Unter Männern


Jeder weiß, daß Freddie Mercury schwul ist, nur einer offenbar nicht: Freddie Mercury. Daß Popstars sich offen dazu bekennen, Männer zu lieben, hört man nur selten — Ehrlichkeit in Sachen Sex hat sich im Musik-Business noch nie ausgezahlt. Ausnahmen, die die Regel bestätigen: Elton John, Holly Johnson, Tom Robinson. Und Andy Bell, der Sänger von Erasure und (s. Foto) Freund gewagter Bühnen-Garderobe. Für ME/Sounds analysiert er das Selbstverständnis schwuler Hitparaden-Stars.

Genau genommen, begann die Popmusik eigentlich erst mit der Entdeckung des Schwanzes. Chuck Berry, Elvis, Jim Morrison, Hendrix, Jagger — das Geschlechtsteil als Fetisch, so wie die Rayban-Brille, die langen Haare oder die „Blue Suede Shoes“. Der Schwanz als Götzenbild auf dem Hochaltar der Popmusik. Was du damit machtest, war relativ wurst, Hauptsache das Ding war DA!

In den 70ern wurde alles anders. Oh die große Drogenwelle besagtem Organ einen eher durchgeistigten Charakter verlieh, ob das ganz große Geld, das plötzlich in der Musikindustrie zu verdienen war, der Brieftasche die größere Beule in der Tasche bescherte, oder ob die sexuelle Revolution im Ausklang der 60er das arme Ding erschlaffen ließ — das festzustellen bedürfte es wohl eine größeren Geistes als des meinen.

Pop jedenfalls wurde kastriert. Man vergleiche etwa die schwarzen Gruppen der 70er und die Popbands der 70er mit ihren Pendants aus den 60ern: Der Glanz und die Glorie waren dahin. Pop war unterhalb der Gürtellinie tot.

Manche werden nun sagen, daß das immer noch der Fall ist. Andere wiederum argumentieren, daß die wachsende Anzahl der Schwulen im Pop so langsam das verlorene Schwanz-Bewußtsein wieder zurückbringt.

Ein Popstar, der mehr als ein paar hunderttausend Alben verkaufen will, der den Status „Idol“ erreichen möchte, muß für jeden etwas bieten: knallhart und zärtlich muß er sein, sexy und sensibel, lasterhaft und verwundbar, sadistisch und masochistisch, männlich und weiblich. Eine wissenschaftliche Studie kam erst zu dem Ergebnis, daß junge Mädchen besonders auf Schwule, Bisexuelle oder androgyne Popstars abfahren — mehr jedenfalls als auf die brustbehaarten Macho-Typen. Entweder weil sie unsicher oder gar abgestoßen sind von ihrer gerade erblühenden Sexualität, oder weil sie in den Stars das perfekte Spiegelbild ihrer selbst sehen wollen.

Der Kinsey-Report fand heraus, daß 30% der erwachsenen männlichen Amerikaner irgendwann in ihrem Leben zumindest einmal an einem homosexuellen Akt beteiligt waren, wobei sich nur 10% der Bevölkerung als absolut schwul bezeichnen lassen.

In den 70ern war es zeitweise hip, von Bisexualität zu reden — Bowie tat es, Jagger, Bolan und die ganzen Glitter Boys: Androgynität von der Stange. Dies zu einem Zeitpunkt, da die amerikanische Psychiatrie Homosexualität immer noch als eine Krankheit bezeichnete. Inzwischen ist Homosexualität zwischen Erwachsenen zwar legalisiert (auch wenn die Buben von Bronski Beat

den starken Arm des Gesetzes spüren mußten, als sie unlängst in einem Londoner Park von der Polizei erwischt wurden), aber immer noch kann man die Popstars an einer Hand abzählen, die offen zugeben, daß sie schwul sind.

Tom Robinson war wahrscheinlich der erste adrett gekämmte „Schwule von Gegenüber“, der ernsthaft sang: „Sing ifyou’re glad to be gay“ (Sing, wenn du glücklich bist, schwul zu sein), und seltsamerweise überwiegend die Hetero-Jungs zum Mitsingen bewegen konnte.

