The The


Die perfekte Inszenierung! Matt Johnson entsteigt dem reichlich verteilten Kunstnebel und beglückt seine ebenso reichlich erschienenen Jünger mit einem kurzen, aber heftigen Medley vergangener wie aktueller musikalischer Taten. Der intellektuelle Grübelkopf, das grimmig kurzgeschorene Gewissen des britischen Pop. sucht die Bestätigung vor leibhaftigem Publikum, nachdem er jahrelang entweder im Verborgenen gewerkelt oder allenfalls exzessive Videos unters Volk gestreut hat. The The stehen das erste Mal auf den Bühnen der Welt, und Mastermind Matt hat vorab Großes verlauten lassen: „Ich denke, daß diese Tour für mich ein entscheidender Schrill sein wird. „

Falsch! Diese Tour ist ein Fehltritt. Nichts weiter. So brillant Matt Johnson auf Vinyl sein mag, so mau war er im Konzert. Die auf 5000 Zuhörer abgehängte Düsseldorfer Philipshalle ruhte – trotz mitunter energischem Applaus – in bemerkenswerter Lethargie. Die große Emotion mochte nie aufkommen.

Zugegeben, der Mixer war besoffen, folglich der Sound mitunter eine Zumutung. Besonders Johnny Marr an der Gitarre hatte darunter zu leiden. Dennoch: Auch in den besseren Momenten der Show war Matt Johnson nie der große Performer, den man erwünscht, ja erwartet hatte. Von dichten Nebelschwaden verhüllt und nur schemenhaft erkennbar, da nahezu ausschließlich von hinten beleuchtet, bediente er wohl eher eine nicht vorhandene Schwarzkittel-Klientel als sein real existierendes Misch-Publikum. Laut, leidlich pathetisch und ausreichend mystisch war die Live-Umsetzung der Songs. Doch Gänsehaut lief nie den Rücken herunter.

An der Qualität der Songs kann es nicht gelegen haben. Die Mixtur alter Highlights mit dem neuen Album MIND BOMB gelang überraschend bruchlos. Nur: Diese Songs sind unpassend für das Gemeinschaftserlebnis -Konzert“. Johnsons Themen sind Kälte. Gefühlsleere und (neuerdings) Gott. Sowas kommt nicht gut, wenn 5000 eine Party wollen. Matt Johnson hat sich verschätzt. Durch das handfeste Erscheinungsbild auf der Bühne geht ein Großteil der Faszination von The The verloren. Das Unbekannte, Undurchsichtige, der Reiz des Avantgarde-Projekts, ist geschwunden. Das wundersam verklärte, hassende, hebende, künstliche Individuum Johnson hat sich auf der Bühne in einen ganz normalen, guten Musiker verwandelt. Das ist enttäuschend für ein Publikum, das auf den Messias wartet.