Vater ohne Schatten


Sophie Auster ist mehr als nur eine Schriftstellertochter. Und die Bücher ihres Vaters Paul hat sie nicht mal gelesen.

Sophie Auster ist müde. „Gestern der Interviewtag, eine lange Nacht, wenig Schlaf.“ (Zigarette, Paradelächeln, die Beautyqueen, selbst jetzt.) Sophie ist die Tochter des Weltliteraten Paul Auster, aufgewachsen in einer Big-Apple-Seifenblase aus existenzialistischen Romanen, Film und Pop, aber „ich habe nie Druck verspürt, mich literarisch oder künstlerisch auszudrücken, das hat niemand von mir erwartet.“ Getan hat sie’s aber: eine Platte gemacht (die heißt wie sie) mit dem New Yorker Duo One Ring Zero, unterstützt vom Papa. Sentimentaler Pop, Märchenmusü, vertonte Franzosenlyrik, klingt manchmal wie Fiona Apple im Cabaret. Promikids ziehen den Neid der Weltaufsich: Popkulturpapas Liebling, Mädchen aus bestem Hause, darf sich als Sängerin verwirklichen. „Es hilft dir, den Fuß in die Türe zu kriegen, aber mehr nicht“, sagt Sophie und weiß, was noch kommen kann. Kinder von Poplegenden, die in deren Fußstapfen treten, scheitern meist an Erwartungen und eigenen Ansprüchen; die „zweite Generation“ der Lennons, Dylans, Zappas hat’s gezeigt. Solche Vergleiche lässt sie nicht gelten: ,John Lennon war populärer als Jesus. Mein Vater ist als Autor bekannt, aber in den USA eher unter Intellektuellen, die meisten Amerikaner kennen ihn nicht.“ Ein Großteil der US-Bürger glaubt laut Umfragen auch, dass Saddam Hussein im Besitz von Massenvernichtungswaffen war. „Ja, das ist schlimm. Ich bin Bush-Gegner und habe protestiert, aber für meine Musik spielt das keine Rolle.“ In den Songs der 18Jährigen haben sich Sounds aus dem Hause Auster

verfangen: Beatles, Stones, Billie Holiday, „die Lieder, die meine Eltern hörten, bis auf die späten Tom-Waits-Sachen, die mein Vater liebt, die sind mir zu lärmig. “ Papas Bücher hat Sophie Auster nicht wirklich gelesen. „Das konnte ich nicht. Eltern sind unantastbar, und wenn du dann liest, wie dein Dad über Sex schreibt – nein, das geht nicht.“ Paul Auster hat drei Texte für die Tochter geschrieben und die Werke französischer Literaten fürs Album ins Englische übersetzt. Warum hat sie nur zwei Texte selbst verfasst? „Damals musste ich Prüfungen am College ablegen, die Platte war eine ganz neue Erfahrung. Auf der nächsten wird mehr von mir zu hören sein.“