TATSÄCHLICH: Sie alle sind brav erschienen: der leibhaftige RZA, Method Man, Genius, Raekwon, U-Cod, Inspectah Deck und sogar 01′ Dirty Bastard. Doch dieser an sich schon unglaublich disziplinierten Leistung nicht genug: Der krankheitsbedingte Ausfall von Ghostface Killah wird durch Cappadonna ausgeglichen. Und selbst PoppaWu, der auf der neuen Platte das soulige Intro singt, steht auf der vor lauter Rappern überquellenden Bühne. So haben die gut 2.000 Kids im skurril-idyllischen Freibad alle Augen voll zu erraten, wer wer ist, und was er tut. Zum Beispiel Method Man, dessen unbändiger Bewegungsdrang in einem krassen Mißverhältnis zu seiner tiefen Schlafzimmerstimme steht. Ständig pendelt er zwischen den Boxentürmen und den vorderen Publikumsreihen hin und her. Ebenfalls als Ausbund an Energie entpuppt sich der kleine, rundliche Raekwon, der einen Großteil der verbalen Überleitungen bestreitet. Die zentrale Botschaft des Clans wird jedoch von RZA übermittelt. Seine Agitation richtet sich gegen die Aushöhlung des HipHop durch seichte R&ES-Klänge.
Ein Appell, der allerdings im sommerlichen Baumrund verpufft. Dennoch: RZA entwickelt immer mehr zum Frontmann seines chaotischen Clans und beeindruckt immer wieder durch seine extreme Wortdichte. Aber auch wenn Dirty in den Vordergrund tritt, geht ein Raunen durch die Reihen. Verständlich, denn alle hoffen auf Exzesse, gutturale Schreie, auf heruntergelassene Hosen und sonstige Aktionen, die den braven Bürger erschrecken könnten. Doch Dirty hält sich in erstaunlicherweise zurück. Der Rest des Clans jedoch schöpft aus dem vollen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. RZA und die Seinen bitten zu einer Art Abendmahl des HipHop und werfen Brot und Obst ins verdatterte Publikum (nicht ohne darauf hinzuweisen, daß man die Speisen bitte auch verzehren möge). Dann, mit einem Medley aus bekannten Nummern, wieder musikalische Kost. Gut, aber keinesfalls überwältigend. Die melodische Feinarbeit versandet in den Beats. Und die waren nicht mal richtig fett.
