Verloren E
LOST IN MARSEILLE, das Debütalbum der Solothuner Gruppe Serie Noire, klingt bei weitem dumpfer als die moderne Aufnahmetechnik eigentlich erlaubt. Das ist der erste Eindruck, den diese Musik vermittelt. Aber nach mehrmaligem Anhören merkt man, wie gut diese technische Unvollkommenheit zu den Songs paßt.
Denn bei Serie Noire ist der Bandname Programm: Er bezieht sich auf die düsteren Schwarz/Weiß-Krimis der dreißiger und vierziger Jahre, bei denen nicht die Handlungen, sondern spartanische Beleuchtung und finstere Kulissen die besondere Atmosphäre der Filme ausmachten. Humphrey Bogart und Lauren ßacall lassen grüßen. So ist es auch mit LOST IN MARSEILLE: die Inszenierung, nicht die Songs, stehen im Mittelpunkt.
Für die Vorbereitungen zum Album ließ sich das Quartett auch reichlich Zeit, zog sich anderthalb Jahre auf einen Bauernhof zurück und probte, bis die unkonventionellen Klangbilder alle Bandmitglieder überzeugten. Geprägt sind die Stücke von einsamen Trompeten-Klängen, sparsamen Keyboard-Arrangements und der Stimme von Jean Philippe-Richard, der mehr keucht als singt. Deutsche, englische und französische Texte meistert er problemlos, ebenso ein Gedicht des Schriftstellers Victor Hugo und eine freie Interpretation des Jacques Brel-Chansons „Ne Me Quitte Pas“.
Von Prätention und kultureller Aufgeblasenheit findet sich dabei glücklicherweise keine Spur. Serie Noire sind lediglich anspruchsvoll und zum Glück auch begabt genug, um ihre außergewöhnlichen, düsteren Klangvorstellungen zwischen Kurt Weill, The Cure und Element Of Crime kompetent zu verwirklichen.