Tommy


Der Pinball Wizard flippert nun auch in Deutschland. Für Tommy das Musical machten der Veranstalter und die Stadt Offenbach 16,8 Millionen locker

See me, feel me, touch me, heal me“ — was hat das eigentlich mit Rock’n’Roll zu tun? Pete Townshend kann sich bei diesem Thema richtig in Rage reden. „Ich konnte kaum fassen, daß ich mit den Who immer wieder die Songs aus Tommy spielen mußte. Aber die Fans hätten uns umgebracht, wenn wir es nicht getan hätten. In dieser Zeit, Anfang der Siebziger, habe ich diesen Tommy regelrecht gehaßt. Doch jetzt habe ich meinen Frieden mit ihm geschlossen. Wir entwickeln uns jeden Tag weiter, Tommy und ich.“ Stimmt. Denn Tommy wächst seit 25 Jahren. So wurde die erste Rockoper der Geschichte mit prominenter Besetzung verfilmt und diente ungezählten Theatermachern als Quelle der Inspiration. Am Ende landete Tommy am Broadway, wo die Musicalfassung mit dem Wohlwollen von Kritik und Publikum regelrecht überhäuft wurde. Seit Ende April nun flippert der taubstumme und zudem auch noch blinde Bub in Deutschland. Tommy wird achtmal pro Woche in einer für 16,8 Millionen Mark zur Musicalbühne umgebauten Offenbacher Synagoge aufgeführt. Ermöglicht haben dies Konzertveranstalter Peter Rieger und die Stadt Offenbach, die mit dem Tommy-Projekt gegenüber dem mächtigen Nachbarn Frankfürt eigenes Profil zeigt. Wie andere, meist größere Städte auch sehen die Offenbacher im erhofften Musicaltourismus eine Chance, der örtlichen Wirtschaft einen Schub zu verpassen. Und Tommy selbst? Ob er sich wohl als Star eines Tanztheaters wohlfühlen würde? „Am Anfang war ich skeptisch“, erzählt sein geistiger Vater Pete Townshend, „zumal ich mit der Tanzerei überhaupt nichts am Hut habe. Und bei einigen Szenen habe ich auch mein Veto eingelegt. Doch Des McDuff, der Regisseur, hat nun wirklich ein Meisterwerk geschaffen. Noch dazu eins, hinter dem ich auch als Autor voll stehen kann. Ehrlich gesagt, ich bin fasziniert von meinem kleinen Tommy.“ Klein? Ist das nicht ein wenig untertrieben? Doch Townshend winkt ab: „Anfangs habe ich noch nicht um Tommys wirkliche Magie gewußt.“ Im Musical soll man diese Magie nun spüren können. Und zwar, so Townshend, „noch mehr als in der Originalfassung.“