Was wurde eigentlich aus… der schwedischen Indie-Pop-Band The Cardigans?
Vor über 20 Jahren sangen sich The Cardigans mit „Lovefool“ in unser aller Herzen. Anlass genug, um einen Blick darauf zu werfen, was Nina Persson und Co. seit dem Release ihres bisher letzten Albums im Jahr 2005 so getrieben haben – und welche schlechte Nachricht von Persson an ihre Fans noch immer Gültigkeit besitzt.
Mit „Lovefool“ landeten The Cardigans 1996 nicht nur einen riesigen Radiohit, sondern sorgten außerdem für einen der größten Ohrwürmer der Neunziger. Wenngleich die schwedische Indie-Pop-Band vielen erst mit besagtem Song, nicht zuletzt wegen seines Auftritts in der Action-geladenen Shakespeare-Neuinterpretation von „Romeo & Julia“, auf dem Radar erschien, so handelte es sich dabei keineswegs um den Beginn ihrer Karriere.
In ihrem Heimatland und skurrilerweise auch Japan konnten sich Gitarrist Peter Svensson, Bassist Magnus Sveningsson, Drummer Bengt Lagerberg, Keyboarder Lars-Olof Johansson und Sängerin Nina Persson schon 1994 mit ihrem Debütalbum in die Herzen zahlreicher Musikfans spielen. EMMERDALE erhielt in beiden Ländern Goldstatus und wurde von „Rolling Stone“-Autor Nathan Brackett für Perssons „einzigartigen skandinavischen Schwermut in der Stimme“, seine cleveren Arrangements und vor allem das Herzstück des Albums, ein „herrlich bizarres Disco-Cover“ des Black-Sabbath-Songs „Sabbath Bloody Sabbath“, gelobt.
Zuckrig-süße Popklänge und düstere Lyrics
Tatsächlich vereinten die Schweden in den folgenden Jahren immer wieder gekonnt zuckrig-süße Popklänge mit düsteren Lyrics zu Themen wie toxische Beziehungen („I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer“), die wahre Bedeutung von Verantwortung („Don’t Blame Your Daughter“) und sogar Satanismus („Mr. Crowley“).
Ihr bislang letztes Album SUPER EXTRA GRAVITY erschien 2005, wurde im folgenden Jahr von einer Tour begleitet und markierte schließlich den Beginn einer fünfjährigen Schaffenspause der Band. Danach widmete man sich immer wieder eigenen (Ko-)Unternehmungen, so Persson mit ihrem Soloprojekt A Camp, Svensson und Lagerberg gemeinsam als Paus, Johansson und Lagerberg als Brothers Of End und Sveningsson als Righteous Boy.
Zusätzlich erschien Persson hier und da auf Tracks anderer Bands, wie Manic Street Preachers‘ „Your Love Alone Is Not Enough“, sowie Danger Mouses und Sparklehorses „Daddy’s Gone“ von deren hochgelobtem Album DARK NIGHT OF THE SOUL.
Die Tour-Reunion von The Cardigans
Erst ein lukratives Angebot des schwedischen Hultsfred Festivals konnte Persson und Co. dazu motivieren, ihr zuvor selbstauferlegtes Bühnen-Aus zu annulieren. Die Veranstalter forderten The Cardigans 2012 dazu auf, ihr Album GRAN TURISMO in voller Länge auf der Festivalbühne zum Besten zu geben – eine Bitte, der die Band nach anfänglichem Zögern schließlich gerne nachkam. „Es fühlte sich nach einer guten Weise an, uns aus unserem seltsamen Alltag herauszureißen“, erklärte Persson ihre Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt in einem Interview.
Nachdem man sich als Ersatz für Svensson, der das Angebot ausgeschlagen hatte, den Singer-Songwriter Oskar Humblebo mit an Bord geholt hatte, baten die Cardigans ihren Manager, einige weitere Gigs klar zu machen. Euphorisch tourten sie in den folgenden Jahrne durch ganz Asien, Russland, Europa und Südamerika, ohne währenddessen jedoch jemals neues Material zu produzieren.
Stattdessen veröffentlichte Sängerin Persson 2014 schließlich ihr drittes Soloalbum ANIMAL HEART, das bei ME-Redakteur Stephan Rehm Rozanes in seiner Rezension leider kläglich durchfiel. 2018 gab die Band dann bekannt, im Zuge des 20. Geburtstags von GRAN TURISMO vier Konzerte in Großbritannien geben zu werden. Im gleichen Atemzug bestätigte Persson, was viele Cardigans-Fans ohnehin schon befürchtet hatten. „Es wird keine weiteren Cardigans-Alben mehr geben, da bin ich mir ziemlich sicher“, so die Sängerin in einem Interview, „aber wir werden weiterhin kleine Konzerttouren starten, solange es uns noch Spaß macht und wir dem Ganzen gerecht werden können.“ Immerhin ein kleiner Trost.