Wendy & Lisa
Satisfaction“ versprachen sie mit dem gleichnamigen Song auf dem Album FRUIT ON THE BOTTOM. Doch in München kommen Wendy & Lisa nicht richtig in die Gänge. Zu selten blitzt das auf, was Prince-Gefolgsgänger seinen „Genius“ nennen und von dem die beiden eine ordentliche Portion zu bieten haben. Trotzdem zeigen die Komponistinnen von „Purple Rain“ durchaus, wie innovative Popmusik in den 90er Jahren aussehen kann. Weil sie munter zitieren, neu zusammenfügen, sich Brüche erlauben und schräge Arrangements mit unverschämt schnulzigen Melodien kreuzen. Von ihrer Band erfahren sie optimale Unterstützung — und machen doch dem Letzten im vollbesetzen Nachtwerk klar, wer hier wirklich die Musik spielt.
Die schönen, neuen Pop-Heroinen brachten beste Erinnerungen an München mit: Jk wir das letzte Mal hier spielten, war es wirklick unser bestes Konzert“, schwärm! Lisa. Übertreffen konnten sie sich nicht. Aber sie überzeugten die Leute, daß sie Vollblutmusikerinnen sind — und nicht irgendwelche Popstar-Gespielinnen, die schnelle Kohle machen wollen. Wenn sie trotzdem manche Erwartung enttäuschten, dann lag es daran, daß sie sich mit ihrem aktuellen Album EROICA die Meßlatte selbst sehr hoch gelegt haben.
“ Ey, die kann ja wirklich Gitarre spielen“, lobt gönnerhaft anerkennd ein Typ aus dem Publikum die rothaarige Wendy Melvoin. „Zucker die Mädeb“, meint ein anderer beim Rausgehen. Doch wer Wendy & Lisa auf ihre Schnuckeligkeit reduziert, tut den beiden unrecht. Denn sie strahlen Selbstbewußtsein aas, weil sie ihre ureigene Musik spielen, ihre Verbindung von Psychedelic-Anklängen. Funk-Rhythmen und bluesigen Noten. Daß die Töchter renommierter Studiomusiker in der Band von Prince musikalischen Feinschliff mitbekamen, ist unüberhörbar. Wie ein Taschenteufelchen grinst er aus Lisas Synthie-Harmonien und Wendys Gitarre. Seine Duftnote hat er gesetzt aber die Macht verloren.