Elton John, der sich offen zur Bisexualität bekannte, machte die meisten Schlagzeilen. Erst kaufte er sich ein Fußballteam und spielte im Kreise der totalen Machos den Gockel — um dann wieder mit allem Pomp zu heiraten.

Boy Georges war der wahrscheinlich am häufigsten Interviewte, jedermanns liebste Schwuchtel, die uns immer wieder versicherte, daß er eine Tasse Tee dem Geschlechtsverkehr jederzeit vorzöge. Und Jimi Somerville (Ex-Bronski Beat, heute Communards) wiederum ist der politisch Engagierteste.

Ich spreche mit Andy Bell von Erasure, der aus dieser kleinen Gruppe von Stereotypen als einer der sensibelsten herauszuragen scheint — ein scheuer und zurückhaltender Sprecher für die Schwulen im Pop. Wir sitzen in einer kleinen Erdgeschoßwohnung in London Hampstead, die sich Andy mit seinem amerikanischen Freund teilt.

„Die Leute raten mir, gar nicht darüber zu reden, aber ich meine, man muß darüber reden, wenn man zu seinem Recht kommen will, wenn man gleichberechtigt leben will.

Als Bowie und Jagger das machten, war es eine modische Angelegenheit, mit Bisexualität zu kokettieren. Ich glaube, sie machten es hauptsächlich, um zu schocken.

Heutzutage ist die Situation etwas anders. Als Frankie Goes To Hollywood ihre Fäuste schwangen und sagten:, Wir sind schwul‘, war das ein Affront — und prompt wurde die Platte boykottiert; man kennt die ganze Geschichte.

Die Art, wie ich an die Sache herangehe, basiert wahrscheinlich auf der gleichen Einstellung, wie sie die Communards und Tom Robinson pflegen: Wir wollen nicht unbedingt Schwule im politischen Sinne sein — obwohl man es vielleicht auch so nennen kann — sondern mehr unsere Homosexualität zelebrieren — und gleichzeitig dafür kämpfen, daß andere Leute es ebenfalls um.

Ich habe gelernt, für mich selbst einzustehen. Früher, wenn irgend jemand auf mir herumhackte, weil ich schwul war, benahm ich mich wie ein Feigling, ließ sie machen, was sie wollten, ließ mich sogar schlagen. Jetzt schlage ich zurück und zahle es ihnen mit gleicher Münze zurück. Aber es wäre schon gut, wenn es etwas mehr Solidarität im Musikgeschäft gäbe.“

Das für l. April geplante Aids-Benefiz-Konzert in London scheint eine gute Möglichkeit zu sein, Farbe

Behauptet Elton nur deshalb, er sei bi, weil er sein Schwulsein kaschieren will?

zu bekennen, „aber es wird nichts passieren“, winkt Andy ab. „Das ganze Aids-Problem, glaube ich, wird als etwas Geschmackloses an den Rand der Gesellschaft abgedrängt.

Viele Musiker befürchten, es werde ihre Karriere ruinieren, wenn bekannt wird, daß man vom anderen Ufer kommt. Aber ich glaube, die Chance, die Karriere zu ruinieren, ist wesentlich größer, wenn sie ihren Mund halten — und jemand zehn Jahre später herausfindet, daß sie’s mit einem Sirichjungen getrieben haben, und das dann alles groß in der Presse erscheint. „

Dagegenhalten könnte man Elton John, einen der ersten Popstars, der sich offen zu seiner Sexualität bekannte. Trotzdem war in den letzten Wochen „The Sun“, das wohl schlimmste Revolver-Blatt der Welt, voll von ihm und skandalösen Behauptungen, er habe Strichjungen für Orgien angeheuert. (Elton dementierte vehement und zieht nun vor Gericht.) Die Schokoladenfirma Cadbury hat nichtsdestotrotz umgehend eine lukrative Serie von TV-Werbespots gestoppt, in denen Elton John herzhaft in den Schoko-Riegel biß. Man befürchtete seitens der Firma, die Konsumenten würden das Gefühl bekommen, etwas Ansteckendes zu kaufen, nachdem der gute Elton die Schokolade in der Hand gehalten habe.

