Wilco – BeingThere


Manche Menschen nennen BEING THERE das EXILE ON MAIN STREET der 90er. Da mag was dran sein: Ein Doppelalbum. Ein – nur beim ersten Hören indes – chaotisch wirkender Stilmix, der fest im Countryrock geerdet ist. Und Songs, die rumpeln und torkeln und taumeln wie einst beim Jahrhundertwerk der Rolling Stones und die beizeiten auch den Geist Gram Parsons‘ beschwören. Doch es irrt, wer schnödes Epigonentum wittert hier gibt es keine billigen Ripofts. BEING THERE war ein entscheidender Schritt nach vorn für Jeff Tweedy: Hier hatte er sich nach dem noch eher konventionell countryrockenden Wilco-Debüt A.M. von seiner alten Band, den Allernative-Country-Pionieren Uncle Tupelo abgenabelt und als Songwriter zu sich gefunden. Und nie zuvor und nie mehr danach – weder bei Uncle Tupelo noch bei Wilcos späteren Kraut- und Postrock-Exkursionen – hat er berührendere, mitreißendere, raffiniertere Lieder geschrieben, spürte man stärker das Herz seiner Musik schlagen als in diesen 76 Minuten, in denen alles an seinen Platz fällt: Tradition und Moderne, Nonchalance und Ambition, Energie und Eleganz. Please be there.

Produzenten: Wilco

Beste Songs: „Misunderstood“, „Outta Sight (Outta Mind)“, „Sunken Treasure“

What’s the story? Rock’n’Roll-Lifestyle: Weil BEING THERE daheim in Chicago entstand, durfte sich Jeff Tweedy beim Windelwechseln und Spielen mit Söhnchen Spencer von der stressigen Studioarbeit erholen.