Xavier Naidoo im Interview: „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“
Die Verschwörungstheorien geistern ihm schon länger im Kopf herum: Lest hier ein Interview mit Xavier Naidoo, das bereits im Jahr 1999 geführt wurde und damals im Musikexpress erschienen ist.
Für einen Himmel ist es ganz schön dreckig hier.
„Er muß nur ordentlich ausgekehrt werden.“
Dann mache den Anfang: Melde deinen Benz ab und kaufe dir ein schadstoffarmes Auto.
„Nein. Durch das, was passiert, wird – ich will es nicht hoffen – die Weltbevölkerung so dezimiert, daß mein Benz zum Pipifax wird. Man hat uns auch die Nachricht verkauft, daß sich nach der Bombardierung der irakischen Ölfelder die Erde verdunkeln wird. Aber die Erde läßt sich von uns nicht kaputt machen. Es sind nur Mittel, die eingeleitet wurden, um andere Wege zu weisen. Ohne die Umweltverschmutzung und Dutzende anderer Sachen – wann würden wir denn zusammenrücken in Deutschland? Wann würden es die normalen europäischen Bürger für nötig befinden, wieder zusammenzukommen? Doch nur, wenn unsere Flüsse über die Ufer treten und unsere Keller unter Wasser stehen.“
Somit ist es für dich also nur konsequent, den Tanz auf dem Vulkan zu beschleunigen und zehn alte Benzinschleudern zu fahren?
„Wir beschleunigen ihn, ja. Auch in der Kunst. Die Sachen, die ich höre – Jungle und Breakbeat – werden immer schneller. Die Spirale zieht sich zu.“
Ist das der göttliche Plan?
„Leider liegt es in unserer Natur, uns immer weiter von Gott zu entfernen. Ich bin in der glücklichen Situation, in jungen Jahren zu Gott gefunden zu haben. Wenn ich mit 50 immer noch warten würde, würde ich vielleicht wieder vom Glauben abfallen.“
Machst du es dir nicht ein bißchen zu leicht?
„Oh nein! Ich habe meinen Plan zu erfüllen. Und der ist: Ich will meine Stadt voranbringen. Das gelingt mir nur, wenn ich drei Milliarden verdiene, denn so viele Schulden hat Mannheim. Wenn ich, um dieses Geschäft auszuüben, mal schnell von Mannheim nach Hamburg und wieder zurück muß, dann verbrauche ich eben viel Benzin. Das ist nicht das Problem. Benzin ist doch gewachsene Natur.“
Wie viele Millionen liegen inzwischen auf deinem Mannheim-Sparbuch?
„Meine Kohle ist doch Pipifax. Laß mich zu einem Konzern werden, zu einem Bill Gates – und dann messe mich daran.“
Aber erst mal die Villa, den Benz, die Yacht?
„Warum soll ich mir das nicht kaufen? Salomon hat auch Paläste gehabt. Ich werde in meiner Wohnung, die ein paar Quadratmeter hat, weiterhin glücklich sein. Und wenn ich mir in meiner Stadt ein Haus kaufe, weil sich vor meinem jetzigen Haus schon die Fans tummeln, dann soll mir das auch gegönnt sein. Und ich werde mir auch meine kleine Autosammlung gönnen. Aber ich brauche keine Yacht in der Karibik.“
Im „Hohelied Salomon“, das von der Kirche jahrhundertelang aus der Bibel herauszensiert wurde, wird auch kräftig gepoppt…
„Logisch! In der Bibel steht auch: Wenn dir im Krieg irgendwo eine Frau gefällt, dann nimm‘ sie mit. Dann muß sie halt einen Monat lang außer Haus schlafen.“
Gesetzt den Fall, dein Plan gelingt. Du verdienst die drei Milliarden und errettest Mannheim von der Schulden-Geißel. Meinst du, daß du dann verschont wirst?
„Ich glaube, daß es nahtlos ineinander übergehen wird. Ich kann nur daran arbeiten. Mir ist Gott und danach der Mensch als seine Schöpfung heilig. Und bevor ich irgendwelchen Tieren oder Ausländern Gutes tue, agiere ich lieber für Mannheim.“
Sieh an: Xavier, der Rassist?
„Ja. Aber ein Rassist ohne Ansehen der Hautfarbe. Ich bin nicht mehr Rassist als jeder Japaner das auch ist.“
Ist ein Amerikaner weniger wert als ein Mannheimer?
„Natürlich nicht. Aber ich muß als erstes sagen: Bevor ihr uns diktiert, was wir zu tun haben, hört erst mal auf, uns mit eurer Musik zuzuscheißen. Alles ist amerikanisiert. Da muß ich doch wie ein Gallier dagegen angehen, gegen diese blinde Verherrlichung Amerikas. Gegen die Art, wie Amerika mit der Welt umgeht. Keine Demut, keine Achtung. Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein. Und als Schwarzer kann ich das ohne irgendwelche Hintergedanken sagen. Wie würden sich die Mannheimer fühlen, wenn ich plötzlich nach Monaco ziehe und dort meine Steuern zahle?“
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