They Might Be Giants
Gott bewahre, daß aus John Linnell und John Flansburgh eines Tages tatsächlich Pop-Riesen werden. Immerhin – die großen Plattenfirmen umschmeicheln die netten Amerikaner von nebenan nach ihrer zweiten Langspielplatte heftiger denn je. Doch Massenware kann aus diesem genialen Musikchaos ohnehin nicht werden, schon gar nicht live.
Wenn They Might Be Giants mit Holzfällerhemden und einem hintergründigen Lächeln auf der Bühne stehen, sollte man sich auf ein ungewöhnliches Konzert einstellen. So manchen Zufallsbesucher auf der Flucht vor dem schlechten Fernsehprogramm wird wohl schon der erste Blick auf den Bühnenaufbau irritiert haben: Zwei Gesangsmikros und ein großflächiges Frauenporträt im dreifacher Ausfertigung als Dekoration – that’s it. Die Lösung ist simpel: zwei Musiker, zwei Instrumente, der Rest kommt vorproduziert vom Band. Musik aus der Konserve, das klingt verdächtig nach Langeweile und macht doch eine Stunde lang unverschämten Spaß. Die beiden ungleichen Namensvettern bringen trotzdem vom ersten Ton an mehr Leben auf die Bühne als so manche gut eingespielte Zehn-Mann-Combo. John Flansburgh, mit akuratem Kurzhaarschnitt und schwarzer Hornbrille der amerikanische College-Absolvent, bearbeitet die Gitarre wie Waschfrauen ihr Brett und macht dabei Luftsprünge, die David Lee Roth und Carlo Tränhardt gleichzeitig erblassen ließen. John Linnell, der Gegenpart mit kinnlangem Rothaar und Unschuldsaugen, hält sich verträumt am Akkordeon fest, um mit den richtigen Grimassen am rechten Ort für mimische Kommentare zu sorgen.
Das Liedgut der kuriosen Show kann die angestammten Fans im Publikum allemal befriedigen: Ausnahmslos werden alle Mini-Hits der beiden LPs geliefert. Doch das skurrile Duo hat den Wiedererkennungseffekt gar nicht nötig. Das eigentliche Vergnügen bieten die Versatzstücke, wenn Linnell und Flansburgh eine Zuschauerin auf die Bühne bitten und die Überraschte mit einer Astgabel auf vorbereiteten Metall-Bodenplatten den Rhythmus klopfen lassen oder mit einstudiert linkischen Bewegungen die Funktionsweise der Sonne erklären. Immer bemüht, den Eindruck zu erwecken, als stünden da zwei Zufalls-Bekanntschaften auf der gemeinsamen Bühne, wird trotzdem auf allen Kanälen mit dem Publikum gealbert, gestichelt und philosophiert. Vorwiegend heiter – kein Wunder, daß die beiden sich mittlerweile dagegen wehren müssen, als Comedy Act eingestuft zu werden.
„Rhythm Section Wanted“ heißt ein Stück am Anfang des Abends. Nach viel zu kurzen 60 Minuten ist allerdings klar: Diese zweifelhafte Unterstützung brauchen They Might Be Giants nun wirklich nicht.