Tina Turner


Man nennt sie „“Soulkätzchen“, jedoch dürfte dieser Ausdruck eine Untertreibung sein. Denn auf der Bühne wird TINA TURNER zu einer ausgewachsenen Tigerin. Sie schleudert ihre Emotionen ins Publikum, wenn sie sanft das Mikro streichelt, weiss nahezu jeder im Saal, was gemeint ist. Die grosse üppige Frau, der die langen Haare weit über den Rücken hinunter fallen, schafft es immer wieder, ihr Publikum zu wahren Klatschorgien anzuregen. Bei ihren Konzerten kann man nicht ruhig sitzen bleiben, denn ihre Energie ist ansteckend. Sie wirft sich dermassen ins Zeug, dass man meinen könnte, es wäre ihr letzter Auftritt. Wenn TINA vorne im Verband mit der begleitenden Tanzgruppe „“The Ikettes“ sich wie verrückt schüttelt und ihren Sex spielen lässt, wenn ihre Haare nur so um den Körper klatschen, steht ihr Mann meistens passiv im Hintergrund und wird nicht von den gleissenden Scheinwerferfingern erfasst.

Sein Gitarrenspiel hat eher eine begleitende Funktion und die grossen Durchbrüche fehlen seinem Spiel. Er steht ruhig und gelassen im Hintergrund und verfolgt mit Blicken die Bewegungen seiner Frau. Er hat die beste Obersicht, merkt und fühlt, wie die Stimmung im Saal ist. Er ist es immer, die der ersten Akkorde schlägt und weiter anheizt, das Feuer mit neuem Sauerstoff versorgt. Er hat einen unheimlichen Riecher für das, was ankommt. Geboren wurde er in einem Negerghetto in Clarkdale, Mississippi. Doch schon früh sann er auf Möglichkeiten, die Schranken seiner Umgebung zu durchbrechen. „“Entweder Sportler oder Musiker“, das war damals seine Devise. Mit 11 klaute er in einem Kaufhaus eine Gitarre und brachte sich im Selfmade-Verfahren die ersten Griffe bei. Danach tingelte er durch Clubs und schlug sich so recht und schlecht durchs Leben. Später entdeckte er seine Liebe zum Klavierspielen. Er bekam im „“Manhattan-Club“ von St. Louis ein festes Engagement. Dort traf er auch Annie Mae Bullock, die später seine Frau Tina wurde.

Nur durch einen Zufall kam sie zum Singen. Zwar hatte sie früher im Kirchenchor Gospellieder durchgezogen, doch als ihr Ike anbot, einen Song zu übernehmen, war es doch etwas ungewohnt für sie. Die Single „“Fool in Love“ wurde 1959 ein Superhit und verkaufte sich über eine Million mal. In Europa wurde das Gesangsduo erst um 1966 bekannt, als eine in Amerika von Phil Spector produzierte Single „“River deep, Mountain high“ Nummer 2 in den englischen Charts wurde. Jedoch wie „“l’ll never need more, thans this“ wurde auch „“River deep, Mountain high“ in den Staaten ein Fehlschlag. Doch die heissen Live-Shows der TURNERS machten alles wieder wett. Das Publikum war von ihnen begeistert. Janis Joplin rief einmal spontan aus „“Du bist die grösste Soul-Krächze!“ Sam und Dave, bekanntes Soul-Duo wurde von ihnen an die Wand gespielt. Den Stones erging es bei ihrer letzten Amerika-Tournee nicht besser. Mick Jagger musste eine knappe Stunde warten, bis sich das Publikum so weit abgekühlt hatte, dass es für die Stones aufnahmebereit war. Ihre produzierten LP’s strahlen immer etwas von dieser Live-Atmosphäre aus. TINA klingt niemals sterill oder abgeschmackt. Sie ist echt, man kann es ihr glauben.