Wir haben die Discogs-App getestet und sind ein bisschen enttäuscht
Die beiden ME-Online-Kollegen Thomas Porwol und Dominik Sliskovic haben sich die neue Discogs-App heruntergeladen. Das Protokoll eines Gesprächs über erste Eindrücke, Wünsche und Sorgen.
Am Freitag verkündeten wir, dass die Vinyl-Crowdsourcing-Plattform Discogs ihre offizielle App launchen wird. Drei Tage später war es dann so weit: Die Discogs-App war im AppStore zum Download erhältlich. Thomas Porwol und Dominik Sliskovic aus der ME-Online-Redaktion nahmen das Tool unter die Lupe. Hier das so entstandene Protokoll.
Dominik: Was war denn Dein erster Eindruck von der App?
Thomas: Ernüchternd. Die Login-Seite war lediglich die Discogs-Webseite – ich konnte mir sogar die Desktop-Version anzeigen lassen. Das wirkte nicht sehr poliert auf mich. Was dann folgte, war ein auf die minimalen Funktionen herunter gebrochenes Discogs, das sich auf meinem iPhone 6 auch noch sehr träge anfühlte. Was war Dein erster Eindruck?
Dominik: Ich musste mich zunächst einmal bei Discogs registrieren, was aber via Facebook-Login einfach ging. Komisch fand ich es, dass Discogs sich einfach irgendein Foto aus meinem Facebook-Feed gezogen hat und es auch keinerlei Möglichkeit gab, mein Profil (was ja so gesehen nur aus dem Foto besteht) zu bearbeiten. Mir fehlt in dem Zusammenhang auch eine Community, ein einfacher Weg seine Sammlung Kumpels und Kollegen zu zeigen. Ähnlich etwa, wie es Spotify handhabt, dass es eine seitliche Leiste gibt, wo angezeigt wird, was meine Freunde als letztes zu ihrer Sammlung hinzugefügt haben.
Wie lief der Scan-Prozess bei Dir? Hat das funktioniert?
Thomas: Funktioniert hat es – hat mich aber schnell frustriert. Man bekommt beim Scan-Vorgang wenig Feedback, ob und wann der Barcode erfasst wurde, und die Ladezeiten sind doch sehr lang – gerade das Anzeigen des passende Cover-Bildes dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Hat man eine Platte erst einmal eingescannt und die richtige Pressung ausgewählt, liefert die App aber die von Discogs gewohnt umfangreichen Informationen – allen voran den Preis, für den die Platte aktuell gehandelt wird. Das könnte sich bei Preisverhandlungen zukünftig als nützliches Werkzeug erweisen – ohne langes Eintippen hat man schnell eine Hausnummer zur Hand. Wie bist Du mit Scanner zurecht gekommen?
Dominik: Auch mich hat am meisten gestört, dass man zu keinem Moment weiß, wann der Scanprozess ausgelöst wird, weil man nicht fokussieren und auslösen kann, sondern die App dies völlig selbstständig handhabt. Des Weiteren ist es mir öfter passiert, dass die App mein Knie anstelle des Barcodes fokussiert hat. Kann auf Dauer etwas nerven.
Ich bin aber eigentlich recht gut mit dem Scannen und dem Auswählen der richtigen Pressung zu Recht gekommen, lange Ladezeiten habe ich überhaupt nicht zu bemängeln. Auch abseitige Platten, wie etwa französischen Underground-Garage-Punk fand die App ohne weiteres Ruckeln. An sich also eine schöne Sache um seine Plattensammlung jederzeit einzusehen und, wie Du schon angemerkt hast, den monetären Wert checken zu können.
Thomas: Leider hört es da aber auch schon auf. Die App bietet Zugriff auf die eigene Sammlung und die Wunschliste – die ganzen Community-Elemente wie das Forum, Freunde und Gruppen sucht man vergeblich. Und versucht man aus der App eine Platte zu kaufen, dann landet man wieder auf der Discogs-Webseite. Auch der Marktplatz findet sich nicht in der App. Es wirkt einfach sehr limitiert und mehr wie ein Werkzeug, um die eigentliche Webseite zu bedienen und nicht wie eine eigenständige App. Wer auf Discogs mit seinen Freunden interagieren, durch den Marktplatz stöbern oder generell die Community-Funktionen nutzen will, der muss leider weiterhin auf die Webseite gehen. Deren mobile Variante ist tatsächlich auch besser als die App – nur ohne Scan-Funktion.
Dominik: Wobei Discogs ja bereits angekündigt hat, die App laufend verbessern zu wollen. Der In-App-Marketplace soll schon in den kommenden Monaten integriert werden. Da kann man nur hoffen, dass sie auch das Problem mit der fehlenden Community fixen werden. Ich vermute, dass Discogs mit der App an den Markt gehen musste. Sie sind so schon sehr spät dran und haben wohl eine halbgare App gar keiner App vorgezogen. Die Discogs-Community hat mit MilkCrate ja schon ihre eigene App gebaut, weil sie das ganze Warten leid war.
Thomas: Hoffen wir, dass Discogs dieses Versprechen halten kann. Ich werde diese Ergänzungen jedenfalls noch abwarten, bevor ich der App noch eine Chance gebe. In der Zwischenzeit sollte ich vielleicht mal MilkCrate ausprobieren.
UPDATE:
Thomas: Es wird ja immer schlimmer: Wie wir gerade erfahren haben, wird die App MilkCrate eingestellt und geht in der offiziellen Discogs-App auf.