Was hat Dolly Parton mit Fredl Fesl gemeinsam?
Josef Winklers statistische Nachbetrachtung zur ME-Liste der 100 besten Gitarrist:innen.
Oh Himmel, schon längst 2024 – ich bin immer noch mit der Auswertung und Einordnung der statistischen Erhebungen vom verflossenen Jahr beschäftigt! Zum Bespiel hier: Die Liste der „100 besten Gitarristinnen und Gitarristen aller Zeiten“, erarbeitet vom MUSIKEXPRESS. Da stellt sich für Klugscheißer:innen natürlich zuallererst die klassische Klugscheißer:innenfrage: Ja, wie jetzt, „aller Zeiten“, ist da auch die Zukunft der Gitarristerie schon mit enthalten?
Könnte man antworten: Ja, basst scho, ist mit drin; so viel Zukunft steht ja nach allem Dafürhalten eh nicht mehr bevor, und ob da in den letzten paar Jährchen vor der (logisch von der Ampel verschuldeten) Klima-Öko-Nuklear-Agrardiesel-Zombie-Apokalypse noch so viel bahnbrechend Gitarre gespielt werden wird …? Na, falls noch was kommt, können wir ja nachnominieren. UND heutzutage auch wichtig: Wenn wir „alle Zeiten“ bewerten, sind denn auch alle Parallelwelten und Multiversen mit in die Betrachtung eingeflossen?
Ich war an den Entscheidungsprozessen nicht beteiligt (sonst wäre Fredl Fesl viel höher platziert), gehe nach dem Studium der Liste aber davon aus, dass wohl zumindest Stichproben gemacht wurden. So hat man beispielsweise offenbar ein Paralleluniversum ausgecheckt, in dem der Dude von den Stone Temple Pilots (Von wem? Puh… Wie erklär ich das jemandem unter 55 … egal) der vierunddreißigstbeste Gitarrist aller Zeiten ist. Ja, schräg, gell? In wieder anderen Welten scheinen hier bei uns unter „ferner liefen“ einzusortierende Leute wie Bernard Butler und Poison Ivy derart hoch gehandelt zu werden, dass sie es in der Gesamtwertung auf die Plätze 17 bzw. 16 (!) geschafft haben. Glückwunsch von hier aus!
Ich nehme an, dass auch der notorische Saitenderwisch Dolly Parton unter ähnlichen Umständen Eingang in die Liste fand (auf Platz 93, der eigentlich für Robert Fripp reserviert war, aber dann stellte sich heraus, dass es gleich mehrere Universen gibt, in dem Fripp der EINZIGE Gitarrist ÜBERHAUPT ist, und das muss dem reichen, fand die Jury), und sie repräsentiert eine statistisch hochinteressante Schnittmenge mit einer anderen Liste, die mir vom Algorithmus auf einer halbseidenen People-Seite zur Auswertung angeboten wurde: Dolly Parton ist die einzige Person im ME-Ranking der „100 besten Gitarristinnen und Gitarristen“, die auch in dieser Aufstellung von „weiblichen Milliardärinnen“ vertreten ist.
Stellt sich gleich die Genderfrage: Gibt es auch männliche Milliardärinnen? Während ich dies zu verifizieren versuche, stoße ich auf die Info, dass Dolly Parton in Wahrheit nur 440 Mio. schwer ist! Herrgott! Jetzt kann ich wieder von vorn anfangen – das kommt vom Faktenchecken!
Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 3/2024.