TV On The Radio Berlin.Knaack
Da kommt die Beatbox ins Stottern: Afromänner fixen an!
Die Schlange vor dem Knaack ist lang. Massen junger Menschen in Leder, mit Piercing, Dreadlocks und Tatoos warten hier auf Einlass. Komisch. So wild haben wir uns das Publikum von TV On The Radio gar nicht vorgestellt. Ein Schild neben dem Eingang klärt auf: Erstens spielen hier heute Bands mit klingenden Namen wie Sworn Enemy, Terror und Walls Of Jericho. Und zweitens stehen wir von dem Magnet Club. Das Knaack liegt drei Häuser die Straße runter. Äh, ja.
Vorne an der Bar sitzt mit seinem riesigen Afro Kyp Malone und gibt Interviews, während sich der Club nur allmählich füllt, mit den üblichen Gestalten aus der Berliner Szene. Als MTV-Moderatorin Jana Palaske mit ihren Freundinnen anrückt, kann’s endlich losgehen. Das New Yorker Trio, live zum Quartett erweitert, entert die Bühne und es passiert – nichts. Zumindest sehr wenig, denn gaaanz langsam lassen sie’s angehen. Doch was wie ein zielloser Soundcheck klingt mit plmkenden Gitarren, stotternder Beatbox und schrubbelndem Bass. gewinnt bald an Wucht und Dichte – um plötzlich wieder abzubrechen. Erst später, als der Schweiß schon von der Decke tropft, wird klar: Das war nur der Anlauf. Denn Silberkehle Tunde Adebimpe, Multiinstrumentalist Malone und Schlagwerker David Andrew Sitek entfachen bald einen schwindelnden Wirbelsturm aus Loops. Hooks und Drive. Was auf dem Album desperate youth. bloodthirsty babes manchmal akademisch und reißbretthaft klingt, ist live der entscheidende Funklel: die clevere Verschränkung von „weißer“ und „schwarzer“ Musik, exerziert an Songs wie „Staring At The Sun“ oder „The Wrang Way“. Schwitzend und treibend frickelt sich die Band durch ihr Set. Und die Menge, angefixt, quittiert die Performance mit offenem Mund und Fäusten in der Luft. Sexy, smart und groß ist das. Unfassbar, dass es diese Band erst seit knapp einem Jahr gibt. Und unvorstellbar, wo sie in einem Jahr sein wird.