„Vielleicht“, sagt Andy, „ist es sogar noch schwieriger für Bisexuelle, weil es weder das eine noch das andere ist. Und wenn Elton sagt, er sei bisexuell, ist er es dann wirklich? Oder fühlt er sich einfach nur schuldig, schwul zu sein? Will er vielleicht nur die Hälfte des Weges gehen ?

Ob schwul oder bisexuell die britischen Zeitungen lassen sowieso die übelsten Haßtiraden los: ,Schwule gehören vergast‘ und ähnliches Kaliber. Gestern ging ich zu den Aufnahmen für die Platte, die die ,Sun‘ für die Opfer der Zeebrugge-Fähr-Katastrophe organisierte — weil ich denke, daß es sehr wichtig ist, daß auch Schwule zeigen, daß sie sich für andere Dinge einsetzen. Aber ständig halte ich Angst, am nächsten Tag von der ,Sun‘ in die Pfanne geschlagen zu werden, und das hat mich ganz schön fertiggemacht. Aber dann wieder dachte ich mir: „Worum geht’s hier eigentlich? Um die Anti-Schwulen Kampagne der >Sun- — oder um Menschen, die sterben mußten?“ Also ging ich doch hin.

Ich fühlte mich verdammt isoliert, denn ich wußte, daß auch andere Schwule dort waren, die das aber öffentlich nicht zugeben. Nun kannst du dich nicht einfach hinstellen und sagen: „Hallo, ich hin schwul, und ich habe gehört, daß du auch schwul bist, wie geht’s denn so?‘, denn die meisten haben immer noch panische Angst davor, daß es rauskommt. Ich glaube, wenn man schwul ist, sollte man es auch offen sagen. „

Liberace, Pet Shop Boys, Freddie Mercury, Michael Jackson, Prince, Sylvester, Jon Moss, Depeche Mode, Cliff Richard — die Gerüchte kursieren, aber die Dementis folgen auf dem Fuß. Liberace teilte großzügig Verleumdungsklagen aus — bis zu dem Tag, an dem er starb. Sehr wahrscheinlich an Aids.

„Die Sache mit Liberace ist, glaube ich, typisch amerikanisch. Das ist nun mal Hollywood: Jeder hütet es wie ein strenges Geheimnis. Als wir nach Amerika gingen, sagte uns unsere Plattenfirma, auf keinen Fall in Schwulen-Clubs zu spielen; sie wollte nicht, daß wir in die Schwulen-Schublade gesteckt wurden. Man kennt es ja: Die Amis in den Südstaaten …als die hörten, daß Elton John auch mal was mit Jungs halte, vernichteten sie alle seine Platten. „

Freddie Mercury?

„Ich vermute, wenn er aufstehen würde und sich offen zu seinem Schwulsein bekennen würde, müßte er mit einer schweren Breitseite der Presse rechnen. Ich weiß nicht, wie weit die gehen können, um deine Karriere zu ruinieren; bei Boy George sind sie ja schon recht weit gekommen — nicht wahr?

Ich glaube allerdings, viele Leute verbinden das Theatralisch-Aufgedonnerte nicht automatisch mit Schwulsein, bei Freddie Mercury und Boy George denkt man: ,Oh, das sind nun mal Entertainer; die spielen den etwas tuntigen Clown in ihrer eigenen Phantasie-Welt …‘ Leute wie Freddie, — ich frage mich wirklich, wieweit er mit sich und seiner Sexualität im reinen ist?

Vielleicht denkt er sich, indem er es immer dementiert, könne das Schwulsein etwas bleiben, das man eines schönen Tages wie einen Mantel wieder ablegen kann. Vielleicht läßt dich die Unwissenheit des Publikums glauben: Ja, eines Tages schwingt jemand den Zauberstab über mich und ich bin wie die anderen‘.“

Little Richard sagte unlängst, daß er schwul gewesen sei, aber Gott seinen Zauberstab geschwungen und ihn so geheilt habe …

„Ich glaube, wenn du einmal auf der anderen Seite gelandet bist und

Freddie & Boy George: theatralische Posen, um He leros nicht abzustoßen

Sex mit Männern hattest, wenn du einmal über die anfänglichen Schuldgefühle hinweggekommen bist, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß dann irgend jemand noch daherkommen kann und dich mit dem drohenden Finger derart einschüchtert, daß du glaubst, vor irgend etwas Krankem oder Ansteckendem geheilt werden zu müssen. Vielleicht sagt er das ja nur so. Man möchte meinen, jemand von seinem Kaliber sollte damit souveräner umgehen können. „

