Kolumne

Warum Helene Fischer & Co. genau so hirnschädigend sind wie Kiffen


Jugendschutz ist wichtig – aber der müsste auch für hirnschädigende Musik gelten.

Schon wieder eine Mail mit einer Petition von Change.org – „HANS STOPPEN!“ fordert die Betreffzeile. Hm. Ich weiß nicht … Gut, klar, mir geht Hans auch oft genug ziemlich auf den Wecker. Aber ich mache ungern mit bei so personenbezogenen Petitionen. Ich hab mal vor Jahren frivolerweise eine gegen Markus Lanz als TV-„Talker“ unterschrieben, aber mir wurde dann erklärt, dass das voll daneben war, von wegen „ad hominem“, und außerdem hat der seine Sendung heute immer noch – warum engagiert man sich eigentlich? *seufz* – und podcastet sich seit einiger Zeit auch noch mit dem zunehmend wunderlichen Ersatzphilosophen Richard David Precht um Kopf und Kragen; vielleicht sollte man DEN mal stoppen und dafür Hans in Ruhe lassen? … Ach du meine Güte, jetzt seh ich, da steht „HASS stoppen“. Ja, da bin ich freilich absolut dafür, den Hass zu stoppen … Wobei es, realistisch betrachtet, sicher aussichtsreicher wäre, sich erst mal Hans vorzunehmen. Bruhaha!

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Sie müssen entschuldigen, es ist grad alles sooo lustig hier in Bayern, und die Sicht ist ein bisschen verschwommen – weil wir natürlich alle bloß noch am Kiffen sind, klar. Wir haben ja so viel nachzuholen, aber unsere CSU, die ja in dem Land, das sie eigenhändig erfunden und gestaltet hat, immer zuvörderst das Elysische sieht, möchte verhindern, dass Bayern auch noch zum „Kifferparadies“ wird und deshalb das neue Gesetz „so restriktiv wie möglich auslegen“, mit Haschsonderpolizei und crazy Geldstrafen – die wollen das knallhart durchziehen („durchziehen“, wahaha! Er hat „durchziehen“ geschrieben!).

Kinder und Jugendliche müssen geschützt werden – aber doch nicht nur vor Drogen!

Nein, es ist schon klar, Kinder und Jugendliche müssen geschützt werden – aber doch nicht nur vor Drogen! Wie an dieser Stelle schon öfter beklagt: Es gibt hier Leute, die ihre Kinder Andreas Gabalier, Helene Fischer und Mallorca-Schlager hören lassen! Das ist natürlich auch hirnschädigend, aber dafür gibt’s keine Strafandrohung. Da muss man selber wachsam bleiben bei der musikalischen Früherziehung – und hier hakt’s grad ein wenig bei uns. Gestern erzählt mein Sohn, dass es bei ihnen im Schulgarten einen Vogel gibt, der die Hookline von „Barbie Girl“ pfeift. Okay, interessante Naturbeobachtung, aber hallo: Woher kennst du Achtjähriger Schrottpoplieder aus den 90ern?

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Wie oft hab ich dir und deinen Geschwistern schon gesagt, es gibt jetzt bald Ärger, wenn ihr nicht endlich „SMILEY SMILE“ fertig anhört? Wir hatten das doch besprochen! Außerdem hängt ihr alle drei meilenweit hinterher mit den Backkatalogen von Badly Drawn Boy und den Doors – und jetzt DAS! Ein Barbie Bird. O tempora! Meine Tochter hat sich Letztens ein „Dark Side Of The Moon“-T-Shirt gekauft, oho! Ich am ersten schönen April-Hochsommertag gleich ein Lagerfeuer gemacht und extra für sie „Dark Side“ ­aufgelegt. Was DAS denn jetzt sei, fragte sie beim Hubschrauber, und spätestens nach der Hälfte von „The Great Gig In The Sky“ saß ich allein da. Typisch. Diese Jugend.

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 6/2024.