Typisch!


Ein Dutzend Alben, um die 80er Jahre besser zu verstehen.

MICHAEL JACKSON Thriller (1982)

1982 waren noch mehr Teile an Jacko gleich alt, und auch musikalisch kam er einheitlicher daher. Doch trotz des von Quincy Jones glattproduzierten Sounds und der öffentlichen Onanie grandioser Studiomusiker ist hörbar, daß Jackson gute Songs geschrieben hatte. Fast nur Hit-Singles, alle unschlagbar groovy und extrem tanzbar. Und heute noch eine Notiz im Guinness-Buch wert.

DURAN DURAN Rio (1982)

Zwei Sänger hatten sie verschlissen, der Erfolg war mäßig – dann kam Simon Le Bon. Der hatte als Kind mal ein Persil-Commercial gemacht und war irgendwie immer noch porentief rein. Als er den Beau in und an sich perfektionierte und Gitarrist Andy Taylor die Haarstylist in der Band heiratete, kam er, der große Erfolg: Mit „Rio“, einem Brett in Sachen Synthesizer-Sounds und dem Hit „Hungry Like The Wolf“.

NENA Nena (1983)

Mit auf halb acht toupierter Frisur, schickem Stirnband und Netz-T-Shirt setzte Nena Modestandards für deutsche Girlies. Auf dem Debütalbum kickste sie sich durch naive Songs und war dabei genauso, wie blühende Teens und Twens in den 80ern zu sein hatten: Erst mal für jeden Quatsch zu haben: „Ich geh‘ mit dir wohin du willst/auch bis ans Ende dieser Welt.“ Hauptsache los, die Richtung war egal.

BRUCE SPRINGSTEEN Born In The USA (1984)

Der Boss besang kritisch die frömmelnden prüden Befindlichkeiten der Reagan-Ära. Beifall von der falschen Seite bekam er trotzdem. Oberster Klatscher: Ex-Präsident Ronald, der leider nur den Refrain des Titelsongs hören wollte. Dabei ist „Born In The USA“ alles andere als stumpfer US-Patriotismus, sondern kerniger Rock mit viel Roll.

HERBERT GRONEMEYER 4630 Bochum (1984)

Ostermärsche, Petting statt Pershing und „Schwerter zu Pflugscharen“. Und mittendrin Grönemeyer. Ein Mann, der neben Verständnis und Einfühlsamkert auch manchmal „Flugzeuge im Bauch“ hatte. Kein Grund, „Bochum“ heute zu belächeln. Herbert war einfach er selbst: bodenständig, menschlich und ein bißchen verkopft – paßte alles prima in die 80er,

PR1NCE Purple Rain (1984)

Früher hieß TAFKAP schlicht Prince und war ein geiler Mann aus Minneapolis.deres ordentlich krachen ließ. Er rieb sich an Sheila E. und anderen Gespielinnen, trug grandiose Rüschenblusen und sang sich durch eine schlüpfrige Lyrik irgendwo zwischen Pop und Poppen. „Purple Rain“ ist ein pompöses Meisterwerk zwischen schwülem Rotlicht und schonungsloser Romantik. Sehr funky, sehr Soles, sehr schön.

FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD Welcome To The Pleasuredome (1984)

„The Power Of Love‘ und das ekstatische „Relax“ waren keine wirklich guten Songs aber verdammt gut gemacht. Wer sich die 80er konzentriert geben will, nimmt die erste LP von FGTH, weil sie die perfekte Blaupause der ganzen Dekade ist: großmäulig, schwülstig, hysterisch, genial überladen und mit einer gelackten Oberfläche versiegelt.

PREFAB SPROUT Steve McOueen (1985)

Prefab Sprout mochten es vom Auftreten her einfach ein paar Nummern kleiner als andere Bands. Paddy McAloon stellte seine Musik nicht in irgendeinen diskursiven Kontext, sondern erzählte in herrlich verträumten Songs kleine Geschichten über Dinge, die in seinem Mikrokosmos den größten Platz einnahmen: alte Rockund Popheroen, Autos, Schauspieler, Fabelwesen und Mädchen.

MADONNA True Blue (1986)

Mit „True Blue“ hatte Madonna nicht nur statt Liedchen auf einmal richtige Songs, sie machte auch einen ganz entscheidenden Schritt, das System Madonna als singendes Gesamtkunstwerk zu etablieren. Einen beträchtlichen Anteil an dieser genialen Masche hatten mehr denn je die Clips zur Platte, in denen sie mit wechselnden Images schwer daran arbeitete, zum role model der 80er zu werden.

THE SMITHS The Queen Is Dead(i986)

Morrissey und seine Smiths preßten das Leidensgefühl der ewig Pubertierenden in knappe, unsterbliche Textzeilen: „And if a double-decker bus/ crashes into us/ to die by your side/ is such a heavenly way to die.“ Nie war Larmoyanz gepflegter in den 80ern – und Zeilen wie diese und prägnante Analysen der ThatcherÄra halfen einer ganzen Generation beim Erwachsenwerden.

DEPECHE MODE Black Celebration (1986)

Auf „Stripped“, der Vorabsingle zu „Black Celebration“, war zum erstenmal auf einer DM-Single eine Gitarre zu hären. Auf dem Album war dann aber wieder alles so, wie es sein sollte: Sämtliche Energien flossen in die Keyboard-Türme, und mit Songs wie „A Question Of Time“ und „A Question Of Lust“ bewies Martin Gore einmal mehr sein Händchen für unerhört eingängigen Synthie-Pop.

U2 The Joshua Tree (1987)

U2 etablierten sich endgültig als das schlechte Gewissen der gelackten 80er.The Edge hatte eine in die Gitarre eingebaute Gebetsmühle, und „die gute Stimme“ Bono Vox gab gekonnt den Messias und litt und darbte nach allen Regeln der frömmelnden Sangeskunst. Die Welt so schlecht, das Leben so karg wie die Wüste auf dem Cover „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“.