Und man möchte dasselbe von Cliff Richard denken — ein anderer Mann mit Gott an seiner Seite und einschlägigen Gerüchten rundherum…

„Er war in Sohos Schwulen-Kneipen schon immer ein vertrautes Gesicht. „

Und die Pet Shop Boys haben dieselben Kneipen frequentiert, sie nahmen ihren Namen sogar aus dem New Yorker Schwulen-Slang, um trotzdem lauter als alle anderen zu dementieren.

„Sie sagten ganz kühl: „Worüber regen sich diese ganzen Homo-Aktivisten eigentlich auf?“ Jimi (Somervillej ist überhaupt nicht gut auf die Burschen zu sprechen, weil er sie von früher kennt. Ich weiß nicht, ob die beiden seine Freunde waren, aber eines ist gewiß: Sie lebten in der gleichen Schwulen-Szene. Warum, zum Teufel noch mal, wenden sie sich dann ab, um laut zu schreien: , Wir sind nicht schwul‘?“

Frankie Goes To Hollywood waren eine Zeitlang sehr laut, um sich dann erstaunlich bedeckt zu halten. Als RAGE HARD veröffentlicht wurde, stritt man plötzlich jeden Zusammenhang zwischen der (zum neuen Logo erkorenen) gestreckten Faust und einer eventuellen Anspielung auf homosexuelle Praktiken energisch ab.

„Die haben zu Beginn wirklich auf die Pauke gehauen. Aber es gibt eben heute so viele Leute, die Schwule am

liebsten in die Gaskammer stecken möchten. Und das öffentliche Klima gibt diesen Typen auch noch die Möglichkeit, ihre Ansichten über Radio und TV zu verbreiten und dadurch nette Schwulenhasser zu rekrutieren. Vor dieser Hysterie kann man Angst haben!“

Michael Jackson, Prince, Depcche Mode und der Rest?

„Alles Feiglinge! Der Grund, warum Schwule sagen, was Sache ist, hat doch nur den einen Zweck: Um mit sich selbst in frieden leben zu können. Wie kannst du glücklich sein, wenn du einen solchen Klotz mit dir herumschleppst — bis :-i dem Tag, an dem du dus Zeitliche segnest 9 Ich habe neulich eine Dokumentation im TV gesehen über einen Typen; er war 85 und gab endlich zu, eigentlich schwul zu sein. Und er saß da und heulte über all die Jahre seines Lebens, die er versäumt hatte, da er sehr wohl eine befriedigene Liebesbeziehung, hätte haben können.

Aus Angst vor dem Karriereknick verschweigen viele ihre wahren Neigungen

diese aber immer verneinte, weil er sich seine Neigungen einfach nicht eingestehen wollte.“

Und wie kam’s bei dir raus. Andy Bell?

Jörn Robinson. “ Der heilige Patron der Schwulen im Pop?

„Er ist nicht unbedingt ein Idol, für mich war er nur der auslösende Moment. Ich ging zu einer .Gays In Rock‘-Versammlung, als wir unser erstes Album aufnahmen. Ich wollte es im Popgeschäft zu was bringen, wußte aber nicht, wie ich als Schwuler es anstellen sollte. Die Veranstaltung hat dann überhaupt nichts gebracht, aber anschließend sprach ich mit Tom. Ich fragte ihn: Wie hast du’s angestellt‘.‘ Hast du eine Pressekonferenz, gegeben und einfach gesagt: .Ich bin schwul?‘ Er antwortete: Aber nein, ich habe zuerst angefangen, einen Sticker zu tragen — ein rosa Dreieck oder so was ähnliches — und die Leute fragten mich, was es damit auf sich habe. Irgendwie ist es doch so, als würdest du deinen Ellern etwas beibringen wollen. Du gehst die Sache langsam an, so nach und nach — und jede Person, der du es schon erzählt hast, macht es für dich leichter, mit der nächsten darüber zu reden.‘ Worauf es letztlich ankommt, ist doch folgendes: Wenn du bemerkst, daß du schwule Gefühle hast, aber unsicher bist, solltest du einfach einmal ohne schlechtes Gewissen mit jemandem schlafen.

