fidel Castro. Die siebenköpfige Band spielt vor/unter einer weißen Zeltplane, passend zu den zackigen Trompeteneinsätzen, passend zu Copes pionierhaftem Temperament.

Ein furioser Auftakt: „Books“, „Thief Of Baghdad“, die Band treibt, Cope schwelgt. Die Energie steckt in den Songs, und die Umbesetzungen wirken sich kaum aus. Optisch vermißt man die schalkhafte Erscheinung des David Balfe, sein Nachfolger Jeff (nicht Jan!) Hammer ist um einiges blasser, macht aber einen soliden Eindruck. Auch Troy Täte an der Gitarre ist lange nicht so impulsiv wie sein Vorgänger Alan Gill, aber ebenfalls ein akurater Begleiter. Copes Baß hat Alfie Agius übernommen, und zusammen mit dem stoischen Dwyer bildet er eine knallharte, oft funk-geneigte Rhythmusgruppe, vor der sich Cope sogar des öfteren als Rapper versucht – mit beachtlichem Erfolg: Sein Intro für „Reward“ beispielsweise sorgte gleich mächtig für Stimmung.

Cope hat das Zeug zu einem wirklichen Performer. Seine Verehrung für Scott Walker ist ja mittlerweile bekannt, und mit einigen seiner neuen Songs („Suffocate“, „TheGreat Dominions“) gelingen ihm verblüffende Nachempfindungen von Stil und Dramatik der Walker-Songs. Trotzdem erwecken sie nie den Anschein einer Kopie, denn Cope ist vielseitig genug, verschiedene Einflüsse homogen zu verarbeiten.

Cope ist ein Selbstdarsteller, feuert die Masse an, läßt sich feiern, strotzt vor Selbstbewußtsein, singt „The Great Dominions“ zur Pianobegleitung, während alles nach „Treason“ oder „Bouncing Babies“ schreit. Cope, der Romantiker, hat neues Material geschrieben, das größtenteils noch ruhiger ist als die Songs von KILIMANJARO, ihm noch mehr Raum zum Singen läßt. Eher zum Hören als zum Tanzen. In ihrem Set haben THE TEARDROP EXPLODES beides optimal verbunden. Ein abwechslungsreiches, ein tolles Konzert.