Ultravox – München, Deutsches Museum


Die Kulisse auf der Bühne des Deutschen Museums in München zeigte eine kühle Wolkenkratzer-Miniatur-Fassade mit neoklassizistischen Anleihen. Die Musiker standen und saßen steif wie Spielzeug-Figuren hinter ihren Elektronik-Cockpits, hin und wieder schnappschußartig von Scheinwerfern angeleuchtet. Nebelschwaden zogen unheilschwanger über die Bühne – eine Mischung aus 70er- und 80er-Jahre-Interieur.

Der elegische Kathedralen-Sound von Ultravox wirkte dadurch noch verlorener, morbider. Die Band reproduzierte ihre Songs perfekt und routiniert, eine echte Live-Stimmung wollte bis zum Schluß nicht so recht aufkommen. Auffallend war das Repertoire aus vorwiegend alten Nummern von der ersten LP: „All Stood Still“, „Sleepwalk“ und natürlich „Vienna“.

Vielleicht hat Ultravox selbst erkannt, daß die neueren Stücke, vor allem die aus der letzten LP QUARTET, einander zu ähnlich und wohl auch etwas fade klingen. Ausnahme: „Visions In Blue“, das sie recht effektvoll zelebrierten, Billy Curries kurze Einlagen auf der elektrischen Violine wirkten zwar sehr pittoresk, aber ohne Midge Ures pathetischen Sprechgesang wären die elektronischen Durststrecken wahrscheinlich noch kälter ausgefallen. So ganz schien ihm diese eingefrorene Melancholie-Pose wohl auch nicht zu behagen, sonst hätte er nicht dreimal das Publikum zum Tanzen aufgefordert.

Bei „We Came To Dance“ klappte es dann auch – und mit einemmal gab’s in der neuromantischen Fassade einen Sprung, als ein paar ungewohnt schmuddelige und rauhe Gitarrentöne durchschlugen Und siehe da, nicht nur Midge Ure, sondern die ganze Band schien in der plötzlich aufkommenden Rock-’n‘-Roll-Stimmung zu baden. Gegen etwas mehr Entspannung in einem Ultravox-Konzert wäre ja auch wirklich nichts einzuwenden.