Und das zweite, was tu um kannst, ist dich dazu zu bekennen: ,Schaut her, hier bin ich, jemand von der schwulen Abteilung. Ich weiß, daß da draußen viele Leute sind, die dus gleiche fühlen. Und ich habe keine Angst, meine Gefilde auszudrücken.‘ Die Leute, die es absichtlich nicht der Presse mitteilen, verbergen es gleichzeitig auch vor den Leuten, die die Zeitungen kaufen. Ich aber möchte gerne helfen, jedem dort draußen, der in der gleichen Situation ist wie ich als Teenager war. Als

ich nämlich dachte, schwul sein wäre etwas Ungezogenes, Schmutziges, Abstoßendes.“

Das war also die positive Seite, was Ehrlichkeit und Selbstverwirklichung betrifft. Der unangenehme Teil ist die Verfolgung durch die Boulevardpresse. Popstars und Sex sind die Hauptingredienzien der britischen Revolverblätter. Eine der großen Tageszeitungen machte gar ein 30000 Pfund Angebot für die Person, die Informationen beschafft, die die Communards in Verbindung mit AIDS bringen. „Einer von Jimis Freunden war nämlich gestorben, und er konnte nicht einmal zu seinem Begräbnis gehen, weil es sonst das reinste Spießrutenlaufen gewesen wäre. Das ist eine Schweinerei. „

Hat es bislang vergleichsweise Erfahruneen für Andy gegeben?

„Bis jetzt noch nicht. Die wirklich üblen Erfahrungen halte ich ohnehin schon als Teenager. Wenn ich in der Schule war, wurde ich mindestens einmal am Tag beschimpft. Du wachst morgens auf und weißt genau, daß mindestens einer zu dir sagen wird: ,Du schwule Sau.‘ Das tut wirklich weh, es macht dich jenig. Inzwischen ist’s leichter, weil ich mich vorwiegend unter Schwulen aufhalte.“

Wie merkt man überhaupt, wer schwul ist und wer nicht?

„Von einigen Leuten weiß man es einfach, wie Limahl zum Beispiel. Ich glaube nicht, daß du es durch das Äußere oder das Verhalten erkennen kannst, in welchem Ohr sie ihren Ring tragen usw. Es ist einfach eine chemische Reaktion: Wenn du dir selbst eingestanden hast, daß du auf Männer stehst, daß du mit Männern geschlafen hast und es dir gefällt, dann merken das auch andere Leute, die das gleiche fühlen. Es ist, als ob du eine chemische Ader in deinem Körper geöffnet hättest. Ich kann nicht jeden, der schwul ist, spontan erkennen, es gibt sehr viele, wo ich es nicht merken würde, aber bei einigen kann ich ’s. „

Also hat der Wunsch, daß sich mehr zu erkennen izeben sollen.

Jimi Somerville: Lob für die Musik, aber Schläge fürs Schwulsein

auch eine persönliche, egoistische Seite: Du hättest eine größere und leichtere Auswahl?

„Klar!“

Andy behauptet, nicht zu wissen, ob Vince Clarke, sein Partner bei Erasure, schwul sei oder nicht: „Vince ist ein sehr verschlossener, sehr zurückgezogen lebender Mensch.“

Da fällt ihm mehr zu Jimi Somerville ein, dem Kopf der Communards, der wohl wie kein anderer Schwuler für Schlagzeilen in der englischen Öffentlichkeit sorgt: „Jimi ging eines Nachts von einem Schwulen-Club zu Fuß nach Hause, als ihn zwei Jungs auflüelten. Einer von ihnen sagte: ,Oh, du bist doch Jimi Somerville, ich mag deine Musik.‘ Der andere sagte: ,Du bist doch eine schwule Sau‘ und verpaßte ihm eine ins Gesicht.“

Was kann man daraus schließen?

„Eine Menge Leute lassen sich durchaus von dem Gedanken anturnen, es auch mal mit einem Mann zu versuchen“, grinst Andy, „aber wenn es wirklich soweit ist, dann kneifen sie die Arschbacken schnell wieder zusammen und reagieren rabiat. „