Was wir bisher über den ECHO 2017 wissen
Neuer Sender, weniger Kategorien, mehr Jury: Der angeschlagene Musikpreis ECHO versucht sich 2017 an einer Frischzellenkur und räumt sich selber auf. Dies darf zumindest milde zuversichtlich stimmen.
Update: Die Nominierungen für den ECHO 2017 sind da!
Die ECHO-Macher haben es ihren Kritikern zuletzt nicht unbedingt leicht gemacht, ihrer Veranstaltung irgendetwas Positives abzugewinnen. Seit Jahren sieht sich der angeblich und tragischerweise wohl wirklich „wichtigste Musikpreis Deutschlands“ dem berechtigten Vorwurf ausgesetzt, seine Trophäen allein nach kommerziellen Kriterien zu verteilen. Dies führte unter anderem dazu, dass der ECHO den Spitznamen „Helene-Fischer-Festspiele“ trug, dass fragwürdige Bands wie Frei.Wild immer wieder ein Podium bekamen und dass die größten unvorhersehbaren Momente etwa die waren, als Bosse seine Mittelfinger in die Kamera hielt oder Sido auf der Bühne den ECHO und dessen Überraschungsarmut zu entlarven versuchte: Er habe die Preise schon vor ihrer Vergabe hinter der Bühne stehen sehen, sein Name sei dort nirgends eingraviert gewesen, erklärte er vor laufenden Kameras im Jahr 2016.
Ach, man könnte sich über so viele Dinge aufregen, die in den vergangenen Jahren schief liefen beim ECHO. Man könnte sich aber auch freuen, dass dieses Jahr zumindest der Versuch unternommen wird, ernsthaft etwas an der Verleihung zu ändern.
Echo 2017: Drei Veränderungen, die die Preisverleihung wieder interessanter machen könnten
Die erste große Veränderung wurde bereits im Dezember 2016 bekannt: Die Preisverleihung des ECHO wird 2017 nicht mehr in der ARD ausgestrahlt, sondern auf VOX. Der ECHO sei „erschöpft und müde“, erklärte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber und kritisierte: „Wenn Musiker, für die der Preis vergeben wird, sich mehr Zuspruch davon versprechen, dass sie auf der Bühne ihren Preis dissen und schlechtmachen, wie kann der Zuschauer zu Hause Spaß daran haben?“.
Dass statt öffentlichen Etats nun Werbegelder verbrannt werden, könnte man also gutheißen – ein entsprechend steigender Quotendruck sorgt aber nicht unbedingt für mehr Diversifikation und Qualität unter den nominierten und auftretenden Musikern. Hier kommt die zweite große Veränderung ins Spiel: Statt die Preise allein an Verkaufszahlen zu messen, sollen in Zukunft Fachjurys dafür sorgen, dass der Preis „emotionaler und weniger vorhersehbar wird“. Konkret heißt das, dass neben der bisherigen Jury, die aus Mitgliedern des Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und ehemaligen nationalen Preisträgern besteht, für jede Genre-Kategorie – HipHop, Dance, Pop und so weiter – eine Fachjury eingesetzt werden soll. Diese Jurystimmen entscheiden zu 50 Prozent über die Gewinner, die andere Hälfte wird noch immer über die „Offiziellen Deutschen Charts“ ermittelt.
Die dritte große Veränderung könnte nicht nur für einen kurzweiligeren Abend, sondern auch für einen abwechslungsreicheren sorgen: Statt bisher in 31 Kategorien soll der ECHO nur noch in 22 Kategorien verliehen werden. HipHop International, Dance International, Rock International, Crossover, Musik DVD national, Live-Act National, Best Interactive Act, Nationaler Act im Ausland und Radio fliegen raus. Übertragen auf die Gewinner des ECHO 2016 hieße dies, dass Helene Fischer nur einen statt vier ECHOS gewonnen hätte (für ihr Album WEIHNACHTEN) – wenn denn die Fachjury nicht selbst das hätte verhindern können.
Was wir sonst noch wissen?
Die ECHO-Kategorien 2017 lauten somit:
- Album des Jahres
- Hit des Jahres
- Künstler Pop national
- Künstlerin Pop national
- Band Pop national
- Schlager
- Volkstümliche Musik
- Hip-Hop/Urban national
- Dance national
- Rock national
- Künstler international
- Künstlerin international
- Band international
- Newcomer national
- Newcomer international
- Produzent national
- Bestes Video national
- Kritikerpreis national
- Lebenswerk
- Partner des Jahres
- Handelspartner des Jahres
- Soziales Engagement
Sogar einen Seitenhieb auf Sidos letztjährigen „Eklat“ und ihre eigene Schuld daran spart sich der BVMI nicht und teilt mit: „Damit es bis zur letzten Minute für alle spannend bleibt, kennt bis zur Überreichung der Trophäe wirklich niemand (bis auf den Notar und den Graveur) den Namen des Gewinners bzw. der Gewinnerin“.
Die 26. Echo-Verleihung findet am 6. April 2017 in der Messe Berlin statt und wird von Vox als verantwortlichem Sender einen Tag später ausgestrahlt. Und wem das alles immer noch zu sehr Mainstream ist, der verfolge stattdessen gern den 2016 neu geschaffenen „Preis für Popkultur“, bei dem Verkaufszahlen und Quoten nun wirklich so gar keine Rolle spielen.