Warm, wärmer, Vinyl


Dass viele Musikfreunde weiterhin nicht auf Schallplatten verzichten wollen, hat nicht nur nostalgische Gründe. Die Klangqualität eines guten Plattenspielers kann süchtig machen. Allerdings kostet ein solcher auch gutes Geld.

Rega RP3

Hervorragend klingendes Leichtgewicht (3,7 kg). Trotzdem ist das Gehäuse dieses Plattenspielers äußerst verwindungssteif, da eine zusätzliche Verstrebung zwischen dem Tellerlager und der Tonarmbasis sitzt. Sie hält den handgearbeiteten, sorgfältig eingestellten Tonarm. Die Grundplatte steht sicher auf drei Spezialfüßen und gibt Vibrationen keine Chance. Derart ausgestattet, klingt der Rega höllisch gut – feinzeichnend und druckvoll. Wie bei den meisten seiner Artgenossen funktioniert die Bedienung manuell – bei der Tonarmhandhabung wie bei der Geschwindigkeitsumschaltung: Teller hochnehmen, Riemen umlegen (33 oder 45 U/min), Teller wieder platzieren, fertig.

um 980 Euro inkl. MM-Abtastsystem Rega Elys 2

www.rega-audio.de

Denon DP-300F

Ein Vollautomat mit besonders hohem Bedienkomfort. Auf Kopfdruck startet er die Wiedergabe. Am Rillenende hebt sich der Tonarm sanft, fährt zurück in die Ruheposition und der Kasten schaltet ab. Auch das Switchen der Geschwindigkeit erfolgt per Taste. Seinen Aluminiumteller bewegt der DP-300F mittels Riemen. Dessen Laufruhe verstärkt eine dicke, schwere Gummimatte. Trotz Kunststoffkorpus halten sich so Verzerrungen in Grenzen, das Playback wirkt insgesamt ausgewogen und angenehm. Gibt es an der Hi-Fi-Anlage keinen Phono-Eingang, lässt sich der Denon über den AUX-Eingang des Verstärkers betreiben – dank eines eigenen Phono-Vorverstärkers. Alternativ: der Anschluss an die Mikrofonbuchse des PCs. Praktisch für alle, die ihre Platten digitalisieren wollen.

um 400 Euro inkl. MM-Abtastsystem www.denon.de

Thorens TD 2015

Augen- und Ohrenschmaus: ein stylishes Masselaufwerk aus klarem Acryl mit satten 11 kg Gewicht. Allein der riemengetriebene Aluminiumteller wiegt 3,7 kg. Die gesamte Maschine steht souverän auf vier speziellen Dämpferfüßen. Der Antriebsmotor befindet sich mechanisch isoliert in einer Aussparung innerhalb des Chassis. Keinerlei Laufgeräusche stören deshalb die Musik. Der montierte Tonarm TP 92 bietet viele Einstellmöglichkeiten für einen optimalen Winkel der Abtastnadel zur Schallplatte. Ein „Ringgewicht“ in der Mitte des Armes dient der zusätzlichen Bedämpfung unerwünschter Resonanzen. Die Geschwindigkeit des TD 2015 wird elektronisch umgeschaltet. Der Spieler punktet mit viel Punch, erweist selbst feinsten Tönen große Aufmerksamkeit.

um 2 500 Euro ohne System www.thorens.com

Music Hall mmf – 5.1

Um unliebsame Einflüsse wie Erschütterungen von der Nadel fern zu halten, wurde diesem Plattenspieler eine Sandwich-Gehäusekonstruktion verpasst. Zwischen zwei voneinander entkoppelten Zargen sind Schwingungsdämpfer aus viskoelastischem Material eingefügt. Sie verhindern „bad vibrations“, da Motor, Tellerlager und Tonarm nicht in derselben Holzplatte montiert sind. Um letzten Schwingungen den Garaus zu machen, steht das Konstrukt auf vier Absorber-Füßen. Hilfe für die perfekt nivellierte Aufstellung leistet eine Libellenwaage. Der mmf – 5.1 stellt Musik fundamental in den Hörraum. Mit Liebe zum Detail behandelt er Stimmen und Instrumente. Ebenfalls gut für den Klang: Eine mitgelieferte Klemme presst welliges Vinyl fest auf die Filzmatte.

