Weezer: Erfolg allein macht doch glücklich
Leistung lohnt sich: Weezer genießen ihr Stardasein, denn sie müssen jetzt ihre Verstärker nicht mehr selber schleppen
Wer sagt da, daß der Erfolg nur Schattenseiten hat? Und wer behauptet da, daß es manchmal ganz schön lästig ist, ein Star zu sein? Wer auch immer entnervt über das Showbiz klagt, eines steht fest: Weezer sind’s ganz bestimmt nicht. Denn die vier quietschvergnügten Knaben aus Hollywood genießen den Rummel um ihre Band in vollen Zügen, bezeichnen ihre Erfolgsgeschichte als „Cinderella-Story“ und registrieren voll Genuß, daß sie ihre Verstärker seit geraumer Zeit nicht mehr selber schleppen müssen. Und nachdem ihnen Amerika sowieso schon zu Füßen liegt, ist jetzt Europa dran.
„Mann, Wahnsinn, schau dir mal die Leute an!“ Brian Bell, Gitarrist, Sänger und vor allem Sprecher von Weezer, verfällt angesichts der euphorischen Massen beim ‚Bizarre Festival‘ in Köln in andächtiges Staunen. „Seit 9 Uhr morgens rocken die so herum. Stehen in der Hitze und haben an jeder Band Riesen-Spaß. In diesem Publikum steckt gewaltig viel Energie.“
Brian Bell muß es wissen. Vor einer Stunde stand er selber noch auf der Bühne, zusammen mit Bassist Matt Sharp, Drummer Pat Wilson und Weezer-Frontmann und -Songwriter Rivers Cuomo. Jetzt sitzt Brian, geduscht, gekämmt und geschneuzt, im Backstage-Bereich, mit Brille, Schlabber-T-Shirt, unauffällig und sehr, sehr entspannt. Das macht der Success. „Tja“, sagt Brian und grinst, „unsere harte Arbeit hat sich eben gelohnt.“ In der Tat. Die Geschichte der Rockband Weezer ist eine ziemlich glatte Erfolgsstory. Diverse Hits auf dem Debütalbum und vor allem jede Menge Airplay machten das Quartett über Nacht zu einer gefragten Band und die Musiker zu Stars. Ihr Song ‚Buddy Holly‚ wurde zum Dauerbrenner. Aber: Bevor die vier Jungs vor etwa dreieinhalb Jahren ihr jetziges Projekt gründeten, vereinte sie vor allem eine Sache: eine beständige Erfolglosigkeit bei so allem, was sie taten.
Mit 18 flüchtete Brian aus dem beschaulichen Knoxville/Tennessee ins brodelnde Los Angeles, wo er Ton-Ingenieur werden wollte und mit einer Band namens Carnival Art diverse Alben aufnahm, die, wie er zugibt, „allesamt Riesenflops waren“. Während Rivers und Pat in der ebenfalls nicht allzu erfolgreichen Band Fuzz spielten und in einer Art Not-WG in Hollywood wohnten -— zusammen mit Matt. Und, wie der Zufall so spielt: „Es zeigte sich, daß jeder ein anderes Instrument spielte. Also begannen die drei zu jammen.“ So ungefähr entstand Weezer. Als die damals noch unvollständige Band auf Brian Bell traf, war der für sie sowieso schon ein Star: „Weil ich schon einige Platten veröffentlicht hatte. Offenbar schätzte mich Rivers, weil er bei mir anrief und fragte, ob ich nicht bei seiner Band einsteigen wollte.“ Brian wollte. Nach einigem hektischen Hin und Her flog er schließlich nach New York, wo die erste Weezer-Platte aufgenommen wurde. Der Erfolg aber ließ noch einige Monate auf sich warten. Aus Weezer wurde — trotz allen Zweifels — bald ein gefragter Act. Die vier haben Spaß an der Rolle als Stars. Und sie nutzen sie aus. Bandchef Rivers Cuomo beispielsweise gibt prinzipiell keine Interviews. Wahrscheinlich hat ihm mal jemand geflüstert, daß sowas cool sei. Auch der Rest der Band zählt sich lieber zur schweigenden Fraktion. Also ist es Brian, der die Erklärungen abgibt über den Sound und das neue Album. Und während jetzt Garbage die Menge in Köln zum Toben bringt, verabschiedet sich Brian mit noch mehr Komplimenten ans Publikum: „Mann, sieh dir nur diese Leute an! Wahnsinn.“