Ton Spion


Hysterisch treibende Gitarrenläufe, konv promißlose Schlagzeugattacken und eine ungewöhnlich knarzige Sangesstimme voll derber Intensität – The Wedding Present spielen mit ihrem zweiten LP-Werk BIZARRO konsequent an harmonisch-flachen Hörgewohnheiten vorbei. Daß sie sich damit mitten in die britischen Charts lärmen konnten, ist für Ausnahmesänger David Gedge zweitrangig: „Richtig aufgeregt bin ich, wenn ich gerade einen guten Song fertiggestellt habe, dann mochte ich alle meine Freunde anrufen und es ihnen erzählen. Nicht Monate später, wenn er in irgendwelchen Hitlisten ist.“ Mit BIZARRO brechen Gedge und seine Musikerkollegen aus Leeds eine überzeugende Lanze für den wahren Rock ’n‘ Roll und gegen aufgetakelte Kommerztrends. Ohne dabei umständliche Worte zu machen: „Ich war noch nie ein großer Freund von Sprache. Es kommt mir nicht darauf on, wie man Dinge sagt, sondern was man sagt.“

„Wenn du den Schweiß in die schwarze Tonzmusik zurückbringen willst, mußt du als erstes deine Drum-Machine auf den Müll werfen und dir einen geilen und hungrigen Schlagzeuger besorgen.“ 1987 ging dem farbigen niederländischen Rapper Rude Boy Remington dieses glänzende Dance-Licht auf. Er verschrottete seinen elektronischen Rhythmusgeber und machte sich in den Clubs Amsterdams auf die Suche nach echten Musikern. Knapp eineinhalb Jahre später avancierte er zu einem der begehrtesten Jagd-Opfer der europäischen Talent-Scouts. Hellhörig waren die Plattenfirmen bei den vielen Konzerten von Remingtons Band Urban Dance Squad geworden: Sie bediente die Red Hot Chili Peppers und David Bowies Tin Machine als Vorgruppe und die Stars fanden überall ein höllisch aufgeheiztes Publikum vor. Verständlich – kombinieren die Holländer doch auch auf ihrem Album-Debüt MENTAL FLOSS FOR THE GLOBE den handgespielten Power-Funk der Peppers mit witzigen Scratches und Samples aus der guten Hip Hop-Schule und einer sägenden Hendryx-Gitarre. Freche und frische Holländer – demnächst auch live auf bundesdeutschen Tanzbühnen.