Was ist eigentlich Sache mit… Oligarchen-Pop??


Arina Popova sieht scharf aus. Sehr scharf. Das mag jetzt eindimensional oder auch einfach nur sexistisch klingen. Ist aber so-und erzählt nicht nur nebenbei eine ganze Menge über RMF, diese neue heiße Band aus Russland. Doch, richtig gelesen: Russland. Vor dem inneren Auge defilieren da sofort fürchterliche Klischees. Ivan Rebroff, der falsche Russe mit der Pelzmütze. Dschingis Khan („Wirf die Gläser an die Wand, uiaahahahaha-hey!“ etc.). Das „Lesben“-Duo Tatu. Wladimir Kaminers folkloristisch angehauchte „Russendisko‘-Produktpalette. Oder, schlimmstenfalls, DimaBilan, der Eurovision-Song-Contest-Gewinner mit dem Teufelsgeiger und dem Eiskunstläufer.“Also, auf Dima Bilan sind wir sehr stolz!“, sagt Frau Popova und legt die Stirn in Furchen. „Er ist ein großer Star in Russland!“ Musikalisch sei das halt Pop. Und RMF sei echter Rrrock. Sagt Arina. Rock mitgerolltem R.

Dabei unterscheiden RMF sich von den genannten Gruselgestalten schon dadurch, dass ihr Album into durchaus anhörbar ist. Zumindest so wie ein gutes No-Doubt- oder ein mittelmäßiges Cardigans-Album; keine Spur von Humptata-Balalaika -Klischees, dafür Globalisierungspop.

Trotzdem sind RMF auf gewisse Weise ein genuin russisches Phänomen – paradoxerweise nicht zuletzt, weil sie im heimatlichen Moskau noch kaum jemand kennt und Into erst einmal „im Westen“ lanciert wird. Es geht die Kunde, RMF seien das erste Pferdchen, das ein schwerreicher russischer Geschäftsmann mit Rockgeschäftsambitionen ins internationale Rennen schickt -Kosten werden nicht gescheut. „Wir wollen da kein Geheimnis draus machen“, tritt Arina Popova die Flucht nach vorn an und klimpert mit den Wimpern:“yo, wir werden von einem Oligarchen unterstützt. Aber ist das nicht überall so, in jedem Business? Ich kann nur verraten: Es ist nicht Abromowitsch.“

Lieber spricht sie, und das mit echter Leidenschaft, von Musik. Wie sie jahrelang in einem Folklore-Chor sang; wie sie aufs Konservatorium ging, um ihren Gesang zu perfektionieren; wie sie Queen entdeckte – ausgerechnet Queen! „ich habe alle ihre Songs auswendig gelernt! Es war großartig, als Queen neulich in Moskau spielten, wenn auch ohne IHN“, Freddie Mercury, ihr großes Vorbild, von dem Arina Popova mit leuchtenden Augen schwärmt. Mit so leuchtenden Augen in der Tat, dass man gar nicht umhinkommt, RMF den baldigen Durchbruch zu wünschen,

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