What’s App?


Nur Spielerei oder ernsthafte Alternativen zu teurem Equipment? Musik-Apps für iPhone, iPad und andere smarte Phones und Tablets können fast alles – höchste Zeit für einen Überblick.

Für spielkinder

MorphWiz

Bunte Saiten laufen vertikal über den Bildschirm. Berühren wir sie, erzeugen sie mal ein sphärisches Klingen, mal einen dunklen Basston. Lassen wir den Finger die Saite hochfahren, wird der Ton lauter, ein Fingerwackler zum Vibrato. Melodien lassen sich speichern und direkt in einer Schleife abspielen, sodass wir uns in weiteren Spuren dem Ausbau des Songs widmen können. „MorphWiz“ ist polyfon, das heißt, wir können mehr als einen Ton gleichzeitig spielen und Akkorde greifen. Das funktioniert auf der Version für Tablet-PCs wegen des größeren Saitenabstandes besser als mit der Smartphone-App. „MorphWiz“ schaut zwar fast ein wenig esoterisch aus, ist aber ein tolles Instrument. iPhone, iPad (7,99 Euro)

FunkBox

Ein Drumcomputer für das iPhone, billiger als eine Trillerpfeife. Zumindest dem Erscheinungsbild von „FunkBox“ sieht man das auch an. Der Look pendelt irgendwo zwischen Plastik und Retro. Aber das Tool ist jeden Cent wert. Hinter dem etwas ungeschickten Design stecken programmierbare Emulatoren unterschiedlicher Beatmachines, etwa des Roland 808, des CR-78, des Maestro MRK-2 und des Korg Electribe. Trotz dieser kryptisch anmutenden Modellbezeichnungen ist die „FunkBox“ auch für Anfänger geeignet. Aber nicht ausschließlich. So benutzten die Gorillaz die App für ihr jüngstes Album The Fall. iPhone, iPad (2,39 Euro)

Tap DJ

Wer nur mal an der Bushaltestelle den DJ spielen möchte, liegt mit „Tap DJ“ richtig. Mit der App lassen sich Songs aus der iTunes-Playlist auswählen, mixen und scratchen. Als Interface dient die Abbildung von zwei Plattenspielern. Wir können Passagen markieren und als Loop abspielen sowie Lautstärke und Laufgeschwindigkeit der Tracks anpassen. Allerdings fehlt die BPM-Anzeige, gepitcht wird nach Gefühl. Ein 3-Band-Equalizer, neun voreingestellte Samples und eine Sharingfunktion halten Hobby-DJs auf Trab. Leider ist die Bedienung der kleinen Regler ein ziemliches Gefummel, aber das ist ein Problem vieler Apps. iPhone, iPod touch (1,59 Euro)

I am T-Pain

Auto-Tune, Fluch oder Segen? Die witzige App „I am T-Pain“ ist eher letzteres. Kopfhörer eingestöpselt, App aktiviert, und schon windet sich die eigene Stimme über chartskompatible Backingtracks. Mit Unterstützung der iTunes-Bibliothek, sieben Beats oder im Freestylemode. Eher belustigend als inspirierend ist die Community-Funktion. Sie zeigt, dass Auto-Tunes ein Gleichmacher ist, ob in den USA, Deutschland oder Japan. „I am T-Pain“ ist aber auch ein Marketing-Tool für den Musiker T-Pain. Der ruft über die App seine Fans zu Karaokewettbewerben auf und verkauft in einem integrierten Shop weitere Hintergrundbeats im Bundle zu 79 Cent. iPhone, iPod Touch (0,79 Euro)

RJDJ

„RJDJ“ ist eine außergewöhnliche, interaktive Soundcollage. Wir greifen auf unterschiedliche „Szenen“ zu. Sie sind der Nährboden für individuell arrangierte Tracks. Denn „RJDJ“ reagiert auf Umgebungsgeräusche. Wir pusten, klopfen und singen in das Mikrofon und triggern so Samples, die sich nach Tonhöhe unseres Soundinputs von den Voreinstellungen unterscheiden. Das Klirren einer Kaffeetasse klingt mal sphärisch wie eine Glocke unter Wasser, dann wieder natürlich, bevor es sich aufsplittert wie ein Kaleidoskop. In einem integrierten Store warten unzählige Szenen. Die meisten sind kostenlos, einige wenige kosten 79 Cent. Toller Trip.

iPhone, iPod Touch (kostenlos)

Beatwave

„Beatwave“ benötigt weniger Takt- denn Fingerspitzengefühl. Über ein grafisches Interface erstellen und verändern wir dynamisch Klangteppiche. Der Screen ist in 288 kleine Quadrate eingeteilt. Berühren wir ein Quadrat, erzeugen wir einen Ton. Ein Strich wird so zum Akkord, gekonnt gesetzte Punkte zu einer Melodie. Bei Bedarf können wir Bassläufe und einen Beat hineinfummeln. So erzeugte Klangmuster können in einer Schleife abgespielt und um weitere Arrangements erweitert werden. Die App visualisiert den Sound in Echtzeit. Ein tolles Spielzeug, um Stunden zu verdaddeln. iPhone, iPod Touch, iPad (kostenlos)

