Violent Femmes


Drei Mann sind genug. Oder aber: einer zu wenig. Jedenfalls in Bezug auf die Violent Femmes. Die firmieren zwar seit mittlerweile 19 Jahren als Trio und haben als solches auch nach wie vor Spaß an ihrer ganz speziellen Version von „American Music“, einer Mischung aus Country, Folk, Rock’n’Roll und Punk ohne bunte Haare, dafür aber mit flott gezupftem Standbass. Und dennoch: Den Musikern aus Milwaukee, Wisconsin,fehlt etwas. Der Drummer zwar nicht mehr -Ur-Mitglied Victor De Lorenzo ist mittlerweile ersetzt, an statt seiner bürstet seit 1993 Guy Hoffman das Minimal-Drumkit ab -, aber der vierte Musiker, der geht den Femmes nach wie vor ab. Findet zumindest Cordon Cano, der kleine Mann mit der großen Stimme zwischen Schnarren, Jengeln und Quengeln. Und als potenziellen Kandidaten hat der Vorsitzende der Femmes seit Jahren einen Mann Auge: den griechischen Philosophen Pythagoras. Der ist zwar eher für die Entdeckung rationaler Zahlenverhältnisse bekannt und außerdem schon seit ungefähr 497 v. Chr. mausetot. Was Gano aber gekonnt ignoriert. „Ich weiß nicht, wie seine Musik klingt“, sagt Gano, „doch ich vermute mal stark, er würde ziemlich nah am Sound der Violent Femmes liegen.“ Eine gewagte Behauptung- immerhin bewegt sich der noch immer zwischen dem leisesten alternativen Feten-Kracher der 80er, der Masturbations-Hymme „Blister In The Sun“ und dem elektrischen Rocker „Hollywood Is High“, einem Höhepunkt des neuen Albums „Freak Magnet“, der die Zustände in und um die Traumfabrik ordentlich auf die Schippe nimmt. Wie auch immer und ob nun mit oder ohne Pythagoras: Die Violent Femmes sollte man sehen. Ganz einfach, weil sie Musik machen, die sich zunächst über das Energielevel definiert und die pure Lautstärke hinten anstellt. Mal ganz abgesehen davon, dass man in Klassikern wie Jesus Walking On The Water“ und „Add It Up“ ohnehin mal gebadet haben sollte. Und wenn alles gut geht, dann spielen die Violent Femmes auch ihr Cover des Culture-Club-Smashers „Do You Really Want To Hurt Me“, komplett mit leicht konkretisiertem Text. Statt „Chose my color find a Star“, singt Gano „What’s your favorite color of your favorite car“. Also: Es gibt viel (wieder-)zu entdecken. Für alte Hasen sowieso, und für junge Küken erst recht. American Music since 1981 eben.