um 800 Euro inkl. MM-Abtastsystem Goldring G1012GX www.phonar.de

Transrotor Leonardo 40/60 TMD

Eine Klangskulptur als Eyecatcher. Ein 6 cm starker Plattenteller thront auf dem 4 cm dicken Chassis – beide aus Acryl gefertigt und zusammen 24 kg schwer. Auch technisch ist der Leonardo eine Klasse für sich. Innovativ: sein hydrodynamisches Lager mit Magnetkopplung. Dessen enorme Laufruhe basiert darauf, dass die Antriebskraft des Riemens nicht direkt auf den großen Teller wirkt. Ein mit Magneten bestückter Sub-Teller wird durch einen Gurt gedreht. Der eigentliche Plattenteller trägt ebenfalls Magnete. Rotiert der untere Teller, nimmt er den oberen mit. Für ein mit überragender Präzision gemaltes Klangbild aus feinsten Tönen, das völlige Ruhe und dabei Riesenkraft ausstrahlt.

um 3 980 Euro inkl. MM-Abtastsystem UCCELLO www.transrotor.de

Pro-Ject Debut III/Phono USB

Bester Einstieg in die Analogwelt: Im Gehäuse des Debut III sind neben einem Riemenantrieb noch Phono-Vorverstärker und Analog-/Digital-Wandler eingebaut. Dank des Vorverstärkers kann der Plattenspieler direkt mit modernen Heimkinoverstärkern verbunden werden – die besitzen meist keinen eigenen Phono-Amp. Der Wandler wiederum überträgt analoge Schätze als Musikfiles per USB an den Computer. Dank eines Chassis aus verdichteten Holzfasern, des leise laufenden Motors und eines 1,3 kg schweren Stahltellers performt der Pro-Ject Debut III auf hohem Niveau – ausgeglichen und kontrolliert.

ab 365 Euro inkl. MM-Abtastsystem Ortofon OM 5E www.pro-ject-shop.de

Dual CS 505-4

Seit den Siebzigern gab es vier Updates des CS 505. Holzzarge, Tonarm, die Entkopplung mittels Spiralfedern und vor allem das Subchassis wurden über die Jahre verfeinert. Der Dual musiziert souverän, knackig und mit viel Pep. Soundfreaks freuen sich über das abnehmbare Headshell (Systemträger, an dem der Tonabnehmer befestigt wird), so lassen sich verschieden klingende Systeme in Sekunden austauschen. Als Halbautomat bleibt er am Rillenende stehen und hebt den Tonarm. Die Drehzahl lässt sich feinregulieren. Sinnvoll, wenn der Riemen allmählich ausleiert.

um 550 Euro inkl. MM-Abtastsystem Ortofon OMB 10 www.sintron-audio.de

Stanton ST-150 II

Der meistert den harten DJ-Alltag. Eine ultra stabile Stahlkonstruktion (16,4 kg) und effektive Gummidämpfung verhindern akustische Rückkopplungen mit den Lautsprechern. Der Stanton hat weit und breit den stärksten Direktantrieb mit einer einstellbaren Startgeschwindigkeit des Tellers von rasanten 0,2 bis zu 6 Sekunden. Zudem dreht er Schallplatten auch rückwärts. Auch bei ihm ermöglicht ein Phono-Vorverstärker den Betrieb an Hochpegeleingängen (AUX oder Tape). Zusätzlich offeriert er über Digital-Out ein Tonhöhen-korrigiertes Signal: Ist die Geschwindigkeit des Players gepitcht, sind Stimmen und Instrumente dennoch in ihrer korrekten Tonlage zu hören. Die Pitchrange liegt bei +/- 50%. Und der Sound ist über jeden Zweifel erhaben.

um 500 Euro inkl. MM-Abtastsystem 680 HP Club www.korgmore.de

T-Xpression by Phonosophie

Highend aus Hamburg. Der Tuning-Spezialist Phonosophie baut den Xpression Classic von Pro-Ject zu einem Soundüberflieger um, der bis 2 000 Euro alles abräumt. Das Laufwerk ist riemengetrieben, veredelt mit einem Tonarm aus Karbon und dreht die Stahlachse des Aluminiumtellers in einem Lager mit Messinglaufbuchsen. Das reduziert Laufgeräusche. Die Phonosophen tauschen das Hersteller-Cinch-Kabel gegen eine eigene Verbindung und integrieren an Problemstellen des Players „Aktivatoren“. Diese neuartige Technik minimiert klangschädliche Energiewirbel und hebt damit die Performance auf ein traumhaftes Level.

um 1 400 Euro inkl. MM-Abtastsystem Ortofon 2M Red www.phonosophie.de

bevor sich

was dreht

Material und Verarbeitung

Plattenspieler mit Gehäusen aus leichtem Plastik (unter 250 Euro) kämpfen mit Eigenresonanzen und von außen auftreffenden Vibrationen. Unter solchen Bedingungen ist es für den empfindlichen Abtastkopf (Nadel) schwer, ungestört Musik aus der Rille zu holen. Manchmal überlagern die Störgeräusche dann sogar das Audiosignal.

