Gut 1.000 Gäste hatte seine Plattenfirma in New York eingeladen. Über 3.000 — zumeist sehr wichtige — Menschen wie Prince, Martin Scorsese und Robert DeNiro waren schließlich gekommen, um das zur Zeit am heißesten gehandelte Black Music-Talent zu erleben: D’Angelo, einen 21jährigen Sänger und Multiinstrumentalisten aus Virginia, der sich in der US-Presse und in den Radiostationen eine Jubelhymne nach der anderen einhandelt. Vom neuen Prince, von der Reinkarnation Marvin Gayes ist in den US-Medien die Rede, wenn der Name D’Angelo fällt. Tatsächlich finden sich sowohl der Gnom, der nun Symbol heißen will, als auch die vor einigen Jahren erschossene Soul-Legende neben Einflüssen wie Curtis Mayfield und Earth, Wind & Fire in der mächtig groovenden, aufs Wesentliche konzentrierten Musik des Youngsters wieder. Doch sie bleiben lediglich liebenswerte Klangfarben in einer eigenständigen bis eigenwilligen Mischung aus Soul, Funk und Jazz. „All meine Idole könnte ich jederzeit exakt imitieren. Aber wo bleibe ich dabei? Meine eigene Stimme zu finden und meine Instrumente in meinem eigenen Stil zu spielen, ist eigentlich die wichtigste Aufgabe, die ich mir gestellt habe.“ Es ist noch gar nicht so lange her, da stand D’Angelo noch vor der Entscheidung Knarre oder Gitarre. „Da wo ich herkomme, gibt es nicht viele Möglichkeiten“, knurrt er. Als er sich dann doch für die positivere Variante der Lebensgestaltung entschied, machte er sich gleich intensiv ans Songschreiben und probierte die verschiedensten Instrumente aus. „Ich mag Musik die ehrlich, erdig und natürlich ist. Diese Tugenden will ich auch meiner eigenen Musik einverleiben.“ Das Resultat dieser Bemühungen in Albumform trägt den Titel ‚Brown Sugar‘. Und das Video zum Titelsong rotiert mittlerweile schon heavy auf VIVA und MTV. Dabei vermittelt es einen falschen Eindruck von D’Angelo. Im Clip markiert er den supercoolen Typen. Im richtigen Leben ist er aber ein extrem schüchterner Mensch, dem Reden schwerer fällt als Singen: „Introvertierte Menschen denken ihre Gedanken erst einmal zu Ende. Insofern sind solche Leute vielen anderen gegenüber im Vorteil.“