Für Analogwandler

Music Studio

Der Lehrer, der früher Blockflöte an der Musikschule unterrichtete, war nicht lässig, aber zuverlässig. Das lässt sich auch über „Music Studio“ sagen. Die App ist nicht sehr schick, umfasst aber eine komplette Instrumentendatenbank plus Mischpult plus Sequencer plus eine Handvoll Effektgeräte. Die Standardversion bietet 40 klassische Instrumentensamples, die in Studioqualität aufgenommen wurden. „Music Studio“ exportiert Projekte im WAV-Format und ist MIDI-fähig. Unterstützt wird externe Peripherie wie die portable Schnittstelle „Line6“, der „SynthStation25“-Controller von Akai, aber auch andere Keyboards. iPhone, iPod Touch, iPad (11,99 Euro)

Gibson Learn and Master Guitar

Eine nützliche kleine App kommt von Gibson, dem altehrwürdigen Gitarrenhersteller aus Tennessee. Hintergrund ist sicherlich der Wunsch, ein paar Exemplare des gleichnamigen Videogitarrenlehrgangs zu verkaufen, für den in der Applikation geworben wird. Als Lockangebot dienen 19 Filmchen, die Gitarrengrundlagen ebenso vermitteln wie Blues-Tonleiter und Jazz-Impro-Tipps. Doch vor allem die Kombination aus Stimmgerät, Metronom und Akkordliste machen die App zu einem nützlichen Tool für den Lagerfeuerauftritt. Ein Ersatz für anständige Peripherie ist die Software allerdings nicht. iPhone (kostenlos)

Rock Out Accoustic Pro

Die Android-Plattform besitzt eine Menge Vorteile gegenüber dem iPhone, Echtzeit-Audio gehört derzeit allerdings nicht dazu. Das wird sich gewiss bald ändern. Noch aber gibt es nur wenige wirklich gute Applikationen. „RockOut“ ist immer noch eine der gelungensten. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um eine Gitarren-App. Zur Auswahl stehen 50 verschiedene akustische Gitarrenmodelle. Schlagen wir die virtuellen Saiten an, erklingen sauber aufgenommene Akkordsamples. Maximal lassen sich per Akkord-Umschaltung zwölf verschiedene Akkorde auf die Gitarre legen, zudem gibt es einen simulierten Tremoloeffekt.

Android (etwa 0,75 Euro)

Für Studiohocker

Korg iMS 20

Ein weiterer Synthesizer, der die Wandlung vollzogen hat weg vom analogen Modifikationsgerät hin zum digitalen Spielzeug. Bei einigen Leuten sorgt dieser Trend für Kopfschütteln. Dabei hat die „iMS 20“ definitiv ihre Vorteile gegenüber einer analogen Variante. Es gibt eine gefühlte Fantastillion Features, etwa ein Effektgerät, einen Pattern-Sequenzer und eine Drummachine. Zudem können Voreinstellungen gespeichert und neue Tracks direkt in eine SoundCloud geladen werden. Wer ohnehin ein iPad besitzt und nicht locker das Zehnfache für einen gebrauchten Original-Synthie ausgeben möchte, kann bedenkenlos zugreifen. iPad (25,99 Euro)

touchAble

Die weit verbreitete Studiosoftware „Live“ von Ableton lässt sich auch über das iPad bedienen. Das heißt, der Rechner steht in Wifi-Nähe hinter dem Vorhang, der DJ auf der Kanzel. Dabei will „touchAble“ mehr sein als ein schicker Startknopf von fertig arrangierten Tracks für das Liveset. Einzelne Bereiche wie Mixer, Klaviatur oder Pads werden auf dem kompletten Bildschirm dargestellt, füllen bei Bedarf aber auch nur eine Hälfte des Screens aus. Die Module können auf dem Display immer wieder neu arrangiert werden. Wer schnell eine neue Bassline einspielen, einen Effekt hinzufügen und dies dann live in einen Clip einfügen will, braucht nur wenige Handgriffe. Definitiv eine Alternative zu analogen Controllern. iPad (13,99 Euro)

Korg iElectribe-R

Der „iElectribe“ ist die virtuelle Version einer analogen Beatbox. Das Originalgerät kam vor knapp zehn Jahren auf den Markt. Wir können an 32 voreingestellten Beats herumzuspielen, an unzähligen Knöpfen und Reglern, aber auch eigene Drumpatterns kreieren. Vier 4/4-Takte warten darauf, mit beliebigen Percussion-Sounds belegt zu werden. Entweder mit den vorhandenen Bassdrums, Snares und Hi-Hats, die auch live eingespielt werden können. Oder mit selbst aufgenommenen Instrumenten, die per Tastendruck abgespielt und in einen Beat eingefügt werden können. Auch an einen monofonen Analogsynthie wurde gedacht. Das hatte das Original nicht zu bieten. iPad (15,99 Euro)

