THE WORLD’S END


Die beste Nacht des Lebens: Simon Pegg und Nick Frost beschließen ihre Cornetto-Trilogie mit einem Paukenschlag. „Was ist es, das ihr wollt?“, fragt der Priester in „The Wild Angels“ den Anführer der jugendlichen Bikergang, der auf den Namen Heavenly Blues hört und von Peter Fonda gespielt wird. „Wir wollen frei sein“, kommt die Antwort. „Frei sein, um das zu machen, was wir machen wollen. Frei sein, unsere Maschinen zu fahren, ohne von den Bullen angemacht zu werden. Und wir wollen uns zudröhnen!“ Das spielt in doppelter Hinsicht eine Rolle für den Abschluss von Edgar Wrights „Three Flavors Of Cornetto“-Trilogie. Denn einerseits ist Wrights eigener Showdown unverkennbar wie ein Echo des prägnanten Credos von Roger Cormans frühem Bikerfilm, andererseits hatten Primal Scream den Dialog für den Auftakt ihres zeitlosen Rave-Hits „Loaded“ gewählt, der im Summer of Chemical Love ganz England in Ekstase -und auf Ecstasy -versetzte (davor hatten den Sample bereits Mudhoney für „In An‘ Out Of Grace“ verwendet). „Loaded“ ist in „The World’s End“ der Song, der Anfang der Neunziger fünf Freunden als Soundtrack für ihren Versuch diente, sämtliche zwölf Pubs ihres Heimatkaffs abzuklappern und in jedem von ihnen mindestens ein Bier zu trinken. Ein Versuch, der damals nach dem neunten Pub abgebrochen wurde und seither für Gary King, den damaligen Anführer der Clique, Mahnmal für sein vollumfängliches Scheitern im Leben ist: 23 Jahre später will er die Freunde wieder zusammentrommeln, allesamt mittlerweile gestandene Männer mit Familie und Beruf, um sich noch einmal an der Goldenen Meile zu versuchen, am Nachleben vergangener Glanztaten. Schon Wrights erste Filme seiner Trilogie mit dem Comedy-Dream-Team Simon Pegg und Nick Frost, „Shaun Of The Dead“ und „Hot Fuzz“, waren Filme über Männer, die nicht bereit sind, erwachsen zu werden, weshalb in ihren tristen und gutmütigen Alltag Genrefilme platzen konnten: Zombiehorror und Cop-Buddy-Movie. „The World’s End“ treibt den Ansatz konsequent auf die Spitze, würde allein als Komödie über das bittersüße Wiedersehen alter Freunde und das Abgleichen unterschiedlicher Lebensentwürfe perfekt funktionieren – wie er schließlich auch bizarr als Alien-Invasions-Film funktioniert, denn im Heimatkaff ist nicht nur alles gleich geblieben, sondern, wie spätestens nach dem vierten Pub klar ist, alles noch viel gleicher. Und so zieht man freudig und gespannt mit Pegg und Frost (sowie Paddy Considine, Martin Freeman und Eddie Marsan) durch die Nacht und hat Spaß und erlebt groteske, trunkene Action und Explosionen und (fast) das Ende der Welt. Weil man frei sein will, sich in diesem Film zu verlieren, ohne dumm angemacht zu werden.

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Start: 29. August