Riemen- oder Direktantrieb?

Der Teller muss sich gleichmäßig drehen, darf kein bisschen aus dem Gleichlauf kommen – sonst leiert die Musik. Dies geschieht entweder durch einen Riemen- oder Direktantrieb. Beim Direktantrieb ist der Motor Teil des Tellers, so gelangen allerdings auch Motorvibrationen zur Nadel. Dennoch empfiehlt sich Direct Drive für DJ-Geräte: der Teller kommt viel schneller auf Touren. Ein Riemenantrieb hingegen sorgt für wenig bis keine Motorgeräusche.

Der Tonarm

Der Tonarm führt das Abtastsystem durch die Rillen. Seine Horizontal- und Vertikallager dürfen kein Spiel haben und müssen dennoch sehr leichtgängig sein. Das verlangt einiges Fingerspitzengefühl bei der Justage. Zudem sollen Tonarme möglichst keine Eigenschwingungen produzieren. Diese würden sich auch wieder mit den Musiksignalen mischen. Materialien wie Karbon oder hochfestes Aluminium sowie Dämpfer wirken dem entgegen.

Die Systemfrage

Drei Arten von Abtastsystemen sind üblich:

MM-Systeme: Bei der Moving-Magnet-Variante versetzt die Abtastnadel einen kleinen Magnet in Schwingungen. Soundqualität ist hoch, die Signalspannung aber recht klein, daher wird ein Phono-Vorverstärker benötigt.

MC-Systeme: Bei Moving Coil werden winzige Spulen beim Abtasten der Rille durch die Nadel in Schwingung versetzt. Dies erhöht Abtastgenauigkeit und Klangqualität. Nachteil: Die Nadel kann nicht einfach ausgetauscht werden, und wegen des schwachen Signals muss oft ein Step-Up-Transformer vorgeschaltet werden.

Kristallsysteme: Die günstigste Variante: Hier werden piezoelektrische Kristalle durch die von der Nadel abgetasteten Schwingungen verformt. Man benötigt keinen extra Phono-Vorverstärker. Nachteil: Es wird ein hohes Auflagegewicht benötigt – Platten verschleißen so schneller.

Das Stellungsspiel

Grundsätzlich sollten Plattenspieler auf stabilem Untergrund stehen. Wandhalter und Racks versprechen Abhilfe (ab 100 Euro, www.manufaktum.de / www.pro-ject-shop.de). Zudem Pflicht: eine waagerechte Aufstellung des Spielers. Denn Schieflage führt zu Rumpelgeräuschen und Verschleiß. Auch Motor- und Tonarmlager fühlen sich am wohlsten, wenn alles eben steht. Eine Libellenwasserwaage als Justage-Hilfe leistet gute Dienste.

Phono-Vorverstärker

Da die von MM-/MC-Systemen kommenden Signale sehr schwach sind, schafft es die Elektronik in gebräuchlichen Hi-Fi-Komponenten nicht, sie auf einen hörbaren Pegel zu bringen. Ein Phono-Vorverstärker pusht die Signalstärke und bereinigt auch den Umstand, dass in eine schmale Schallplattenrille kaum Bass hinein“passt“. Nur wenige Hi-Fi-Anlagen haben einen solchen eingebaut. Separate Geräte gibt es in guter Qualität ab 100 Euro. Achten Sie darauf, ob Sie ein MM- oder ein MC-System verstärken wollen!

Rückkopplungen vermeiden

Abstand halten! Plattenspieler reagieren allergisch auf Schalldruck aus Lautsprechern. Rückkopplungen können sich sogar so weit hochschaukeln, dass die Lautsprecher Schaden nehmen. Und: Abdeckhauben des Geräts bei der Wiedergabe abnehmen. Sie „sammeln“ Schallwellen, leiten sie auf die Spielermechanik und verderben den Klang.