Filtatron

Das Pfeifen des G-Funk, die „Trompete“ in Dark Side Of The Moon, die schrägen Umhängekeyboards aus den 80ern – alles Moog-Synthesizer. Kaum verwunderlich, dass die hauseigene App mit dem Claim „It’s not a toy!“ beworben wird. „Filtatron“ ist auch kein Spielzeug, sondern ein Tool für Echtzeitaudioeffekte. Der typisch fette Moog-Sound wird von einem Resonanzfilter erzeugt. Einmal durch das Effektmodul gejagt, kommen geil verbogene und verkrüppelte Sounds heraus. Die können als Wave-Dateien exportiert und dann weiterverwendet werden. Voreinstellungen für die App lassen sich unter Freunden per E-Mail austauschen. iPhone, iPod Touch (3,99 Euro)

RD3 Groovebox

Die „Groovebox“-Entwickler Mikrosonic kommen aus Berlin. Und auf ihrer Homepage steht, sie wollten Musiksoftware für Mobiltelefone entwickeln, um jedem die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken. Dies ist den Berlinern mit der „RD3 Groovebox“ durchweg gelungen. Die App umfasst drei Tools: einen Drumcomputer, einen emulierten analogen Synthesizer und einen Mixer. Die Nutzeroberfläche ist übersichtlich und daher leicht zugänglich. Einsteiger und Gelegenheitsbastler werden schnell erste Beats und Bassläufe komponieren können. Zudem verfügt die App über eine Exportfunktion. Für das besser Ausdrücken. Android (3,49 Euro)

Musikalische Früherziehung

Mehr Apps für Daddelfreunde – oder wie man spielerisch an das „Instrument“ Smartphone herangeführt wird.

Ocarina, 0,79 Euro (iPhone)

Die Okarina (eine sog. Gefäßflöte) ist nicht nur eines der ersten Musikinstrumente der Menschheitsgeschichte, sondern auch eine der ersten Musik-Apps für das iPhone. Um sie zu spielen, pusten wir in das Mikro und halten die Löcher auf dem Screen zu. Ideal für die kleinen Pausen beim Live-Action-Rollenspiel.

Musicshake, 2,39 Euro (iPhone)

Wer das Frühwerk des King of Pop grob behauen möchte, dürfte an dieser App seine Freude haben. Die Stimme des jungen Michael Jackson und alle Instrumentalparts können wie Duplosteine ineinandergesteckt werden. Die einzelnen Samples sind austauschbar.

Bloom, 2,99 Euro (iPhone)

Ein Mix aus Musikinstrument, Kompositionstool und Fahrstuhlmusik-Player von Ambient-Vater Brian Eno. „‚Bloom‘ ist eine endlose Musikmaschine, eine Musicbox für das 21. Jahrhundert“, erklärt der Meister bloomig. Ein Sleeptimer ist praktisch beim Einschlafen.

Slayer Pinball Rocks, 2,39 Euro (iPhone, iPad)

Der virtuelle Flipper für Slayer-Fans. Die Musik der Altmetaller pusht bei der Highscorejagd. Einsprecher der Band machen aus der App ein Höllenspektakel für Fanboys. Könnte ob der wenigen Optionen etwas günstiger sein.

Nicht machen, hören!

Nahezu unverzichtbare Apps, um sein tragbares Wunderding als Musikplayer einzurichten.

Shazam, kostenlos (iPhone)

Ihr wisst nicht, wie das Lied heißt, das gerade im Club oder Radio läuft? App anschmeißen und an die Box halten! „Shazam“ erkennt das Lied fast immer.

Radio.fx, kostenlos (iPhone)

Übersichtliche und funktionale RadioApp. Listet Netradio, Privatradio und öffentlich-rechtliche Sendeanstalten.

The Radio CC, kostenlos (iPhone)

Unter dem Slogan „Freie Musik für freie Hörer“ streamt die App Musik von Künstlern, die nicht bei der GEMA, sondern über Creative Commons lizenziert sind. Interessante, manchmal etwas kuriose Tracks.

PLAY – The Music Quiz, 0,79 Euro (iPhone)

Umfangreiches Musikquiz mit Text-, Sound-, Bild- und Videofragen. Drei Spielmodi, darunter ein Mehrspieler-Modus. Für Musikhonks und Roadies gleichermaßen. Weitere Fragenpakete gibt’s als Download.

Winamp, kostenlos (Android)

Die bei Windows-Nutzern wohl beliebteste Musikverwaltung „Winamp“ ist seit Dezember als Anroid-App erhältlich. Eine Killer-App durch Musikplayer, 40.000 Radiostationen über Shoutcast und Synchronisations-Feature.

Aweditorium, kostenlos (iPad)

Nicht nur Vinyl-Nostalgikern ist aufgefallen, dass Plattencover kaum noch eine Rolle spielen. Hier setzt „Aweditorium“ an. Wie im Plattenladen durchstöbern wir eine auf Fotowand getrimmte Nutzeroberfläche. Es gibt weder eine Suchfunktion noch Kaufempfehlungen, nur optische Schlüsselreize. Mit einem Klick hören wir die Musik der unzähligen, oft noch unbekannten Indie-Interpreten. Dazu gibt’s Infos, Songtexte und Videos, eine Sharing-Funktion und einen iTunes-Link.