Wieder da!
Die 90er Jahre waren das Jahrzehnt der Wiedervereinigungen. Das fing schon ganz gut an am 3. Oktober 1990, als sich Deutschland mit Deutschland wieder vereinigte. Geld spielte dabei keine Rolle. Auch im Rock ist es so, dass die Musiker, die sich einst im Streit trennten, nach all den Jahren feststellen, dass sie sich eigentlich ganz schrecklich lieb haben. So wie Annie Lennox und Dave Stewart, die ihre 80er Jahre-Legende Eurythmics wieder haben aufleben lassen. Klar, dass das Reunionalbum „Peace“ aus dem Nichts auf Platz 1 der Charts schoss, klar, dass die beiden Deutschland-Konzerte des Duos ausverkauft waren bringen doch wiedervereinigte Combos aus vergangenen Tagen der älter gewordenen Klientel ein Gefühl der Vertrautheit, der Wärme, der Jugend, ja des Friedens zurück. Frieden ist ein Wort, das in den vergangenen 30 Jahren im Zusammenhang mit Crosby, Stills, Nash & Young ungefähr so oft gefallen ist wie Schnee in der Sahara.
Trotzdem hat der Teufel die vier alten Folk-Recken geritten, sich wieder gemeinsam in ein Studio zu begeben. Das Resultat: Das Album „Looking Forward“ einerseits, die Erkenntnis, dass auch CSN&Y eigentlich die dicksten Freunde sind, andererseits-auch wenn sie elf Jahre brauchten, sich daran zu erinnern. Noch länger war Sendepause bei Blondie. 1999 aber wollte es Debbie Harry noch einmal wissen und der Welt den Anblick ihres vollschlanken Leibes in bisweilen hautengen Bühnenklamotten partout nicht ersparen. Das Album „No Exit“ verkaufte wie geschnitten Brot, die Single „Maria“ ebenso. Weitere Reunions: Axl Rose hat sich mit Axl Rose wiedervereinigt und als Guns N‘ Roses den Song „Oh My God“ für den Soundtrack zu „End Of Days“ eingespielt. Boy George ist wieder – voll Eighties – mit dem Culture Club unterwegs. Und Madness haben ein Kunststück fertig gebracht, das den wenigsten Wiedervereinigern gelingt: eine wirklich geile Platte.