Time Bandits – Monty Pythons Geist rumort weiter
Die Tatsache, daß George Harrison als Produzent auftritt oder daß Namen wie Sean Connery und Shelley Duvall in der Besetzungsliste auftauchen, ist für die Attraktivität von „Time Bandits“ absolut zweitrangig. Der unverkennbare Witz des Monty-Python-Geistes erreicht in diesem Film zwar nicht den satirischen Standard vom „Life Of Brian“, schlägt aber mit seinem intelligenten Humor um Längen, was uns sonst gelegentlich als „komisch“ angedreht wird.
Wo das Markenzeichen Monty Python im Spiele ist, kann man sich noch immer getrost niederlassen. Sei es im Fernsehsessel, um John Cleese als den unglaublichsten Trottel unter allen Hoteldirektoren in der englischen TV-Serie „Fawlty Towers“ ins schadenfrohe Visier zu nehmen oder sei es im Kinosessel, wenn die .Ritter der Kokosnuß“ ihr Unwesen treiben oder wenn das genial satirische „Leben des Brian“ beginnt – im Jahre Null, Samstag nachmittag, kurz nach der Sportschau …
Aufregend wird’s jetzt aber erst abends nach den TV-commerdaJs, wenn der Sprößling einer durchschnittlich englisch-spießigen Familie ins Bett kriecht und zwischen Bergen von Spielzeug herkömmlich bis futuristischer Art plötzlich den Time Bandits in die Hände fällt. Die sechs Zwerge sind ein paar bebenswerte Schlitzohren, die dem Supreme Being (Sir Ralph Richardson) eine geheimnisvolle Karte geklaut haben. Diese Karte enthält durch ein Versehen noch ein paar aufregende Zeitlöcher, durch die sich die Gnome mit dem kleinen Kevin im Schlepp jeweils in eine andere Zeit plumpsen lassen.
Die Idee zu diesem abenteuerlichen Fantasy-Trip kam Terry Gilliam an einem Wochenende. Wie es heißt, schlug er ein siebenseitiges Expose an einem Stück in die Schreibmaschine. Zusammen mit dem Monty Python-Kollegen Michael Palin schrieb er daraufhin das Drehbuch und übernahm die Regie.
Die Time Bandits treffen zunächst auf Napoleon; moralisch am Boden und alkoholisiert vergnügt der sich gerade am Kasperltheater und räsoniert über die .Großen Männer“ der Geschichte, inklusive Churchill (!). Er hadert mit seiner Körpergröße und schließt aus naheliegenden Gründen die Zwerge ins Herz. Die lassen aus Dankbarkeit Preziosen aus seiner Kriegsbeute mitgehen und verschwinden durch ein Zeitloch, um ihre Schätze im Sherwood Forest sofort wieder an einen aalglatten Routinier zu verlieren. Sein Name ist Robin Hood und John Cleese verkörpert ihn despektierlich mit der autoritären Gewandtheit angelsächsischen Showmastertums, also verbindlich wie eine Rechenmaschine. Eine der stärksten Szenen dieses Filmes jedenfalls. Schade, wenn der britische Wortwitz durch die deutsche Synchronisation in die Binsen ginge, denn davon lebt der Streifen. Wenn sich die plumpen Gnome distinguiert-weltmännisch an Deck der .Titanic“ aalen und großspurig Champagne ordern oder wenn Sir Ralph als Supreme Being gentlemanlike im Straßenanzug in der Hölle aufkreuzt, um die schrecklichen sechs aus den (sprichwörtlichen) Klauen des Bösen zu befreien, liegt der Witz in der Artikulation.
Bei Monty Python brilliert die Respektlosigkeit, die Banaliserung des Erhabenen, die absurde Kombination des historischen mit zeitgenössischen Verhaltensweisen. Genau das passiert in den besten Momenten von „Time Bandits“, auch wenn der Film längst nicht so hochkarätig ausfällt wie „Das Leben des Brian“ mit seinen blasphemischen und politischen Spitzfindigkeiten.
Die „Prominenz“ übrigens hat bei „Time Bandits“ nur Liebhaberwert. Sean Connery will als König Agamemnon den netten Kevin adoptieren (der sich mit seiner Polaroid wie ein Pauschaltourist durch die Zeitreise bewegt) und die sonst auf Robert Altman abonnierte Shelley Duval (zuletzt als Olive Oil in „Popeye“) flattert kichernd und kieksend nur in zwei Episoden vorbei. George Harrison nimmt als Produzent zwar eine gewichtige Rolle ein – die Musik für „Time Bandits“ teilte er sich allerdings mit Ray Thomas, der sein jüngstes Album SOMEWHERE IN ENGLAND produziert hat.